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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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lächelnd. »Nur …« Sie brach ab.
    »Ja?«, sagten Raymond und Isabelle wie aus einem Mund.
    Clara biss sich auf die Unterlippe. Konnte sie nicht einmal den Mund halten? Gerhard hatte wirklich recht, wenn er ihr vorwarf, dass sie sich überall einmischte und blamierte.
    »Jetzt sag schon, was stört dich?«, fragte Isabelle ungeduldig.
    Clara zeigte auf die Champagnerflasche. »Das Etikett! Verzeih mir meine Offenheit, aber es wirkt so … schmucklos. Außerdem steht die Jahreszahl 1892 drauf, da frage ich mich, was das mit dem Jahrhundertwechsel zu tun hat. Ich weiß ja nicht, ob so etwas überhaupt möglich ist und was das kostet – aber könntest du nicht ein neues Etikett gestalten lassen? Eines, das etwas weiblicher wirkt und irgendwie moderner. Dann würde man gleich auf den ersten Blick sehen, dass in deinem Weinkeller ein frischer Wind weht.« Noch während sie sprach, sah Clara, wie sich Isabelles Blick verdüsterte. Das hatte sie nun davon! Da nahm die Freundin sie zu solch einem angesehenen Herrn mit, und sie tat sich gleich so wichtig.
    Bevor Isabelle etwas sagen konnte, räusperte sich Raymond Dupont. »Ihre Freundin hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Kompliment, Madame Gropius, ich hätte es nicht besser ausdrücken können.« Er verneigte sich vor Clara, die sogleich errötete.
    Im nächsten Moment ergriff Raymond Isabelles Hand. »In der Champagne hat es große Tradition, dass Frauen hervorragende Champagner machen oder wenigstens ihren Namen dafür hergeben. Die berühmteste Champagnerkönigin aller Zeiten ist die veuve Clicquot.« Er stand auf, ging zu einer Anrichte, entnahm eine Flasche Champagner und hielt sie Clara und Isabelle hin. Auf deren cognacfarbenem Etikett prangten groß die Worte »Veuve Clicquot Ponsardin« . Etwas Besonderes war das Etikett in Claras Augen jedoch auch nicht.
    »Ich weiß, der Tod Ihres Mannes ist noch immer ein schmerz­liches Thema für Sie, aber vielleicht sollten auch Sie Ihren Witwenstatus in den Ring werfen? Was würden Sie von Champagne Veuve Rougette halten? Dazu ein optisch herausragendes Etikett, das womöglich sogar Ihr Konterfei zeigt, ich hätte da schon eine Idee … Glauben Sie mir, Isabelle, man wird Ihnen Ihren Cham­pagner aus den Händen reißen!«

    Was für ein Tag! Obwohl die Fahrt nach Reims und zurück sowie die Feier bei Raymond sie angestrengt hatten, war Isabelle viel zu aufgekratzt, um schlafen zu gehen. Mit einem Plumps ließ sie sich in einen der tiefen Sessel vor dem Kamin im Salon fallen. Gleichzeitig lauschte sie mit einem Ohr in Richtung des Nebenzimmers, wo Margerite in ihrer Wiege lag. Die Kleine hatte schon geschlafen, als sie sie von Ghislaine abgeholt hatte, nur mit Mühe hatte sie sie noch einmal wach bekommen, um sie zu stillen. Ihre süße Tochter! Ein Schwall Mutterliebe schwappte so heftig über Isabelle hinweg, dass ihr fast die Tränen kamen.
    Einen Schal um die Schultern gelegt, die Füße unter sich gezogen, saß Clara ihr gegenüber im Sessel und gähnte unverhohlen. Die Wanduhr schlug zehn Uhr.
    »Müde?«, fragte Isabelle. Die Freundin würde hoffentlich nicht schon ins Bett wollen? Es gab doch noch so viel zu erzählen!
    Clara schüttelte verneinend den Kopf. »Wie wäre es, wenn du mir noch ein Glas deines vorzüglichen Champagners anbietest? In Berlin bekomme ich so etwas Gutes nicht zu trinken.«
    »Nichts leichter als das«, sagte Isabelle lächelnd. Kurz darauf prosteten sie sich zu, eingehüllt in das warme Tuch ihrer Freundschaft. Über den Rand ihres Glases hinweg schaute Isabelle die Freundin an.
    »Jetzt einmal ganz ehrlich – hast du schon jemals von diesem Maler gehört, der mich nach Raymonds Ansicht malen soll?« Ein Champagneretikett, das ihr Portrait zeigte, gemalt von einem der berühmtesten Künstler Frankreichs – so hatte Raymonds Idee gelautet.
    »Pierre-Auguste Renoir?« Clara nickte. »Aber auch nur, weil in einer der letzten Ausgaben der Gartenlaube ein langer Bericht über ihn und seine Werke stand. Sogar ein paar seiner Gemälde waren abgebildet. Sie gefielen mir so gut, dass ich mir überlegt habe, ob ich sie nicht ausschneiden und für unseren Salon einrahmen soll.«
    Isabelle runzelte die Stirn. »Aha. Und wie malt dieser Renoir?«
    »Du stellst mir Fragen! Als ob ich eine Expertin wäre«, sagte Clara lachend, führte dann jedoch weiter aus: »Seinen Malstil nennt man wohl impressionistisch. Breite Pinselstriche, ver­wegene Farbkombinationen. In dem Artikel stand allerdings,

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