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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Körper strahlte mehr Wärme aus als eine dicke Wolldecke. Wie schön wäre es, wenn er sie jetzt in den Arm nähme. Der Gedanke huschte durch Isabelles Kopf, noch bevor sie ihn ver­treiben konnte. Und was, wenn er es täte?, fragte sie sich sogleich streng. Du würdest wie eine prüde Jungfer von ihm abrücken, ihn zurechtweisen und etwas von »unnötigen Komplikationen« faseln.
    Würde sie das wirklich?
    Wenn sie ehrlich zu sich war, musste sie sich eingestehen, dass sie Daniel Lambert immer anziehender fand. Sein ganzes Wesen, das sie in den letzten Monaten zunehmend besser kennenlernen durfte. Seine Ehrlichkeit und Beharrlichkeit, wenn es darauf ankam. Auf ihn konnte sie sich verlassen, ihm vertraute sie. Aber sie mochte auch seine braunen Augen, die wie Siegelwachs glänzten, sein störrisches Haar, dessen Farbe sie an alte Pfennige erinnerte. Er hatte feingliedrige Hände, die aussahen, als gehörten sie eher einem Pianisten, als jemandem, der im Weinberg arbeitete. Auf den Unterarmen bedeckten rotgoldene Härchen seine schon leicht gebräunte Haut.
    Unter niedergeschlagenen Lidern schaute Isabelle zu ihm hin­über und sah den Puls an seinem Hals schlagen. Auf einmal fühlte sie sich einsam und verletzlich zugleich.
    Da wandte er sich ihr zu und küsste sie. Unvermittelt und ­ersehnt zugleich. Seine Lippen auf ihren. So weich und doch so fest. Als sie sich öffneten, hatte Isabelle das Gefühl, die Tür zu einem geheimen Garten sei aufgestoßen worden. Sein Atem war warm und verheißungsvoll. Unwillkürlich tat sie es ihm nach. Er schmeckte nach Wein und nach etwas Herbem – es war der Duft der Weinreben, der zu seinem ureigenen Geruch geworden war. Seine Lippen wanderten über ihren Mund hinweg zu ihren Wangen, ihrer Stirn, ihren Augen, seine Küsse waren sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Er forderte nichts und gab alles, und dennoch hatte Isabelle das Gefühl, nicht genug von ihm bekommen zu können. Doch dann regte sich Margerite auf ihrem Schoß, und er löste sich sanft von ihr.
    Sein Blick war voller Zärtlichkeit, als er sagte: »Während der Reise … Versprich mir, auf dich aufzupassen.«
    Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Raymond und sie wollten am zweiten Mai nach München reisen, ihr erstes Ziel auf der Reise. Wien und ihre Heimatstadt Berlin würden folgen, insgesamt würde die Reise wohl etliche Wochen in Anspruch nehmen.
    So lange getrennt von Margerite und allem, was ihr lieb und teuer war. Und auch nicht in Hautvillers an Leons Todestag – manchmal war Isabelle nahe daran, Raymond eine Nachricht zu senden und alles abzublasen. Doch dann riss sie sich wieder zusammen. Sie musste dringend nach vorn schauen – Margerites Zukunft hing allein von ihrem Geschick ab. Und die des Weinguts ebenfalls.
    Je näher der Tag der Abreise rückte, desto nervöser wurde Isabelle. Sie hatte keine Zeit mehr, Daniel bei den Arbeiten in den Weinbergen zu helfen, und es kam auch zu keinem weiteren traulichen Beisammensein. Isabelle wusste nicht, ob sie froh darüber sein sollte oder nicht, aber es gab für die Zeit ihrer Abwesenheit einfach zu viel zu organisieren. Um die Reisedetails kümmerte sich Raymond. Isabelle hatte jedoch dafür zu sorgen, dass eine größere Anzahl Kisten mit Feininger-Champagner für ihre Weinproben rechtzeitig zu den Münchner, Wiener und Berliner Adressen, die Raymond ihr genannt hatte, versandt wurden. Den Champagner selbst mitzunehmen hätte bedeutet, ihn ständig von dieser Kutsche in jene Eisenbahn umladen zu müssen, was Raymond zu mühselig war. Ein wenig wunderte sich Isabelle über die große Menge, die Raymond von ihr angefordert hatte. Sie hatte angenommen, dass für jeden Kunden eine Probierflasche ausreichend sein würde. Und dass es sich teilweise um private ­Adressen handelte, an die der Champagner geschickt werden sollte, fand sie auch etwas befremdlich. Aber Raymond würde schon wissen, was er tat.
    Ebenfalls Kopfzerbrechen bereitete Isabelle die Frage der passenden Garderobe. Dieses Mal würde sie nicht mit leichtem Gepäck reisen, sondern mit etlichen Koffern. Raymond hatte sie gebeten, sich auf alle Gelegenheiten vorzubereiten – große Empfänge und intime Diners mit ihren zukünftigen Kunden, eventuell sogar ein Besuch auf der Pferderennbahn, dazu Gartenpartys und die Oper … Und so faltete Isabelle vom einfachen Baumwollkleid bis hin zur eleganten Abendrobe alles sorgfältig zusammen, um es danach zwischen dicken Lagen Seidenpapier

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