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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Stimme. »Und woher willst du eigentlich so genau wissen, dass die Reblaus auch bei uns eingefallen ist?« Hektisch stand sie auf, begann ein paar der jungen Blätter abzurupfen. »Da! Alles perfekt. Das schönste Maiengrün. Wenn uns etwas Sorgen machen sollte, dann doch höchstens die be­vorstehenden Eisheiligen.«
    »Ein Übel kommt selten allein, du hast recht«, sagte Daniel zähne­knirschend. »Dass es in unseren Weinbergen noch keine sichtbaren Anzeichen eines Reblausbefalls gibt, hat nichts zu bedeuten. Die Rebläuse leben unter der Erde, also fürs menschliche Auge unsichtbar. Dort stechen sie in die Wurzeln ein und sorgen so für einen lebensgefährlichen Pilzbefall. Durch diesen stirbt der ganze Wurzelstock ab. Bis man die ersten Anzeichen sieht, ist es meistens schon zu spät. Aber wenn sie bei Micheline angekommen sind, ist zumindest Gefahr im Anmarsch!« Er trat so wütend mit der Stiefelspitze in die Erde, dass kleine Brocken aufstoben. Dann zeigte er auf die Sprühflasche. »Das da ist ein Gemisch aus Wasser, Schwefel und Kupfer, damit sprühe ich die Weinstöcke ein.«
    »Insektengift? Das macht den Läusen doch bestimmt den Garaus, oder etwa nicht?« Vertrauensvoll schaute Isabelle Daniel an.
    Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht kann dieses Zeug die Reblaus davon abhalten, sich hier breitzumachen. Aber wenn sie sich schon eingenistet hat, hilft gar nichts mehr.«
    Visionen von kahlgefressenen Weinbergen erschienen vor Isabelles innerem Auge. Rebstöcke, an denen weder Blätter noch Trauben hingen. Vertrocknetes, lebloses Holz – würde sie das bei ihrer Rückkehr erwarten?
    »Ach, Daniel …« Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Auf einmal konnte sie kaum dem Impuls widerstehen, aufzuspringen und fortzurennen. Einfach nur fortzurennen vor immer neuen Sorgen. Hörten die Probleme denn nie auf?
    »Nun lass nicht den Kopf hängen, wenn wir Glück haben, geht dieser Kelch an uns vorüber«, sagte Daniel leise, während er sich auf einen der Kanister neben ihr setzte. Er nahm ihre Hand und drückte sie. Für einen langen Moment saßen sie da, den Blick ins Nichts gewandt.
    Es war Daniel, der das Schweigen brach. »Ich habe eine Idee, über die ich gern mit dir sprechen würde. Sie würde uns ein für alle Mal vor der Reblaus schützen.«
    Isabelle horchte auf.
    »Ich würde gern in allen Weinbergen nach und nach auf Reblaus-resistente Stöcke umsteigen …«
    »Reblaus-was?«
    »Rebstöcke, die gegen den Befall der Reblaus resistent sind. Dafür benötigt man sogenannte vignes-mères – also Mutterpflanzen, die gegen die Reblaus absolut widerstandsfähig sind. Diese Unterlagsreben – so nennt man sie auch – werden dann mit unseren Rebsorten veredelt. In Südfrankreich hat man sich auf die Zucht solcher vignes-mères spezialisiert, dort würde ich gern Pflanzen für unsere Weinberge bestellen. Natürlich nicht für alle gleichzeitig, aber wenigstens auf ein paar Hektar sollten wir damit beginnen. Was denkst du?«
    Noch mehr Kosten, dachte Isabelle beklommen.
    »Aber sind wir für all diese Arbeiten nicht schon zu spät dran?«, fragte sie. »Ich meine in einem von Jacques’ Büchern gelesen zu haben, dass man Neupflanzungen im März vornehmen sollte.«
    »Besser spät als nie.« Daniel zuckte mit den Schultern. »Davon abgesehen – im März hätten die beiden Expertinnen, die man fürs Aufpfropfen der Mutterpflanzen engagiert, eh keine Zeit gehabt. Denn zu dieser Zeit arbeiten sie jedes Jahr nur für Henriette Trubert.« Bei dem Gedanken an seine alte Chefin verfinsterte sich sein Blick.
    Isabelle erging es nicht anders. Die alte Hexe war ihnen also schon wieder einen Schritt voraus.
    »Das ist doch alles bestimmt sehr teuer«, sagte sie mutlos.
    »Ich kenne einige der Lieferanten der vignes-mères recht gut und könnte versuchen, einen Zahlungsaufschub zu vereinbaren. Bestimmt sind sie damit einverstanden, dass du erst in drei Monaten zahlst, also dann, wenn du von der Verkaufsreise zurück bist. Und was die zwei Frauen angeht – sie sind unheimlich flink. An einem Tag schaffen sie bis zu fünfzehnhundert Pflanzen und leisten dabei vorzügliche Arbeit. Wenn du einverstanden bist, würde ich sie für zwei Tage Ende Mai einstellen.«
    »Habe ich denn überhaupt eine Wahl?« Isabelle seufzte.
    »Wenn wir auf lange Sicht überleben wollen, nicht.« Daniel nahm sie in den Arm, drückte ihr vorsichtig einen Kuss auf die Stirn. »Wir schaffen das! Mach dir keine Sorgen, ich werde mich

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