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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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miteinander verschneidet. Eine Ausnahme gibt es allerdings auch hier: Das sind die Champagner, die einzig aus Chardonnay-Trauben bestehen und –« Er brach ab, als er sah, dass Isabelle verwirrt dreinschaute. »Madame?«
    »Es ist, wie ich es befürchtet habe – schrecklich kompliziert …« Seufzend hob Isabelle Feininger das Glas an ihren Mund und trank einen kleinen Schluck. Ihre volle Oberlippe kräuselte sich dabei ein wenig. »Ein feiner Tropfen«, sagte sie, klang dabei aber nicht sehr euphorisch.
    Raymond, der diese Reaktion von vielen Champagnerproben kannte, lächelte amüsiert, obwohl er normalerweise innerlich die Augen verdrehte.
    »Champagner ist nicht zum Nippen da, meine Liebe, sonst hätten sie gleich auf einen preiswerten Likör ausweichen können. Champagner muss man in großen Schlucken genießen, denn dann kommen seine Aromen viel besser zur Geltung.« Wie zur Bestätigung seiner Worte nahm er selbst einen großen Schluck und war erfreut zu sehen, dass sie es ihm gleichtat. Dann schaute sie ihn verwundert an.
    »Jetzt schmeckt er tatsächlich ganz anders. Viel … vollmundiger!« Sie nahm noch einen Schmuck, schloss dabei genießerisch die Augen. »Täusche ich mich, oder schmeckt dieser Champagner ein wenig nach Cognac? Und da ist noch etwas anderes, eine holzige Note … Und etwas Rauchiges.«
    Er spürte, wie ihn ein Schauer durchfuhr. Die Hingabe, mit der sie sich dem Champagner widmete, hatte fast etwas Erotisches. Er räusperte sich und sagte: »Wir haben hier einen vollständig ausgereiften Champagner vor uns, kein flatterhaftes Ding. Sehr ­reizvoll finde ich zudem den leichten Duft nach Orangen und Zimt.«
    Isabelle schaute ihn aus großen Augen an. »Genau das wollte ich auch gerade sagen, aber Monsieur …« – erwartungsvoll trank sie noch einen Schluck –, »da ist noch etwas … Marzipan?«
    Raymond hielt die Luft an. Es kam selten vor, dass ein unge­übter Gaumen diese feinen Nuancen erkannte. Isabelle Feininger schien ein wahres Naturtalent zu sein.
    »Mein Kompliment, Madame! Marzipan, oder besser gesagt ein Hauch von Bittermandel. Einen Dom Pérignon M illésime kann man unter Hunderten von Champagnern herausschmecken, so einzigartig ist sein Geschmack«, sagte er. »Der zweite Champagner, den wir probieren, ist ganz anderer Machart …«
    Nach zwei weiteren Proben glänzten Isabelles Augen wie der prachtvollste Turmalin aus einer brasilianischen Edelsteinmine. Ihre Lippen wirkten noch voller als zuvor, als hätte das Prickeln des Champagners sie wie eine Knospe zum Aufbrechen gebracht. Mit einem Lächeln reichte sie ihm ihre Hand.
    »Vielen Dank für diese wundervolle Weinprobe! Ich habe das Gefühl, als hätten Sie mir die Tür zu einer Welt aufgestoßen, von der ich zuvor noch nicht einmal wusste, dass es sie gab. Verzeihen Sie, normalerweise ist es nicht meine Art, so blumig zu reden …« Verlegen zog sie ihre Hand zurück. Er hätte sie noch stundenlang halten können.
    Raymond lächelte, während ein schmerzhaftes Ziehen durch seine Brust fuhr. »Ich wäre wirklich sehr enttäuscht gewesen, wenn meine Champagner ihre Wirkung auf Sie verfehlt hätten. Wenn Sie mögen, Madame, können wir diese kleine Lehrstunde jederzeit fortsetzen.«

5. Kapitel
    Mit geübten Handgriffen und unter Leons kritischem Blick zurrte der Kutscher die zwei Fahrräder auf der riesigen Ladefläche seines Wagens fest. Mit dem übrigen Gepäck war er genauso verfahren. Er fahre die Strecke nach Hautvillers mehrmals wöchentlich und kenne sie wie seine Westentasche, hatte er Leon und Isabelle am Vorabend versichert, als sie die Passage bei ihm buchten.
    »Ihr Gepäck wiegt mindestens so viel wie eine Fuhre Champa­gnerflaschen, von daher werde ich die Pferde nicht zur Eile antreiben«, sagte er nun. »Wenn alles gut läuft, sind wir dennoch in drei Stunden da.«
    Drei Stunden Fahrt, ging es Isabelle durch den Kopf, während sie sich von dem Mann auf den Bock helfen ließ. Vielleicht sollte sie das Radfahren doch wieder aufnehmen, dann würde sie auf unkomplizierte Weise nach Reims fahren können? Der Gedanke heiterte sie auf und vertrieb ein wenig den Abschiedsschmerz von der Stadt, die sie so herzlich aufgenommen hatte.
    Es war der Vormittag des nächsten Tages, und sie waren endlich auf dem Weg zu ihrem neuen Zuhause. Die Sonne schien, wie es sich für einen ersten März gehörte. Vögel zirpten aus vollen Kehlen, der Duft der ersten blühenden Forsythiensträucher lag in der Luft. Isabelle

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