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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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zotteliger kniehoher Hund, der einen Stock im Maul trug.
    Lächelnd reichte der Mann erst Isabelle und dann Leon die Hand. »Mein Name ist Claude Bertrand, bonjour Monsieur Feininger, bonjour Madame. Wie schön, dass Sie endlich da sind!«
    Nachdem die Männer das Gepäck ins Haus getragen hatten, brachen sie sogleich zu einer ersten Besichtigungsrunde auf. Isabelle blieb im Haus zurück. Den Gemüsegarten und die Weinberge konnte sie sich auch noch morgen anschauen. Sie wollte nur eins – das Haus erkunden!
    Mit klopfendem Herzen stand sie im dunklen Flur, von dem links und rechts zwei Flure abgingen. Gegenüber dem großen Eingangstor befand sich eine weitere Tür, die fast so breit war wie das Tor selbst. Isabelle lief als Erstes dorthin und musste mit beiden Händen den Türknauf nach unten drücken, um sie öffnen zu können. In dem dahinterliegenden Raum war es dunkel und kalt, ein säuerlicher Geruch schlug ihr entgegen. Stirnrunzelnd betrachtete sie das seltsame Gerät, das fast den ganzen Platz einnahm: eine Art hölzerner Bottich, versehen mit diversen metallischen Riegeln. Diese Vorrichtungen hatten bestimmt etwas mit der Champagnerherstellung zu tun, schlussfolgerte Isabelle und zog die Tür wieder hinter sich zu.
    Hinter der ersten Tür im rechten Flur lag eine Speisekammer. Auf hölzernen Regalen lagerten Mehlsäcke, Salz, Zucker und andere Lebensmittel. Krautköpfe teilten sich den Platz mit verschiedenfarbigen Kürbissen, es gab Gläser mit eingekochtem Obst und mit Marmelade, auch Gläser mit Paprika oder anderem Gemüse sah Isabelle. Von der Decke hingen an verschiedenen Haken Speckseiten und geräucherte Würste herab. Isabelle hob anerkennend die Brauen – hier schien jemand im vergangenen Herbst gut vorgesorgt zu haben. Neugierig ging sie in die Hocke und begutachtete eine Holzkiste voller Sand – was es damit wohl auf sich hatte? Als sie zögernd mit ihrer rechten Hand in den Sand fasste, fühlte sie etwas Festes und Kaltes. Sie zog daran. Eine Mohrrübe! Isabelle fand es seltsam, dass sie im Sand verbuddelt worden war. Neben der Rübenkiste standen mehrere Körbe mit Zwiebeln und Kartoffeln, dazu ein blaugraues Steingutfass, das einen unangenehmen Geruch abgab. Isabelle war gerade dabei, den Deckel zu lüpfen, um den Inhalt des Fasses zu inspizieren, als etwas Graues an ihren Füßen vorbeihuschte. Erschrocken wich sie zurück. Eine Maus? Vorsichtshalber verließ sie den Vorratsraum rasch.
    Im nächsten Raum auf der rechten Seite standen robuste Arbeitsstiefel neben luftigen Sommerschuhen, alle mehr oder weniger schmutzverkrustet. Etliche schwere Mäntel hingen an eisernen Haken, auch ein paar alte graubraune Strickjacken entdeckte sie. Der Raum war fensterlos, und es roch nach Schafwolle und Lederfett, nach Erde und Schweiß. Isabelle verzog die Nase. Was für eine Unsitte, dass die Gutsarbeiter ihre Arbeitskleidung hier aufbewahrten! Das würde es fortan bei ihr nicht mehr geben, beschloss sie auf der Stelle.
    Als Nächstes kamen eine Waschküche mit zwei riesigen Waschzubern und einem Ofen zum Wasserkochen und daneben ein Raum, in dem Wäscheleinen quer unter der ganzen Decke gespannt waren. Wäsche, ungewaschen oder frisch, war nirgendwo zu sehen. Fehlte nur noch die Küche, dachte Isabelle.
    Und tatsächlich, kaum hatte sie die nächste Tür geöffnet, schlug ihr der Duft von frischgebackenem Brot entgegen. Zwei längliche Weißbrote lagen einladend auf einem schweren Holztisch. Sie hatten eine leicht gebräunte Kruste und sahen so köstlich aus, dass Isabelle versucht war, sich ein Stück abzubrechen. Auf einem Steingutteller daneben lagen ein Stück Schinken, ein kleiner runder Käse sowie ein Bund gelbe Rüben. Isabelle lächelte. Allem Anschein nach hatte schon jemand eine Mahlzeit für sie vorbereitet.
    Sie schaute sich weiter um. Die Küche war quadratisch und der bisher größte Raum. Im Gegensatz zu Speisekammer und Waschküche, die nur ein Fenster hatten, gab es hier sogar zwei Fenster. Links und rechts der Fenster hingen geblümte Vorhänge, die dem Raum etwas Fröhliches und Leichtes verliehen. Gardinen gab es nicht, somit konnte das Licht durch die Glasscheiben ungehindert eindringen. Im Glanz der untergehenden Nachmittagssonne wirkte der braungeflieste Fußboden wie Kupfer. Braune und cremefarbene Fliesen verkleideten in einer Art Schachbrettmuster die Wände, an denen mehrere Büfetts und eine Anrichte standen. Direkt unter den Fenstern gab es ein großes steinernes

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