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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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bewirtschafteten. Trotzdem war ihm die schöne, junge Madame Feininger seit ihrem Besuch bei ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Eine vor dem Erblühen stehende Edelrose …
    Gedankenversunken schenkte Raymond Champagner in beide Gläser nach. »Nach allem, was man hört, stehen Henriettes Chancen nicht schlecht«, sagte er. »Den Feiningers reicht das Wasser wohl schon bis zum Hals.«
    Daniel schnaubte. »Würde man dir deine Kunden wegnehmen, stündest du auch nicht gerade gut da. Wenn du glaubst, dass ich ein solches Gebaren gutheiße, nur weil das Land früher einmal meiner Familie gehörte, täuschst du dich. Wenn die Feiningers sich selbst zugrunde richten, dann ist das nicht zu ändern. Aber ich lasse mich nicht zum Handlanger von Madame Truberts schmutzigen Geschäftstricks machen, auch wenn sie sich das so vorstellt.«
    Raymonds Brauen hoben sich unmerklich. In all den Jahren, in denen sie sich kannten, hatte Daniel noch nie ein kritisches Wort über seine Arbeitgeber verloren, dabei hätte es sicher schon mehr als eine Gelegenheit gegeben. »Simon Sourets rücksichtsloses Abwerben der amerikanischen Feininger-Kundschaft war wirklich nicht die feine Art«, bestätigte er.
    Seit Isabelle Feiningers Besuch bei ihm hatte er einiges über das Weingut Feininger und seine neuen Besitzer in Erfahrung gebracht. Die Champagne war eine kleine Welt, in der jeder jeden kannte und über jeden etwas zu berichten wusste. So wusste er nun, dass der Neffe des alten Besitzers aus der Pfalz stammte und Winzer war, mit Champagner jedoch so gut wie keine Erfahrung hatte. Nachdem die Kunden in Übersee fort waren, stand es geschäftlich alles andere als gut um das Weingut, Leon Feininger ging wie ein Hausierer von Haustür zu Haustür, um seinen Champagner anzupreisen – das musste man sich einmal vorstellen!
    Daniel Lambert seufzte. »Sicher, der Gedanke, wieder Lambert-Land zu bestellen, ist verführerisch, ich kenne noch immer jeden einzelnen Rebstock, jede Lage. Und wenn ich sehe, was der versoffene Typ aus diesen erstklassigen Lagen macht, könnte ich vor Wut platzen! Von mir aus darf er lieber heute als morgen in die südliche Champagne zurückgehen, von seiner Art brauchen wir hier niemanden. In meinen Augen gehört mehr zu einem ›ehrlichen‹ Wein, als dass man ihm keinen Apfelsaft oder andere Dinge, die nicht hineingehören, zusetzt.«
    »Er panscht?« Raymond merkte auf. Für ihn als Liebhaber der großen Champagner gab es keine schlimmere Sünde.
    Daniel nickte, dann verzog sich sein Gesicht plötzlich zu einem spöttischen Grinsen. Er wies mit dem Kinn durch die gläserne Ladentür in Richtung der gegenüberliegenden Ladenzeile.
    »Wenn man den Teufel nennt … Da Madame Feininger offenbar noch genügend Reserven hat, um die Auslagen des teuersten Juweliers von ganz Reims zu bewundern, kann es um das Weingut Feininger nicht so schlecht bestellt sein. Womöglich muss sich meine Chefin doch nach einer anderen Beute umschauen?«
    »Die Dame fährt Fahrrad?«, stellte Raymond, der Daniels Wink mit den Augen gefolgt war, erstaunt fest. Die Deutsche war wirklich eine erstaunliche Frau, dachte er, während Isabelle Feininger die Tür des Juweliers aufstieß und beschwingt eintrat.
    Daniel räusperte sich. »Kommt mein ›neuer alter‹ Champagner nun für dich in Frage? Ich habe nur eine kleine Menge davon gemacht, Madame Trubert schätzt solche Extravaganzen eigentlich nicht. Ich leiste sie mir trotzdem, aber das kann ich nur, wenn ich damit Erfolg habe. Preiswert ist er nicht, ich habe die besten Trauben dafür verschnitten. Aber zum Glück gibt es Kenner mit Sinn für das gewisse Etwas.«
    »Und einen davon hast du vor dir«, sagte Raymond lächelnd. Genug der Träumereien von der schönen Rothaarigen! Er hatte ein Geschäft zu führen. Mit gestrafften Schultern sagte er: »Ich nehme alles, was du hast.« Es würde ein Kinderspiel werden, diesen außerordentlichen Champagner an den Mann zu bringen.
    Sie waren gerade dabei, ihr Geschäft zu besiegeln, als es an der Tür rüttelte. Es war Isabelle Feininger. Blass und abgekämpft stand sie vor dem Laden und drückte ihr Gesicht gegen die gläserne Tür.
    Eilig ging Raymond hin, um zu öffnen. Daniel folgte ihm.
    »Wir sehen uns bei Henriette auf dem Fest«, sagte er zu Raymond, dann wandte er sich Isabelle Feininger zu. »Madame, ich hoffe, Sie haben nicht noch einmal Saboteure in Ihren Weinbergen entdeckt?« Schmunzelnd lupfte er seine Kappe zum Gruß.
    Statt

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