Die Chaos-Kompanie
abschneidet.«
»Wirklich, Chief Goetz. Meine Legionäre waren doch schon früher in der Stadt. Ich verstehe nicht, warum es jetzt irgendeinen Unterschied geben ...« Narrisch ließ sich noch nicht aus der Ruhe bringen.
»Der Unterschied besteht darin, dass es vorher keine gottverdammten zweihundert waren!« tobte der Chief. »Vorher waren sie in der Unterzahl und hielten sich wohlweislich von wüsten Keilereien mit den Einheimischen fern! Jetzt haben sie ihr Manko ausgeglichen, also werden sie überall hingehen und alles tun wollen, wozu sie Lust haben, und Sie können Ihren Arsch darauf verwetten, wenn sie das versuchen, gibt es Ärger.«
»Verstehe.« Narrisch lächelte matt. »Anscheinend hatte ich die Kontrolle überschätzt, die die Polizei über die Straßen hat. Die mir vorliegenden Informationen enthielten keinen Hinweis darauf, dass die Kolonie eine kurz vor der Explosion stehende Brutstätte des Verbrechens ist.«
Das Gesicht des Polizeichefs blähte sich zu purpurfarbenen Sturmwolken auf, deren Anblick in der Vergangenheit viele der unter seinem Kommando stehenden Männer zum Wechsel der Hose in die Umkleideräumen geschickt hatte.
»Einen gottverdammten Augenblick!« explodierte er. »Wir haben die niedrigste Verbrechensrate aller ...«
Der Sturm ging so rasch vorüber, wie er aufgezogen war.
In seinem Gefolge hinterließ er nur eine rötliche Gesichtsfarbe, und selbst die verblasste rasch, während der Polizeichef den Kopf hängen ließ und die Akten auf seinem Schreibtisch anstarrte.
Narrisch wartete geduldig.
Als Goetz den Kopf wieder hob, funkelten seine Augen düster unter schweren, misstrauisch gekräuselten Brauen.
»Beinahe hätten Sie mich auf hundertachtzig gehabt, General«, sagte er verkniffen. »Irgendein besonderer Grund, dass Sie so hart an meiner Kette reißen wollten?«
»Ich dachte bloß. Sie sollten sich selber hören, Chief.«
Der Legionär zuckte die Achseln. »Ihren eigenen Worten zufolge haben meine Truppen in der Vergangenheit nicht hingehen können, wohin sie wollten. Da sie dieselben Rechte wie jeder andere Bürger haben, in den Genuss dessen zu kommen, was die Kolonie zu bieten hat, und ihr Geld zweifellos an allen mir bekannten Orten in der Kolonie willkommen ist, vermag ich nicht einzusehen, wieso ich mich endschuldigen soll, wenn ich ihnen dieses Recht gewähre. Und es heißt >Hauptmann<, nicht >General<.«
Die Lippen des Polizeichefs pressten sich erneut zu einem verkniffenen Lächeln zusammen.
»Tut mir leid«, sagte er ohne eine Spur von Bedauern in der Stimme. »Ich habe noch nie besonders viele Gedanken auf Dienstgrade unter euch Soldaten verschwendet. Tatsache ist, ich ignoriere sie so ziemlich alle miteinander ... außer, sie benehmen sich daneben. Und wenn sie das tun ... nun, dann behandle ich sie so, wie ich auch jeden anderen behandeln würde, der den Frieden stört oder auf andere Weise das Gesetz bricht. Habe ich mich Ihnen verständlich gemacht?«
»Nun, Wachtmeister ...«
»Es heißt >Chief »Tut mir leid.« Narrisch zeigte seine Zähne. »Ich nahm an, da Sie Dienstgraden keine Bedeutung beimessen ...«
Goetz starrte ihn einen Augenblick lang hasserfüllt an.
»Nun gut, Hauptmann«, knurrte er schließlich, »ich habe Sie verstanden.«
»Gut. Also, Chief, wie ich gerade sagen wollte, ich befürchte, dass meine Truppen nicht ganz so wie jeder andere Gesetzesbrecher behandelt werden dürfen. Ich glaube, es gibt diesbezüglich ein spezielles Gesetz, demzufolge sie dem örtlichen Kommandanten zur disziplinarischen Bestrafung zu übergeben sind - in diesem Falle also mir -, anstatt sie vor ein ziviles Gericht zu stellen.«
»Ach wirklich?«
»Ja«, erwiderte der Kommandant. »Falls Sie damit nicht vertraut sind, könnte ich Ihnen eine Kopie davon ...«
»Oh, ich bin damit vertraut«, sagte der Chief mit einer schroffen Handbewegung. »Doch wenn wir bisher eines Ihrer verirrten Lämmer in Gewahrsam genommen hatten und Ihren Stützpunkt anriefen, um jemanden, darum zu bitten, ihn abzuholen, endete das Ganze normalerweise damit, dass er in einer unserer Zellen seinen Rausch ausschlief. Ich bin nur überrascht angesichts der plötzlichen Sorge um ein korrektes Verfahren, das ist alles.«
»Verschiedene Kommandanten setzen verschiedene Prioritäten«, sagte Narrisch. »Ich bin sicher, das gleiche gilt bei der Polizeiarbeit. Ich kann Ihnen allerdings versichern, solange ich das Kommando über die hier stationierten Legionäre habe, wird keiner
Weitere Kostenlose Bücher