Die Chaos-Kompanie
Reporter mich entweder falsch verstanden oder um des Effekts willen übertrieben hat. Ich werde persönlich Sorge dafür tragen, dass eine Berichtigung veröffentlicht wird, die meinen korrekten Rang sowie eine Entschuldigung gegenüber sämtlichen Generälen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für diesen Irrtum enthält.«
»Ach, sprechen Sie doch weiter, Hauptmann. Ich brenne darauf, Ihre Erklärung für den Rest des Artikels zu hören.«
»Welchen Rest, Frau Oberst?« sagte Narrisch, während er den Schirm der tragbaren Kommunikationseinheit studierte, die Beeker ihm gereicht hatte. »Ich habe den Artikel jetzt vor mir liegen, und ich bin mir nicht sicher, wozu sonst die Frau Oberst noch einen Kommentar wünscht.«
»Meinen Sie das im Ernst? Zu allererst einmal, warum haben Sie überhaupt eine Presseerklärung herausgegeben?«
»Das ist leicht zu beantworten.« Der Kommandant lächelte. »Wie es scheint, hat jemand vom Hotelpersonal die Information an die Medien durchsickern lassen, als wir uns einschrieben, und ein Reporter tauchte auf und wollte ein Interview haben. Ich weiß nicht, wieviel Erfahrung die Frau Oberst mit den Medien hat, aber ich habe stets festgestellt, dass, sobald die Medien erst einmal hinter einer Geschichte her sind, es am besten ist, ihnen eine zu geben. Andernfalls neigen sie dazu, selbst eine eigene zu erfinden. Wenn man freiwillig mit einer Geschichte herausrückt, verstehen sie nur einige der Fakten falsch, anstatt ein Garn zu spinnen, das völlig falsch ist. In Anbetracht der nicht unbedingt makellosen Vergangenheit der Legionäre, die mir unterstellt sind, dachte ich, es wäre am klügsten, wenn das Interview sich auf mich konzentrierte, statt zuzulassen, dass es in Gebiete abdriftet, die wir lieber nicht publiziert sehen möchten.«
»Augenblick mal. Gehen wir noch einmal auf etwas zurück, das Sie vor einer Sekunde gesagt haben - darüber, dass das Hotelpersonal die Medien von Ihrer Ankunft unterrichtet hätte. Warum haben Sie dem Reporter Ihren richtigen Namen anstelle Ihres Legionsnamens gegeben?«
»Sie hatte ihn schon ...«
»Sie?«
»Das ist richtig. Der Reporter war eine Frau ... eine recht attraktive übrigens. Natürlich habe ich während des Interviews keinen Versuch unternommen, sie darauf hinzuweisen oder einen Vorteil daraus zu ziehen.«
»Hmmm ... vielleicht war das das Problem.«
»Frau Oberst?«
»Nichts, nichts. Machen Sie weiter mit Ihrer Geschichte, Hauptmann. Ich beginne zu verstehen, was passiert ist. Wie war die Sache mit Ihrem Namen?«
»Nun, Sie suchte namentlich nach mir. Für mich ist das eigentlich ein ziemlich normales Ereignis, Frau Oberst. Die Medien haben oft Informanten in Hotels, die nach Berühmtheiten Ausschau halten, und ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, mein Familienname zieht nun einmal die Aufmerksamkeit der Medien auf sich.«
»Und warum gaben Sie im Hotel Ihren Namen an?«
»Er stand, auf meiner Kreditkarte, Frau Oberst. Die Banker sind sehr konservativ und geben keine Kreditkarten auf Spitz- oder Decknamen heraus, und wenngleich Frau Oberst wissen, dass ich finanziell gutgestellt bin, trage ich selten hinreichende Mengen an Bargeld mit mir herum, um eine ganze Kompanie von Legionären in einem guten Hotel einzumieten. Wenn ich darauf hinweisen dürfte, Frau Oberst, obwohl die Legion den Gebrauch von Decknamen ermutigt und sich zunutze macht, bin ich mir keiner Vorschrift bewusst, die Ihre Verwendung vorschreibt oder es den Legionären verbietet, ihre richtigen Namen zu verwenden.«
»Ein interessantes Argument, Hauptmann. Gehen wir für den Augenblick noch einen Schritt hinter Ihr Versäumnis zurück, Ihren Legionsnamen zu verwenden, und konzentrieren wir uns statt dessen auf diese Hotelgeschichte. Warum haben Sie Ihre Kompanie in ein Luxushotel verlegt?«
»Abermals, Frau Oberst, bin ich mir keiner Vorschrift bewusst, die es dem Kommandanten einer Kompanie verbietet, seine Legionäre unterzubringen, wo immer er es wünscht, insbesondere, wenn er die Kosten persönlich übernimmt.«
»Ich stelle nicht in Frage, ob Sie das Recht hatten, so etwas zu tun oder nicht«, warf Streitaxt ein. »Ich frage, warum Sie es getan haben.«
Wieder warf Narrisch einen flüchtigen Blick auf die tragbare Kommunikationseinheit.
»Ich glaube, das ist hier in dem Artikel abgehandelt, Frau Oberst. Unsere Kasernen werden umgebaut, was einen zeitweiligen Bedarf für eine anderweitige Unterbringung der Kompanie schuf.«
»Also ist dieser
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