Die Chaos-Kompanie
Computer los und begegnete dem Blick seines Arbeitgebers mit kaum verhohlener Belustigung.
»Ich glaube, sie erklärt auch die stattliche Summe, die Brandy der Kompaniekasse gespendet hat ... die, die sie so merkwürdig fanden.«
»Hör mal, Beek. Würdest du mir jetzt sagen, was los ist, oder ...«
»Ich denke, es geht um das hier ... Sir«, sagte Beeker todernst, während er den Computerbildschirm drehte, so dass der Kommandant ihn ebenfalls sehen konnte.
Der Schirm zeigte eine Doppelseite aus einer Zeitschrift, aber die Verkleinerung beeinträchtigte keineswegs die Wirkung der Balkenüberschrift, die quer über das Bild verlief:
DIE SCHÄRFSTEN WAFFEN DER CHAOS-KOMPANIE ...
GIBT'S IN ALLEN KALIBERN:
KLEIN, MITTEL UND (SEHR) GROSS!!
Ausgebreitet über die Seite sah man in ihrer vollen natürlichen Schönheit (wie man es vielleicht hätte höflich formulieren können) die nur zu deutlich erkennbaren Gestalten von Brandy, Supermücke und ... Mutter! Beeker beobachtete gespannt die Miene seines Arbeitgebers, um irgendein Zeichen von Überraschung oder Erregung zu finden, aber Narrischs Gesichtsausdruck war so unverbindlich, als prüfe er die Gewinn-Verlustaufstellung einer Firma, die er zu kaufen erwog. Der einzige Hinweis darauf, dass an seiner Reaktion irgend etwas ungewöhnlich war, war die Zeit, die er auf das Betrachten des Bildes verwendete. Für gewöhnlich war Narrisch in der Lage, auf einen Blick Informationen in sich aufzunehmen und Entscheidungen zu treffen, aber in diesem Falle starrte er auf den Bildschirm, als wäre dort ein fast kompletter Royal Flush zu sehen, den er durch bloße Willensanstrengung vervollständigen könnte.
»Ich könnte es laden und eine Vergrößerung davon ausdrucken lassen, wenn Sie es wünschen, Sir«, sagte der Butler schließlich, als er es sich nicht mehr verkneifen konnte, Narrisch aus seinem Schweigen zu reißen.
»Dessen bin ich mir durchaus bewusst, Beeker«, lautete die ruhige Antwort, während Narrischs Blick weiterhin am Bildschirm klebte.
»Es würde keinerlei Mühe machen«, bemerkte Beeker unbarmherzig. »Ich habe schon einige Anfragen von Ihren Legionären. Ein oder zwei Kopien mehr fielen da nicht weiter ins ...«
»Ist das lokal oder interstellar?«
»Was glauben Sie, Sir?«
Endlich hob Narrisch den Kopf, um einige Augenblicke lang mit leerem Blick die gegenüberliegende Wand anzustarren, bevor er antwortete.
»Ich glaube ...«
»Oh, Sie haben es schon gesehen! Hallo, Beeker!«
Der Butler erhob sich höflich, um den Kompaniefeldwebel zu begrüßen.
»Guten Morgen, Brandy. Ja, der Hauptmann und ich unterhalten uns gerade darüber.«
»Wirklich? Was finden Sie, Herr Hauptmann? Nicht schlecht für so 'n altes Mädchen, wie?«
»Es ist ... Sie sehen gut aus, Brandy«, brachte Narrisch mit einem seltsam verkniffenen Lächeln heraus. »Ihr alle seht gut aus.«
»Das finde ich auch«, strahlte der Feldwebel. »Ich gebe ja zu, anfangs habe ich mir ein bisschen Sorgen gemacht, diesen alten Schrotthaufen neben den neueren Modellen auszustellen« - sie wippte leicht auf der Stelle, um ihr Problem zu verdeutlichen - »aber die Probeabzüge waren prima, also habe ich meine Einwilligung erteilt.«
Der Butler nickte weise.
»Ach ja. Die zusätzlichen Ausdrucke, um die Sie baten, werden heute nachmittag fertig sein.« Er lächelte.
»Das ist prima! Wieviel bin ich Ihnen dafür schuldig?«
»Nichts. Betrachten Sie es als Aufmerksamkeit von mir oder genauer, vom Herrn Hauptmann. Schließlich benutze ich seinen Drucker.«
»He, danke, Herr Hauptmann. So, ich muss los ... darf meine Fans nicht warten lassen.«
Jetzt brach Narrisch das selbstauferlegte Schweigen.
»Äh ... Brandy?«
»Ja, Herr Hauptmann?«
Er musste zweimal zum Sprechen ansetzen, bevor er es schaffte, sich für eine Frage zu entscheiden.
»Wie habt ihr Mutter bloß dazu gekriegt mitzumachen?«
»Mitzumachen? Es war ihre Idee! Tja ... bis später!«
Die beiden Männer sahen ihr nach, als sie zu einem der Grüppchen hinübermarschierte und fröhlich angesichts der Pfiffe und Zoten winkte, die bei ihrer Ankunft ertönten.
»Es war Mutters Idee ... Sir«, wiederholte Beeker verbindlich.
Narrisch grinste leer in den Saal.
»Und Jesus weinte ...« sagte er und kam damit einer Gotteslästerung so nahe wie schon seit Jahren nicht mehr. »Ist dir klar, was ...«
Mitten im Satz unterbrach ihn der Piepton seines Armbandkommunikators - der schrille Notfallton, der so gestimmt war, dass er jedem
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