Die Chaos-Kompanie
intelligenten Wesen im bekannten Universum durch Mark und Bein ging. Narrisch brachte ihn mit dem einzig möglichen Mittel zum Schweigen: Er ging auf Empfang.
»Ja, Mutter?«
»Wie ich es hasse, Big Daddy, Sie beim Frühstück zu stören, aber eine Frau Oberst Streitaxt ist am Holo vom HQ. Sie will Sie sehr dringend sprechen.«
»Komme«, sagte Narrisch, während er schon aufsprang. »Joker Ende.«
»Wie die Dame bereits sagte«, bemerkte Beeker, »Ihre Fans warten.«
Wie während der Zeit ihres Penthouse-Hauptquartiers war das Kommunikationszentrum in einem Zimmer neben dem Büro des Kommandanten eingerichtet worden. Der Standort hatte allerdings nicht die Qualität der Holo-Projektionen verbessert, von deren Inhalt ganz zu schweigen.
»Was ist das jetzt wieder für eine Glanzleistung, Hauptmann?«
Das Abbild von Frau Oberst Streitaxt schwebte einen knappen Meter über dem Teppich, was aber angesichts der Tatsache, dass sie vor Wut bebte, nicht unbedingt an einem Übermittlungsfehler liegen musste. Der aufgelöste Zustand ihrer Uniform deutete mehr noch als ihr erregtes Auftreten an, dass sie ohne ihre üblichen Vorbereitungen auf Sendung gegangen war.
»Glanzleistung?«
»Kommen Sie mir nicht so, Joker! Ich spreche von dem Bildbericht über Ihre Mädchen in diesem grauenhaften Titten- und Arsch-Magazin!«
»Ach, das ...« sagte Narrisch, während er im stillen die Wunder des modernen Zeitschriftenvertriebs segnete. »Ja, Frau Oberst. Wo liegt da das Problem?«
»Wo das Problem liegt? Ihnen ist wohl nicht klar, was das für die Würde der Legion bedeutet?«
»Verzeihung, Frau Oberst ... Würde? Sprechen wir über ein und dieselbe Legion?«
»Sie wissen ganz genau, was ich meine, Joker!«
Jahrelange Erfahrung, im Angesicht von Katastrophen die Fassung zu bewahren, kam Narrisch nun zu Hilfe.
»Ich bin nicht so sicher, ob ich das weiß. Ich glaube, es waren Frau Oberst selbst, die bei unserem letzten Gespräch sagte, sie wären es leid, in den Medien ständig Berichte darüber zu lesen, dass meine Kompanie in Kneipenraufereien verwickelt sei. Um aber auf den eigentlichen Punkt zu kommen: Meines Wissens waren die Legionäre nicht im Dienst, sondern haben den bewussten Fototermin in ihrer Freizeit wahrgenommen. Die Legionsvorschriften beschränken aber eindeutig den Umfang, in dem sich der Kommandant in das außerdienstliche Verhalten seiner Leute einmischen kann ... Artikel 147 bis 162, soweit ich weiß.«
Das Abbild der Frau Oberst funkelte auf ihn herab.
»Na gut, Joker, wenn wir schon bei diesem Spiel sind Artikel 181 verbietet es Legionären insbesondere, Lohn, Geschenke oder jede andere Form von individueller Bezahlung für Beschäftigungen oder Dienstleistungen anzunehmen, während sie in der Legion sind - außer Dienst oder nicht.«
»Aber Artikel 214 gestattet es Legionären ausdrücklich, Beschäftigungen oder Dienstleistungen in ihrer Freizeit anzunehmen oder zu erbringen, sofern die Entlohnung dafür entweder direkt oder vom Empfänger in die Kompaniekasse gezahlt wird, statt als privater Gewinn vereinnahmt zu werden. Ich kann der Frau Oberst versichern, dass das Honorar der Legionäre für den Abdruck ihrer Bilder in der bewussten Zeitschrift pflichtgemäß in die Kompaniekasse geflossen ist, wie es die Buchstaben dieses Artikels verlangen.«
»Auch ich bin mit diesem Artikel vertraut, Joker«, schoss Streitaxt zurück, »und eigentlich überrascht es mich nicht, dass Sie ihn auswendig können. Soweit ich mich aber erinnern kann, setzt sich der Artikel mit der Bestimmung fort, dass für solche außerdienstlichen Aktivitäten die Zustimmung des Kompaniekommandanten eingeholt werden muss. Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie diesem Auftritt zugestimmt haben?«
Narrisch kreuzte die Finger hinter dem Rücken, aber gerade noch rechtzeitig fiel ihm seine Faustregel ein, nicht zu lügen oder zumindest nichts zu sagen, was sich hinterher als Lüge herausstellen könnte. Eingedenk dessen entkreuzte Narrisch seine Finger wieder und formulierte seine Antwort sehr sorgfältig.
»Frau Oberst Streitaxt ... offen gesagt, sind es nun einmal ihre Körper. Ich glaube nicht, dass ich das Recht habe, ihnen zu befehlen, sie nicht zu entblößen, genauso wenig, wie ich das Recht hätte, ihnen zu befehlen, sie zu entblößen.«
Für einen Augenblick kniff das Abbild der Frau Oberst die Lippen zusammen, dann schien es durch ein tiefes Ausatmen auf Normalmaß zu schrumpfen.
»Ich verstehe. In Ordnung,
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