Die Chaos Queen
Stücke.
»Ich denke, dass Spiro auf dich gewartet hat, aber als Mama Macaroni auftauchte, konnte er der Versuchung nicht widerstehen. Hätte ich vielleicht auch nicht gekonnt.« Morelli trank einen Schluck von meinem Kaffee. »Es sieht jedenfalls so aus, als wollte er dich nicht töten … noch nicht.«
Ich trank eine zweite Tasse Kaffee. Dann rief ich Mr. Alexander an und machte einen Termin für elf Uhr. Als ich aufbrechen wollte, merkte ich, dass ich nichts hatte. Keine Schlüssel für den Buick. Keine Schlüssel für meine Wohnung. Keine Kreditkarten. Kein Geld. Keine Schuhe. Keine Unterwäsche. Gestern Nacht hatten wir meine gesamten Klamotten inklusive der Schuhe im Müll versenkt.
»Hilfe!«, sagte ich zu Morelli.
Er grinste mich an. »Barfuß und verzweifelt. So gefällst du mir.«
»Falls du mich nicht auch mit fettigem Haar magst, lässt du dir besser was einfallen, wie ich angezogen zum Frisör komme.«
»Kein Problem. Ich hab einen Schlüssel für deine Wohnung. Und ich habe heute frei. Du musst nur sagen, wann es losgehen soll.«
»Wie ist das denn passiert?«, fragte Mr. Alexander, als er mein Haar untersuchte. »Nein, sagen Sie’s mir lieber nicht! Das war bestimmt was Schreckliches. Es ist immer was Schreckliches!«
Er beugte sich vor und schnüffelte. »Haben Sie frittiertes Huhn gegessen?«
Morelli hatte sich in einen Sessel gefläzt und versteckte sich hinter einer GQ. Er hatte eine Waffe dabei, hatte Hunger und hoffte auf eine Nummer am Mittag. Zwischendurch kamen Frauen herein und checkten Morelli ab, fingen bei den coolen Stiefeln an, ließen den Blick die langen Beine in den professionell verblichenen Jeans hinaufgleiten und hielten kurz bei den gut verpackten Juwelen inne. Morelli hatte keinen Ring an der linken Hand. Er hatte keinen Diamanten im Ohr. Für einen Schwulen war er nicht schick genug. Aber er erwiderte ihr Interesse nicht. Wenn er über den Rand seiner Zeitschrift blickte, dann nur um zu sehen, wie Mr. Alexander vorankam. Wenn sein Blick zufällig eine Frau streifte, die ihm schöne Augen machte, verzog er unfreundlich das Gesicht, und die Frau verdrückte sich schnell. Ich vermutete, dass Morellis unfreundliches Desinteresse eher ein Symptom für seine Ungeduld als für seine aufrichtige Liebe zu mir war.
»Fertig!«, verkündete Mr. Alexander und schlug den Umhang aus. »Besser kann ich die kahlen Stellen nicht kaschieren.
Aber das Öl ist ganz raus.« Er schaute zu Morelli hinüber. »Soll der Wikinger auch eine vernünftige Frisur bekommen?«
»He, Joe?«, rief ich ihm zu. »Müssen deine Haare geschnitten werden?«
Morellis Haare mussten
immer
geschnitten werden. Schon zehn Minuten nachdem er beim Frisör gewesen war.
»Die wurden gerade geschnitten«, sagte er und stand auf.
»Es würde ganz toll aussehen, wenn wir an den Seiten ein klein bisschen wegnehmen würden«, schlug Mr. Alexander vor. »Und obendrauf könnten wir ein klein wenig Gel reinkneten.«
Morelli stützte die Hände in die Hüften, seine Jacke öffnete sich und gab den Blick auf die Pistole frei.
»Aber vielleicht auch nicht«, sagte Mr. Alexander. »Sieht so eigentlich perfekt aus.«
Morellis Handy klingelte. Er ging dran und reichte es mir.
»Deine Mutter.«
»Ich habe schon zigmal versucht, dich zu erreichen«, sagte meine Mutter. »Warum gehst du nicht an dein Telefon?«
»Mein Handy ist in meiner Tasche, und die Tasche ist bei Tucki-Chicken verbrannt.«
»Ach, du meine Güte, dann stimmt das also! Die ganze Nacht und den ganzen Tag rufen hier schon Leute an, ich dachte, die machen nur Spaß. Seit wann arbeitest du bei Tucki-Chicken?«
»Ich arbeite da nicht mehr.«
»Wo bist du? Du bist bei Joseph. Bist du im Gefängnis?«
»Nein, ich bin im Einkaufszentrum.«
»In vier Tagen will deine Schwester heiraten, und du fackelst ganz Burg ab. Du kannst nicht ständig Sachen in die Luft jagen. Ich brauche Hilfe. Es muss einer nach der Torte gucken. Die Dekoration für die Autos muss abgeholt werden. Und die Blumen für die Kirche.«
»Albert will sich um die Blumen kümmern.«
»Hast du Albert in letzter Zeit mal gesehen? Er trinkt. Er hat sich in seinem Büro eingeschlossen und unterhält sich mit Walter Cronkite.«
»Ich rede mit ihm.«
»Nein! Nichts da! Ist besser, wenn er besoffen ist. Nüchtern überlegt er es sich vielleicht noch mal anders. Lass ihn in seinem Büro! Je weniger Zeit er mit Valerie verbringt, desto eher heiratet er sie.«
Ich merkte, dass Morelli
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