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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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In Lichtgeschwindigkeit werden Schüsseln herumgereicht, wird Essen auf Teller geschaufelt und verschlungen. Bisher wurde noch niemand mit einer Gabel gestochen, weil er das letzte Brötchen nahm, aber das ist nur so, weil alle die Regeln kennen: Möglichst der Erste sein. Deshalb waren wir alle ein wenig perplex, als Valerie fünf grüne Bohnen auf ihren Teller gab und böse mit der Gabel zwischen ihnen herumstach.
Pick, pick, pick.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Grandma.
    »Ich bin auf Diät. Ich darf nur diese Bohnen essen. Fünf langweilige, beknackte Bohnen.« Ihre Fingerknöchel um die Gabel traten weiß hervor, ihre Lippen waren aufeinandergepresst und ihre Augen flackerten fiebrig, als sie Joes Teller ihr gegenüber betrachtete. Darauf türmte sich ein Berg sahnigen Kartoffelpürees nebst vier dicken Scheiben Hackbraten, alles ertränkt in Soße.
    »Vielleicht ist das gerade kein guter Zeitpunkt für eine Diät, bei dem ganzen Stress mit der Hochzeit und so«, meinte Grandma.
    »Ich bin
wegen
der Hochzeit auf Diät«, presste Valerie durch zusammengebissene Zähne hervor.
    Mary Alice gabelte ein Stück Fleisch auf. »Marni ist ein Zeppelin.«
    Valerie gab ein knurrendes Geräusch von sich, so dass ich befürchtete, ihr Kopf würde sich gleich um 360 Grad drehen.
    »Ich gucke mal besser nach Albert«, sagte Morelli zu mir.
    Ich kniff die Augen zusammen und sah ihn von der Seite an.
    »Du willst dich verdrücken, stimmt’s?«
    »Quatsch! Ehrlich nicht!« Er stieß einen Seufzer aus. »Gut, ja, ich wollte mich verdrücken.«
    »Ich hatte heute eine Superidee«, verkündete Grandma und ignorierte damit völlig die Möglichkeit, dass ein Dämon in Valerie gefahren sein konnte. »Ich finde, es wäre etwas ganz Besonderes, wenn Stephanie auf Valeries Hochzeit Cello spielen würde. Sie könnte in der Kirche spielen, wenn die Leute reinkommen. Auf der Hochzeit von Myra Sklar war ein Gitarrenspieler, das war wirklich schön.«
    Das Gesicht meiner Mutter erhellte sich. »Das ist eine tolle Idee!«
    Morelli sah mich an. »Du spielst Cello?«
    »Und wie!«, prahlte Grandma. »Sie ist richtig gut.«
    »Nein, echt, so gut bin ich nicht. Und es wäre bestimmt nicht gut, wenn ich in der Kirche spielen würde. Ich gehöre zur Hochzeitsgesellschaft. Ich muss Valerie begleiten.«
    Kurz wurde Valerie von ihrer Bohnenmahlzeit abgelenkt.
    »Das wäre nur, solange die Leute reinkommen«, sagte sie.
    »Dann kannst du das Cello zur Seite stellen und deinen Platz einnehmen.«
    Morelli grinste. Er wusste, dass ich nicht Cello spielen konnte. »Das wäre wirklich klasse«, sagte er. »Du willst doch nicht, dass die jahrelangen Cellostunden umsonst waren, oder?«
    Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. »Du bist so was von reif!«

8
    »Diese Hochzeit wird ein Knaller!«, verkündete Grandma und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Hackbraten und Kartoffelpüree. »Und alles wird glatt über die Bühne gehen, weil wir ja einen Hochzeitsplaner haben.«
    Morelli und ich tauschten einen Blick aus. Die Kloughn-Hochzeit würde eine Katastrophe epischen Ausmaßes werden.
    Aus dem ersten Stock hörten wir Gebrabbel und schlurfende Schritte. Es folgte ein Moment der Stille. Dann kam Kloughn die Treppe heruntergepoltert und landete mit einem soliden Bums auf dem Absatz. Alle rückten vom Tisch ab und standen auf, um den Schaden zu begutachten.
    Kloughn lag auf dem Rücken, alle viere von sich gestreckt. Sein Gesicht war weiß, die Augen waren weit aufgerissen. »Ich hatte wieder diesen Albtraum«, erklärte er mir. »Von dem ich dir schon erzählt habe. Es war furchtbar! Ich bekam keine Luft. Ich war am Ersticken. Immer wenn ich schlafe, habe ich diesen Albtraum.«
    »Wovon redet er?«, erkundigte sich Valerie.
    Ich wollte Valerie nicht von dem Wal erzählen. Es war kein wiederkehrender Traum von der Art, bei dem eine Braut vor Freude aus dem Häuschen sein würde. Insbesondere da Val fast schon einen Herzinfarkt bekommen hatte, als Mary Alice sie einen Zeppelin genannt hatte. »Er hat Albträume, in denen er in einem Aufzug sitzt«, erklärte ich. »Er fährt im Aufzug, die ganze Luft wird herausgesogen, und er kann nicht mehr atmen.«
    »Alles weiß«, sagte Kloughn und bekam Schweißausbrüche.
    »Mehr konnte ich nicht sehen. Alles weiß. Und ich bekam keine Luft mehr.«
    »Es war ein weißer Aufzug«, erklärte ich Valerie. »Träume können ja ganz schön seltsam sein, nicht?«
    Morelli half Kloughn auf die Beine und hielt ihn hinten

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