Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
rausgerannt war. Ach ja, große Pause, da spielt er immer mit den anderen Fußball.
Ich war hin- und hergerissen zwischen der Versuchung, zurück zum Hauptgebäude auch wieder zufällig neben Daniel zu gehen. Daniel spielt nämlich nicht Fußball. Das findet er viel zu kindisch. Was ich gut verstehen kann, Fußball ist auch wirklich kindisch. Ich meine, wo die ganze Welt total kaputtgeht und all die Wälder abgeholzt werden und das Ozonloch immer größer wird und all das, und dann soll man seelenruhig Fußball spielen!
Daniel hat allerdings leider genauso wenig Lust, über Wälder oder Ozonlöcher zu sprechen. Das habe ich schon ein paar Mal vergeblich probiert. Zum Glück hat er aber unheimlich viel über sich selbst zu erzählen. So wird es nie langweilig mit ihm.
Ich guckte Daniel sehnsüchtig nach, als er losschlenderte. Und natürlich hörte ich keine drei Sekunden später das Klackern der hochhackigen Schuhe von den Sahnetorten. Die Schnepfen Cäcilie und Kaya und Liane hatten mal wieder nichts Besseres zu tun, als ihm gleich hinterherzulaufen. Mann, wie kann man sich nur so peinlich auffällig benehmen?
Weil ich Gregory sicherheitshalber doch lieber im Auge behalten wollte, ging ich rüber zur großen Wiese, wo die Jungen Fußball spielen, und setzte mich mit meinem Pausenbrot (Kein Kuchen, sondern Schwarzbrot, danke, Iris!) im Schneidersitz ins Gras und schaute zu.
Gregory spielt gar nicht so schlecht, das muss man ihm lassen. Ich meine, für jemanden, der sein halbes Leben hinter dem Computer verbracht hat und außerdem noch Armeehosen trägt.
Ich glaube, er schoss sogar ein paar Tore. Also, nicht dass ich da besonders aufgepasst hätte. Aber ich bin sicher, dass er die ganze Zeit nicht viel geredet hat. Außer Sachen wie »Geh ran, Malte!« oder »Pfosten!« oder »Das war gefoult!«, so was eben. Aber jedenfalls keinen Satz, in denen die Worte Aurora oder Livi oder Rhododendron vorgekommen wären.
Nach der letzten Stunde fragte ich mich, ob er die ganze Sache möglicherweise komplett vergessen hatte. (Ist immerhin eine Chance. Es gibt ja Leute, die ein Gedächtnis wie ein Sieb haben.) Oder ob er mich eventuell am Ende unter dem Busch überhaupt nicht erkannt hatte? (Mikroskopisch winzig kleine Chance. Außerdem hat Cornelius ja nicht vergessen, mich laut und deutlich mit »Olivia« anzusprechen. Also doch eher KEINE Chance.)
Auf dem Rückweg von der Schule war ich irgendwie so
verwirrt, dass ich nicht mal viel dagegen hatte, dass Gregory wieder mit uns zusammen ging.
Tessa und Malea quatschten ein bisschen, und Malea erzählte von irgendwelchen fetten Mathehausaufgaben, die sie aufhatte. Sie sah deshalb nicht allzu gut gelaunt aus.
»Und wie war’s bei euch?«, fragte Tessa, die dagegen bester Dinge war, und sah zu mir und Gregory rüber.
»Ja, ja«, brummte ich. Was soll man auf so eine dämliche Frage auch antworten? Wie soll Schule schon gewesen sein?
»Ganz gut«, meinte Gregory und lächelte freundlich, »wir gründen eine Umwelt-AG.«
»Ach, echt?«, fragte Tessa. »Züchtet ihr da Kaulquappen und so was?«
Gregory guckte reichlich verdattert.
Meine Güte, manchmal ist Tessa echt sooo dämlich! Ich glaube, das Wort Umwelt hat sie das letzte Mal in der Grundschule gehört, als wir wirklich alle Kaulquappen gezüchtet haben.
»Nee«, sagte Gregory, »als Erstes wollen wir uns mit den Zusammenhängen von Fluorchlorkohlenwasserstoffen, du weißt schon, FCKWs, und dem Ozonloch beschäftigen. Das ist ein ziemlich riesiges Thema.«
»Wow«, platzte es aus mir raus. Denn ich war ehrlich baff. Wieso wurde eine Umwelt-AG gegründet, ohne dass ich davon wusste?
»Ja, nicht?«, grinste Gregory mich an. »Ich wollte dich gerade fragen, ob du nicht mitmachen willst?«
Klar wollte ich. Und es stellte sich heraus, dass Gregory an seinem blöden Computer nicht nur jahrelang sinnlos rumgedaddelt hat, sondern sich ziemliches Wissen im
Internet angelesen hat. Er kennt sich beinahe besser mit Umweltproblemen aus als ich.
Ich musste ein bisschen grinsen. Wer hätte gedacht, dass ein Kerl, der so hirnig aussieht wie Gregory mit seinen peinlichen Army-Hosen und so, dass der echt was im Kopf hat. Und auch Power!
Er war es nämlich, der die Umwelt-AG gegründet hat. Und zwar schon bevor er wusste, dass wir hier einziehen. Er hatte das schon seit Monaten geplant und nur noch genug Leute gesucht. Deshalb fand er es total klasse, als ich plötzlich neben ihm einzog.
Jetzt machen auch noch ein paar Leute
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