Die Chaosschwestern sind die Größten!
schlecht Nein sagen. Also sagten wir nur: »Oh.«
»Wunderbar!«, fand Cornelius sofort. »Dann vertagen wir die Spanienfrage also hiermit auf Mittwoch. Wollen doch mal sehen, ob ihr wirklich gewillt seid, hart zu arbeiten.«
Hart? Was meint er bloß damit? Dodo und ich arbeiten doch IMMER hart.
Natürlich kamen mir spätestens an der Stelle berechtigte Zweifel. Außerdem fand ich es ein wenig ignorant von Cornelius, unser gehauchtes »Oh « gleich für ein Ja zu nehmen. Etwas dagegen zu sagen, trauten wir uns allerdings auch nicht. Schließlich wollen wir ja unbedingt nach Spanien.
»Nicht so schnell!«, jammert Dodo jetzt. »Ich komme mit meinen Absätzen nicht hinterher. Oh Mann, ich hätte vielleicht doch lieber die Ballerinas anziehen sollen.«
Ballerinas! Zum Minirock? Ni soñarlo – auf keinen Fall! Wenn schon, dann auch richtig!
Dodo hatte doch tatsächlich ihre mit rosa Strass besetzten Treter an, als wir losgehen wollten. Zu ’ner Röhrenjeans sehen die ja auch total klasse aus. Aber wir haben ja nun mal nicht vor, bei den Senioren in irgendwelchen Jeans aufzukreuzen. Ich konnte Dodo gerade noch im letzten Moment davon überzeugen, dass ihre grauen High Heels in diesem Fall wirklich vorteilhafter sind. Ehrlich, die Opis sollen nicht sagen, wir hätten kein Gefühl für das richtige Outfit!
»Dodo-Schatz«, weise ich sie in aller Freundlichkeit zurecht, »wenn du dich jetzt schon beklagst, wie willst du dann den restlichen Tag durchstehen?«
»Gar nicht!«, heult Dodo. »Ich hab keine Lust mehr. Ich bin müde. Ich …«
»Da vorne ist es«, unterbreche ich sie harsch. »Jetzt Rücken gerade und lächeln.« Ich gucke sie warnend an. »Und wehe, du kippelst! Wie Rema immer sagt: wer schön sein will …«
»… muss leiden. Ich weiß«, beendet Dodo meinen Satz. »Trotzdem kein Grund, den ganzen Tag mit Fußschmerzen rumzulaufen. Ich hätte nicht auf dich hören sollen.«
»Cómo?« Ich drehe mich empört zu ihr um. Wie bitte? Also ehrlich! »Sei mir lieber dankbar, dass ich dich nicht rumlaufen lasse wie Gundi von der Alm! Und jetzt reiß dich zusammen! Denk an Spanien! Hast du doch eben selber gesagt.«
»Pfff«, macht Dodo.
Doch als wir die Glastür mit dem Schild Seniorenresidenz Lauschige Eiche öffnen, hat Dodo ihr tadellosestes Zahnweißlächeln im Gesicht und wackelt nicht mal mit der großen Zehe. Wenn’s drauf ankommt, kann man sich auf Dodo eben doch verlassen.
In dem kleinen Büro werden wir freundlich, aber nicht gerade überschwänglich empfangen. »Ah ja, Tessa-Tiara Martini! Deine Mutter hat am Samstag angerufen, nicht? Und Dorothea Dunst. Wunderbar. Ihr seid etwas spät – ich hoffe, ihr kommt dafür morgen etwas früher und macht das wieder wett –, aber es ist noch alles im grünen Bereich. Das hier ist Andrea, sie wird euch zeigen, was ihr die nächsten Stunden tun könnt.«
Und ehe wir noch fragen können, ob wir vielleicht erst mal einen Kaffee haben dürften, schubst uns die nette Bürodame schon hinter dieser Andrea her.
Andrea ist klein, kräftig, etwa im Alter von Iris und offensichtlich nicht der Lass-uns-mal-in-aller-Ruhe-darüber-reden -Typ. Ganz im Gegenteil. Kurz und knapp rattert sie das, was wir anscheinend wissen müssen, runter.
»Hier sind die Handtücher und die Bettwäsche …« Sie reißt einen Schrank im Flur des ersten Stocks auf. (Nicht nur Dodo hatte diesmal Mühe – besonders auf der Treppe –, mit ihr Schritt zu halten.) »Und hier die Nachfüllseife.«
Sie knallt die Schranktüren wieder zu und eilt zwei Schränke weiter. »Hier sind Toilettenpapier, frische Staubtücher und die Putzmittel.«
PUST – äh – Putz… hust … Putz mittel?
Ich kriege einen kleinen Krächzanfall. Den überhört Andrea geschmeidig.
Dodo sagt gar nichts. Ich kann sehen, dass sie sich voll und ganz darauf konzentriert, der Altenpflegerin im weißen Kittel hinterherzukommen. Die ist inzwischen schon am Ende des langen Flures angelangt und hat bereits die Klinke der hintersten Zimmertür in der Hand.
»Weil ihr neu seid«, sprudelt sie weiter, »bekommt ihr einfache Aufgaben, bei denen ihr nichts falsch machen könnt.«
Sie öffnet die Tür. Das Zimmer ist leer.
»Die Senioren sind im Moment im Frühstücksraum«, erklärt sie. »Danach haben sie entweder physikalische Anwendungen oder Beschäftigungstherapien. Das bedeutet, dass sich die Damen und Herren nur selten vormittags in den Zimmern aufhalten werden. Was uns Zeit gibt, alles zu säubern, die Betten
Weitere Kostenlose Bücher