Die Chaosschwestern sind die Größten!
Bett, ziehe mir Klamotten über (duschen kann ich später noch) und tapse nach unten. Die Küchenuhr zeigt neun. Von meinen Schwestern keine Spur. Außer Kenny, die draußen fröhlich zwischen Iris’ wedelnden Küchentüchern rumhüpft, scheinen alle ausgeflogen zu sein. Tessa und Dodo (die immer noch bei uns schläft) haben tatsächlich den Job im Altenheim angefangen. Hätte ich ihnen gar nicht zugetraut. Mal sehen, wie lange die das durchhalten.
In diesem Moment kommt Cornelius von unten aus dem Keller hoch und stapft in die Küche. »Guten Morgen, Olivia, du kleine Langschläferin!«
Er grinst mich an und schnappt sich dann das letzte Croissant aus dem Brötchenkorb auf dem Tisch. »Erster richtiger Ferientag, was? Und was hast du heute so vor?«
Er schmiert sich mit einem herumliegenden Messer, das schon irgendjemand anderes benutzt hat, dick Butter auf das Croissant, beißt genüsslich ab und sieht mich erwartungsvoll an.
Rrrrgg! Da sinkt meine Laune doch gleich wieder in den Keller. Denn ich habe natürlich nichts vor. Außer ich tue all die Sachen, die ich mit Gregory zusammen tun wollte, allein. Gestern Abend hab ich mir tapfer eine Liste geschrieben, damit ich nicht vergesse, worauf ich mich die letzten Wochen gefreut habe, aber irgendwie machte die Liste da schon nicht mehr so richtig Spaß.
»Weiß noch nicht«, grunze ich und beäuge die restlichen Brötchen. (Tatsächlich kein weiteres Croissant mehr da.)
»Ach, ihr Glücklichen!«, seufzt Cornelius gut gelaunt. »Wenn ich doch auch nur so viel Zeit hätte wie ihr!«
Den letzten Satz hätte er sich mal lieber sparen sollen, denn den hat Iris gerade noch gehört, als sie jetzt ermattet aus dem Garten wieder reinkommt. Sie funkelt ihn böse an. » DU ? KEINE ZEIT ? Was hast du denn heute schon alles getan?«
Cornelius fällt vor Schreck fast das Croissant aus der Hand.
»Ich – ähm«, fängt er an sich zu verteidigen, »habe mir unten im Keller ein paar neue Stücke von Kollegen angehört und – ähm – gleich muss ich mich im Internet auf die Suche nach einem neuen gebrauchten Bandbus machen und dann …«
»Und dann könntest du vielleicht wenigstens mal einkaufen gehen?«, schnappt Iris. Sie klingt leicht bissig. »Ist doch unfassbar, dass ich hier die Einzige bin, die von morgens bis abends schuftet!«
»Ich gehe ja, ich gehe ja!«, gibt Cornelius sich geschlagen. »Wo ist der Einkaufszettel?«
Sollte ich mich jetzt anbieten? Aber ich hasse Supermärkte. Lieber tue ich irgendwas anderes.
»Soll ich die nächste Wäsche machen?«, frage ich deshalb.
Iris sieht mich dankbar an. »Das wäre wirklich lieb, danke! Ich weiß, ihr habt Ferien, aber ich komme im Moment zu nichts, weil ich mit dem vorgezogenen Band neunzehn von Schwester Christine …«
»Ich weiß«, lächele ich aufmunternd und gebe ihr einen Kuss. Da sieht Iris beinahe richtig glücklich aus. Fast wie unsere Mutter, wenn kein Abgabetermin für eines ihrer Bücher droht.
Sie lässt sich auf einen Stuhl sinken und schmeißt die Küchenhandtücher auf den Tisch. »Dieser Riesenhund ist ja eigentlich ganz kuschelig, aber kann er nicht ein Mal unsere Wäsche in Ruhe lassen? Und wieso ist er schon wieder allein hier? Wo ist denn Henry?«
»Der kommt bestimmt noch«, grinse ich. »Hase ist sicher wieder ausgerissen, um Aurora zu besuchen, und Henry hat das noch nicht mal gemerkt.« Ich gucke nach draußen in den Garten. »Och guck mal, wie süß! Jetzt sitzen die beiden ganz dicht zusammen und schnüffeln und buddeln in der Erde rum. Wie richtig Verliebte!«
Iris gibt einen Quietschlaut von sich. »Sie buddeln ? « Dann schüttelt sie entschieden den Kopf. »Nein, darum kann ich mich nicht auch noch kümmern. Ihr Beet muss Rema selbst bewachen.« Sie guckt sich um. »Wo ist denn eigentlich Malea? Die wollte sich doch letzte Nacht Remas Gespenstern annehmen?«
»Malea kann schlafen, bis das Haus einstürzt«, erklärt Cornelius mit vollen Backen. (Dabei gibt es wohl keinen bei uns, der das nicht weiß.) »Ich glaube sowieso nicht, dass wir diese komischen Geister je zu Gesicht kriegen werden. Weiß der Kuckuck, was die arme Renate gehört hat. Wahrscheinlich träumt sie einfach schlecht.«
Ein Blick zur Gartentür zeigt mir, dass Cornelius heute einfach kein gutes Timing hat. Denn, oje, den letzten Satz hat nun wiederum Rema gehört, die genau in diesem Moment mit dem Tablett von ihrem Terrassenfrühstück im Türrahmen steht.
»Ich muss doch sehr bitten!« Rema geht zum
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