Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
wünschte, Bentje wäre hier. Die kann sooo gut schnüffeln!«
Ich grinse. »Aber wir wollen doch nicht jedem auf die Nase binden, dass Livi verschwunden ist! Nicht mal Bonbon-Bentje. – Und außerdem schnüffeln wir nicht.«
Bonbon-Bentje ist Kennys herzallerliebste Freundin. Neulich haben sie sogar einen Geheimclub gegründet. Zusammen mit Romy, einer anderen Freundin von Bentje und Kenny. Und was sie da Geheimes tun, ist tatsächlich ein Geheimnis.
»Ihr sollt sie nicht immer Bonbon-Bentje nennen!«, sagt Kenny böse.
»Warum denn nicht?«, grinse ich. »Sie sieht doch aus wie ein Bonbon!«
»Gar nicht!«, sagt Kenny und greift nach dem erstbesten Ding neben ihr, was in diesem Fall Livis Wecker ist, den sie nach mir schmeißt.
Ich fange ihn geschickt auf. Wofür Livi mir bestimmt dankbar ist! So eine Uhr kann schließlich schnell kaputtgehen.
»Ach, komm schon, Kenny«, sage ich versöhnlich, »Bentje trägt immer die schönsten Bonbonfarben-Klamotten. Und außerdem ist das ein netter Name!«
»Gar nicht«, muffelt Kenny, aber sie sieht besänftigt aus. Als ich den Wecker zurückstellen will, bemerke ich plötzlich, dass der rote Weckzeiger auf vier steht.
Auf vier Uhr? Hat Livi sich etwa heute Morgen so früh wecken lassen? Wo um alles in der Welt wollte sie denn um vier Uhr morgens hin? Im November? Da ist es doch noch stockdunkel.
Ich starre das Ding an, als ob da außer den Zeigern noch eine Antwort auf meine Frage stehen könnte.
»Is was?«, fragt Kenny. »Malea? Warum glotzt du denn so blöd? Hast du noch nie einen Wecker gesehen?«
Kenny
Wenn man Abenteuer erleben will, muss man ganz schön doll Geduld haben. Ich meine, man kann nicht einfach morgens aufstehen und sich anziehen und sagen: »Okay, Abenteuer, ich bin fertig, wo bist du?« Nee, man muss warten und womöglich stundenlang hinter einer seiner großen Schwestern herlaufen und sich nicht abschütteln lassen, denn sonst würde die glatt ohne einen mit den Abenteuern anfangen. Und dann? Dann kann man immer noch nicht ganz sicher sein, dass jetzt auch wirklich ein Abenteuer kommt! Ich glaube sowieso, in die größten Abenteuer rutscht man von ganz allein. Ohne dass man wartet oder Schwestern hinterherläuft, meine ich. Man kann gar nicht viel dazu tun. Und – puh – da soll man nicht ungeduldig werden …
Malea glotzt Livis Wecker an, als wäre der irgendeins von diesen geheimen Papieren, die diese Kerle in Maleas Filmen immer anglotzen. Direkt danach springen sie dann in ein Flugzeug, das sofort in Länder fliegt, die unheimlich weit weg sind. Ob Malea auch gleich aufspringt und losrennt?
Ich gucke auch mal. Aber da ist nix Besonderes dran. Er sieht heute absolut genauso aus wie sonst auch. Wie Livis Wecker eben.
»Is was?«, frage ich noch mal.
Malea sieht plötzlich unheimlich ernst aus. Aber irgendwie auch ein bisschen – ein bisschen wie … Weihnachten. So als ob gleich was Tolles passiert. Ihre Augen leuchten.
»Du, Kenny«, flüstert Malea mit aufgerissenen Augen. »Ich glaube … Livi ist auf geheimer Mission!«
»Miss-jon?«, frage ich. Und ich flüstere sicherheitshalber auch mal. Schließlich kann ich genauso geheim sein wie Malea, jawohl! »Was ist das?«
Malea zieht ihre Nase kraus.
Uh, ich hasse das! Das macht sie ganz oft! Und meistens sagt sie direkt danach, dass ich woanders hingehen soll, weil das, was sie jetzt vorhat, nichts mehr für kleine Kinder ist.
»Ich bin nicht klein !«, sage ich deswegen vorsichtshalber schon mal in drohendem Ton.
Malea lächelt ein winziges bisschen. Aber ihre Nase wird glatt und kraus und glatt und kraus.
»Was ist eine Missjon ?«, wiederhole ich.
»Wenn man vorhat etwas zu tun«, sagt Malea, »dann ist man auf einer Mi-ssi-on. Wenn James Bond einen Auftrag hat, dann hat er eine Mission.«
»Aha«, sage ich und nicke. Auch wenn ich nicht ganz verstanden habe, was sie meint. Malea immer mit ihrem komischen James Bond!
Malea kneift jetzt die Augen zusammen und sieht mich nachdenklich an.
» Ich – bin – nicht – mehr – klein !«, sage ich sicherheitshalber noch mal so fest ich kann.
»Also schön, Kenny«, antwortet Malea. »Ich glaube …« Und jetzt beugt sie sich zu mir runter und wird wieder ganz leise. »Ich glaube, dass Livi sich heute ganz, ganz früh morgens rausgeschlichen hat und mit Gregory unterwegs ist.«
»Echt?« Ich bin etwas unsicher, was ich sagen soll. Ich meine, ist das jetzt toll, oder was? Was soll denn an einem Spaziergang so aufregend
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