Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
Livi aber richtig sauer. »ICH SOLL MICH NICHT TRAUEN? Ich traue mich Sachen, von denen du noch nicht mal gehört hast!«
»Ach ja?«, fauche ich zurück. »Dann tu’s doch!«
»Tu was?«
»Dann küss doch endlich einen Jungen!« Ich grunze verächtlich. »Dreizehn Jahre alt und hat noch nie einen Jungen geküsst! Tsss!«
»Na und?«, versucht Livi zu sagen und holt tief Luft. »Wie wichtig ist das denn? Während um uns herum alles …«
»Ach, hör doch auf mit deiner Umwelt! Wenn du dich trauen würdest, dann hättest du schon längst mal jemanden geküsst. Das schadet der Umwelt nämlich echt kein bisschen! Wie lange willst du denn warten? Bis du dreißig und grauhaarig bist?«
»Pfff«, macht Livi.
Malea lächelt leise.
Ups, die ist ja auch noch da. Hatte ich ganz vergessen.
»ICH würd mich trauen!«, behauptet sie jetzt. (Und das glaube ich ihr sogar.) »Und ich würd’s auch tun, um es dir zu beweisen, Tessa. Aber nur …« Ihr Grinsen wird breiter. »… als Wette.«
»Als Wette?«, wiederholt Livi irritiert.
»Klar«, nickt Malea zu Livi rüber. »Jeder weiß doch, dass du dich traust. Aber wenn du es tust, bloß weil Tessa das sagt, dann solltest du auch was davon haben, oder?«
Ich lächele die beiden ganz selbstsicher an. »Kein Problem für mich, so eine Wette. Ich setze gerne jede Summe. Livi traut sich ja doch nicht!«
»Und ob ich mich traue!« Livis Hand knallt auf den Küchentisch.
»Geld ist doof«, meint Malea. »Wie wäre es mit Küchendienst? Der, der verliert, muss für den anderen den Küchendienst übernehmen. Wie ist das?«
Ich nicke. »Ist in Ordnung für mich.« Ich schaue zu Livi rüber. »Ich räume zwei ganze Wochen lang die Küche für dich auf, wenn du mit Küchendienst dran bist, wenn du innerhalb von drei Tagen einen Jungen küsst! Aber voll auf den Mund und nicht irgendwo aufs Ohr oder was weiß ich wo!«
Livi schluckt. Deutlich sichtbar.
Hahaha! Schon die Hosen voll! Ich sag’s ja, große Klappe mit all dem Regenwaldgefasel. Aber wenn’s drauf ankommt, kneift sie.
Livi schluckt noch mal. »Eierleicht!«
Sie schlägt in meine hingehaltene Hand allerdings noch nicht ein, sondern guckt mich stattdessen noch böser an. »Ich hab aber eine bessere Idee.«
»Ach ja?«
»Wenn ich es nicht schaffe, mache ich für dich den Küchendienst. Wenn ich aber einen Jungen küsse … dann musst DU dich drei Samstage hintereinander auf den Marktplatz stellen und unsere Aufklärungszettel für unsere Anti-Legebatterie-Kampagne verteilen. UND du musst die Leute dazu bringen, zu versprechen, dass sie von jetzt an nur noch Eier von frei laufenden Hühnern kaufen.«
»PFFFFFF!« Ich schnaube so verächtlich, wie ich nur kann.
Ist die irre? Das mache ich NIEMALS! Ich ruiniere doch nicht meinen guten Ruf, indem ich mich mit Livis peinlicher Polithorde gemeinsam beim Leutebelästigen sehen lasse!
Aber – dann fällt mir ein, dass ich das ja gar nicht muss. Weil natürlich ICH die Wette gewinnen werde!
Also nicke ich ganz entspannt und beinahe lächele ich schon wieder. »Ja, ja, ist in Ordnung für mich.«
Dann fällt mir noch was ein. »Aber ich muss den Kuss natürlich sehen!« Sonst könnte sie ja leicht behaupten, siebzehn Jungen geküsst zu haben. Ha!
»Schon klar«, meint Livi ganz gelassen.
Und dann geben wir uns einen megafesten Handschlag. »Die Wette gilt!«
Livi
Ich bin in unserem Haus, aber irgendwie sieht es ganz anders aus als unser Haus. Auf jedem Stockwerk sind etwa fünfzig Türen. So viele, dass ich völlig verwirrt bin. Welches ist die Tür zu meinem Zimmer? Meine Schwestern hüpfen und tanzen ganz locker durch die Türen, hinein und hinaus, und scheinen nicht im Mindesten verwirrt zu sein. Obwohl man für jede Tür einen Schlüssel braucht, picken sie aus einem riesigen Eimer mit Leichtigkeit und einem Lächeln im Gesicht immer genau den richtigen Schlüssel für genau die richtige Tür heraus. Ich probiere auch mal eins der Schlösser. Mit hundert verschiedenen Schlüsseln. Aber keiner passt. Und überhaupt, ich weiß ja noch nicht mal, welche der vielen Türen für mich die richtige wäre …
Ach, manchmal sind Träume doch echt bescheuert!
Aber, puh, mein Leben ist dagegen grad ganz schön bunt! (Unser Haus allerdings auch, hihi. Farbspritzer an allen Wänden.)
Da ist erst mal unser Fotoerfolg. Hurra! Wenn die Leute diese Fotos von den Tierquälerställen sehen, können sie nicht mehr wegschauen! Das ist einfach toll!
Aber dann ist da auch
Weitere Kostenlose Bücher