Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
die Idee kommen sollte, in meinem Zimmer mit irgendwelchen Farbpinseln rumzupfuschen, werde ich sie auf einem Stuhl festbinden und ihnen die Haare eigenhändig grün mit lila Punkten färben, grrrr! Und zwar nicht mit auswaschbaren Farben! Jawohl!
Bonbon-Bentje hat mich mit riesigen Augen angeglotzt und beinahe angefangen zu weinen, als ich ihr das ruhig, freundlich und SEHR deutlich erklärt habe.
Kenny hat nur »Pffff« gemacht und ist einfach weitergegangen. Sie macht aber den ganzen Tag einen Riesenbogen um mein Zimmer. Wunderbar.
Ja, ich glaube, ich hab einen echten Draht zu kleinen Kindern. Vielleicht sollte ich eine Weile mit dem Babysitten weitermachen. Jedenfalls bis Dodo und ich unser Buch veröffentlicht haben.
Muss mich jetzt endlich mal vernünftig um mein Gesicht kümmern. Gestern bin ich ja vor lauter Arbeiten zu nichts gekommen! Und abends waren Javi und Ramón da und wir hatten uns so viel zu erzählen, weil ich doch gar nicht damit gerechnet hatte, dass die plötzlich vor der Tür stehen und man
sich ja schließlich erst mal wieder aneinander gewöhnen muss, wenn man sich lange nicht gesehen hat! Auch wenn es erstaunlich ist, wie wenig man dabei doch reden muss …
Ich fand es deswegen auch ziemlich kleinlich von Dodo, als sie schon kurz nach dem Essen meinte, dass ich mich irgendwann ja auch mal ihr widmen könnte, damit sie nicht den ganzen Abend mit meiner Mutter und Rema und meinen kleinen Schwestern verbringen müsste.
»Du solltest dich lieber um Ramón kümmern!«, hab ich ihr schnell zugezischt. Denn das wäre doch wirklich die Gelegenheit gewesen!
Aber stattdessen überlässt sie Ramón ganz und gar Walter Walbohms Gequatsche über Goldmünzen und Hühner und was weiß ich noch für’n Kram.
Als ich Javi endlich einen letzten Gute-Nacht-Kuss gegeben hatte und allerbester Laune zurück ins Wohnzimmer kam, saß da eine total zerknitterte Dodo und starrte mir böse entgegen. Was für ein Anblick! Kein Wunder, dass Ramón Walter Walbohm vorgezogen hat! Das hab ich ihr natürlich gesagt. Als gute Freundin hat man schließlich die Pflicht, ehrlich zu sein.
Oh, da ist mir Dodo aber fast ins Gesicht gesprungen. Und meinte, jetzt wüsste sie jedenfalls, dass sie das nächste Mal auf jeden Fall besser zu Hause bleiben würde. Da hätte sie auf dem Sofa neben ihren Eltern und vor dem Fernseher noch einen schöneren Abend gehabt.
So was Undankbares!
Und dann hat sie wieder angefangen mit diesem dämlichen Marvin. Und was ich für eine Freundin wäre, sie den ganzen Abend über links liegen zu lassen!
Tzzz, was hat die denn für eine verdrehte Wahrnehmung? Ich will ihr doch nur einen Gefallen tun! Marvin ist
echt die allerletzte Grünpflanze! Langweilig und öde. Eine absolute Schlaftablette. Und ich – gute Freundin, die ich bin – biete ihr stattdessen einen wunderbaren Spanier an. Was supergut passen würde, wenn wir bald zusammen nach Spanien gehen, um dort zu studieren.
»Du kannst dir dein Spanien in den Fön stecken!«, hat sie mich da angeraunzt. »Und dir außerdem’ne andere Freundin suchen!«
Und – Mann – wenn ich nicht immer so unheimlich diplomatisch und verständnisvoll wäre, dann hätten wir uns an der Stelle aber richtig gestritten. Puh!
Na gut, ein bisschen geholfen hat vielleicht auch, dass es genau in diesem Moment plötzlich klingelte und Ramón vor der Tür stand.
»Hast du was vergessen?«, fragte ich ganz freundlich.
Doch Ramón guckte mich gar nicht richtig an, sondern an mir vorbei und zu Dodo hin, die mit blödem Gesicht hinter mir stand, weil sie ja eigentlich gerade wütend aus der Tür rauschen wollte. Doch da stand nun Ramón im Weg, deshalb guckte sie nur blöd.
»Fürrr dich!«, sagte Ramón und zog seine Hand hinter seinem Rücken hervor und hielt Dodo ein rotes Blümchen hin.
Das Blümchen sah verdammt so aus wie die Blümchen, die vorne vor Walter Walbohms Haus wachsen. Aber das ist ja egal, ich schätze, es ist der Gedanke, der zählt. Mann, ich war total gerührt!
Dodo sah allerdings nicht ganz so gerührt aus. Sie brauchte sogar ungefähr sieben Minuten, bis sie sich überhaupt mal rührte.
»Ah«, machte sie schließlich und streckte immerhin ihre Hand aus, um das Blümchen in Empfang zu nehmen. Ich trat ihr mal in aller Freundschaft kräftig auf den Fuß und
zischte ein » Lächeln !« zu ihr rüber. Das half wenigstens ein klitzekleinwenig. Es ist durchaus von Vorteil, wenn man über Jahre ein eingespieltes Team ist.
Ȁh, ja,
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