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Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar

Titel: Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar H. Mueller
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noch diese unglaubliche Sache mit der Fotoagentur! Die wollen mich, um Modeaufnahmen
für englische Tweedmäntel und Röcke und so’n Kram zu machen. MICH! Wie verrückt ist das denn bitte?
    Und als hätte ich damit nicht genug zu überdenken, hat mich Tessa nun auch noch in diese dämliche Wette gedrängt. HILFE! Warum ist es so schwer zu wissen, wann man Ja sagen und wann man Nein sagen soll?
    Ich ärgere mich wie blöde, dass ich mich von Tessa hab provozieren lassen! Ich hätte ganz cool bleiben und ihr einfach einen Vogel zeigen sollen. Was geht es Tessa an, WEN ich küsse, WANN ich küsse und ob ich ÜBERHAUPT küsse?!
    Aber jetzt hab ich den Salat. Wenn ich bis Mittwochmorgen keinen Jungen geküsst habe, bin ich voll der Feigling! Toll. Und das Schlimmste ist natürlich, dass ich diese Knutscherei auch noch vor Tessas Augen machen muss. Ich meine, wie bescheuert bin ich eigentlich, dass ich mich darauf eingelassen habe?
    Ich liege im Bett und starre auf die Schatten an meiner Wand. Die Straßenlaterne draußen taucht das Zimmer in schummriges Licht. Vielleicht hätte ich die Gardinen zuziehen sollen? Schlafen könnte ich deswegen trotzdem nicht.
    Gleich ein Uhr. Ich werde morgen noch blasser aussehen als sonst. Wie ein übernächtigtes Gespenst mit tiefen dunklen Schatten unter den Augen. Großartig. Dann hat sich das mit dem Modeln wenigstens erledigt. Spart mir das Nachdenken.
    Mit der Küsserei hat es sich dann allerdings ebenfalls erledigt. Denn erstens: Welcher Junge hat überhaupt Lust, mich zu küssen? Selbst in normalem Zustand. Aber zweitens: Welcher Junge hat Lust, mich zu küssen, wenn ich dazu noch aussehe wie Draculina?
    Warum denke ich jetzt bloß die ganze Zeit an Daniel aus meiner Stufe?

    Daniel, der hat doch sowieso nur Augen für die Sahnetörtchen Cäcilie, Liane und Kaya, diese hochhackig aufgedonnerten Schnepfen. Mit mir redet er allerhöchstens über die Mathehausaufgaben oder das Meerschweinchen seiner kleinen Schwester. Hach …
    Und überhaupt – in diesem grässlichen Knutschwettenzusammenhang ist es natürlich sowieso komplett bescheuert an Daniel zu denken. Ich meine, Daniel wäre echt der letzte Typ auf meiner Liste, mit dem ich so was wie Küssen ausprobieren würde.
    Ganz einfach, weil er der Einzige ist … äh, der Einzige … ähm … Also weil ich jedenfalls gerade vor Daniel nicht wie eine totale Idiotin dastehen möchte. Und ich kann mir kaum vorstellen, wie man auf jemanden zugehen soll und »Hallo, darf ich dich vielleicht mal frontal auf den Mund küssen?« sagen soll und dabei nicht wie eine Idiotin aussehen könnte!
    Also, jedenfalls werde ich mit felsenfester Sicherheit wie die größte Schwachsinnige der ganzen Welt aussehen.
    Wie küsst man eigentlich? In einer Beziehung hat meine Wimpernklimper-Hinternwackel-Schwester Tessa natürlich recht: Im Küssen von Jungs hab ich wirklich nicht viel Übung.
    Na gut, gar keine.
    Hm.
    Ja, wenn ich so drüber nachdenke, dann gibt es eigentlich keine andere Lösung als … als das eben NICHT zu tun. Auch wenn ich dann in Tessas Augen ein Feigling bin.
    Aber macht mich das tatsächlich zu einem Feigling? Ich meine, wenn man etwas NICHT tut, weil man erkannt hat, dass das völlig hirnrissig ist, ist das dann feige? Oder ist es vielleicht viel eher klug?
    Neulich in der Schule hörten wir im Geschichtsunterricht
von Soldaten, die sich irgendwann im Ersten Weltkrieg geweigert haben, Leute zu erschießen, auch wenn das sogenannte Feinde waren. Diese Soldaten sind zur Strafe selbst erschossen worden. Wegen Befehlsverweigerung. Und ihre Vorgesetzten behaupteten auch noch, dass sie Feiglinge gewesen wären.
    Tatsächlich taten sie doch aber etwas richtig Gutes, oder? Und wenn diese Soldaten wussten, dass sie zur Strafe vielleicht sogar erschossen werden, Mann, dann war das doch wohl richtig mutig, dass sie sich geweigert haben, oder?
    Es kann also sein, dass etwas, von dem einige Menschen behaupten, es sei feige, in Wirklichkeit sehr mutig ist. Aber WIE erkennt man, was mutig oder was feige ist?
    Zehn nach eins. Ach Mann, wenn ich wenigstens mit Gregory reden könnte! Aber irgendwie komme ich mir zu blöd vor, zuzugeben, dass ich mich auf so was eingelassen habe. Nein, noch blöder käme ich mir vor, wenn er wüsste, dass ich so was tatsächlich auch MACHE!
    Mache ich es also?
    Oder sage ich Tessa morgen einfach »Vergiss es!« und übernehme meinetwegen den dämlichen Küchendienst für sie? Und riskiere, dass sie mich die nächsten

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