Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
Zeit, um reichlich über Javi und Marvin und auch noch über Henry und Ramón zu reden.
»Und du hast Javier wirklich nicht gebeten, Ramón vorzuschlagen, mir das Blümchen …«, kichert Dodo, als wir uns endlich brav zu den Bioräumen aufmachen.
»Nein!«, kichere ich glücklich zurück. »Ich glaube, der hat sich echt ein bisschen in dich verknallt.«
»Und Henry in dich?«, gluckst Dodo.
Ich schlucke. Und spüre, wie mein Herz einen Extraschlag macht. Kann man eigentlich in zwei Jungen gleichzeitig – in den ersten sehr und in den zweiten immerhin ein klitzekleines bisschen – verliebt sein? Natürlich nur ganz harmlos. Natürlich nur so, dass sich Javi wirklich absolut keine Sorgen machen braucht! Und – könnte es sein, dass sich Henry wirklich in mich verknallt hat? Oder ist der zu jedem Mädchen so nett?
Oh, wie wunderbar, dass wir nach der Schule noch eine ganze Stunde Zeit haben, das alles ausführlich auszudiskutieren! Was für ein herrlicher Tag!
Livi
Heute in der Umwelt-AG, als wir gerade über die Folgen der schmelzenden Pole sprachen und dabei natürlich auf den veränderten Lebensraum der Eisbären kamen, hat Lukas einen blöden Witz erzählt (aber wir mussten trotzdem alle kichern): »Geht ein Mann in eine Tierhandlung und verlangt einen Eisbären. Der Händler hat auch einen da, warnt den Mann aber: ›Der Bär ist wunderbar zahm und kuschelig, es gibt nur eine Sache, die Sie beachten müssen. Sie dürfen ihn um Gottes willen NIEMALS an die Nase fassen!‹ Als der Mann mit dem Bären zu Hause ist, ist dann auch alles ganz prima, bis der Mann eines Tages zu neugierig wird und denkt: ›Ich halt’s nicht mehr aus! Ich MUSS ihn einfach an die Nase fassen! ‹ Er tut’s und der Eisbär springt mit Gebrüll auf ihn los. Der Mann kann gerade noch entwischen und rennt in Panik weg, um den Wohnzimmertisch, um den Küchentisch, Treppe rauf, Treppe runter, der Eisbär immer knapp dahinter. Schließlich ist der Mann völlig erschöpft und kann nicht mehr. Zitternd bricht er vor einer Wand zusammen und macht sich auf das Schlimmste gefasst. Der immer noch wild brüllende Eisbär erreicht ihn nur eine Sekunde später, holt mit seiner Pranke aus, tupft ihm auf die Schulter und sagt fröhlich: ›Tick! DU BIST!‹« – Oh, Mann! Ich musste echt am lautesten lachen!
Hahahahaha! Echt zu köstlich! Das Gesicht von Tessa vorhin in der Schule vor der ersten Stunde werde ich nie vergessen! Dafür könnte ich Gregory glatt küssen! (Hahaha – noch ein guter Witz!)
»Woran denkst du?« Gregory, der neben mir nach Hause geht, guckt mich fragend an.
»Na, woran wohl! An Tessas Gesicht heute Morgen!« Ich fange schon wieder an zu kichern. Gerade als ich Gregory nämlich morgens die schreckliche Kusswette beichtete, sah ich Tessa immer noch am Schultor herumhängen. Hören konnte sie uns nicht. Aber bestens sehen.
Gregory reagierte wie üblich: Amüsiert.
Das heißt, gesagt hat er nichts. Er hörte einfach nur zu. Sogar bei der peinlichsten Sache, nämlich der Tatsache, dass Tessa natürlich sehen muss, wenn ich jemanden küsse, hat er nicht mal mit der Wimper gezuckt. Oder nur ein klitzeklein wenig. Auf eine sehr freundliche Art.
Und dann war ich fertig mit Erzählen. Und guckte so unglücklich wie ein Seehundjunges, das seine Mama verloren hat. Sagte Gregory jedenfalls. Was ich allerdings nicht ganz so komisch fand. Ich bin ja wohl kein Baby mehr!
»Und was soll ich jetzt machen?«, hab ich ihn dann in verzweifeltem Ton gefragt. Was natürlich mehr als verständlich war in meiner Lage!
Gregory hat nur die Augenbrauen erstaunt in die Höhe gezogen. »Was ist denn das für eine Frage? Na, einen Jungen küssen natürlich!« Als ob es das Selbstverständlichste von der Welt wäre!
»Ach nee.« Ich kniff die Lippen zusammen und bereute schon, ihn eingeweiht zu haben.
Ich denke nämlich oft, dass es klüger ist, alles mit sich alleine abzumachen. Na ja, sicherer ist es auf jeden Fall.
»Und überhaupt«, habe ich ihn getroffen gefragt, weil er mich offensichtlich für ein Kleinkind hielt, »hast du denn schon mal ein Mädchen geküsst?« Schließlich ist Gregory auch erst dreizehn.
Und ich weiß nicht … ich weiß nicht, ob ich diesen Satz vielleicht lieber nicht hätte sagen sollen. Denn genau da kriegte Gregory so einen merkwürdigen Gesichtsausdruck …
Aber gerade, als ich ihn fragen wollte, ob ihm nicht gut sei, stand – kann man es glauben – plötzlich, wie aus dem Erdboden gewachsen, Daniel
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