Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
vernünftiges Vorbild sein.
Ah, Vorbild … Da fällt mir zum Glück noch gerade rechtzeitig ein, dass ich mein Make-up überhaupt noch nicht überprüft habe. Sause schnell nach oben in mein Zimmer und tue in Windeseile das Nötigste. Haare nachsprayen, Lippen nachmalen, etwas Rouge. Und den knallroten Minirock über meine schwarzen Strümpfe ziehen. Wer braucht am Nachmittag noch Hosen? Und wer weiß, wen man alles so trifft in der Stadt …
Keine zwanzig Minuten später bin ich wieder unten. »So, jetzt suchen wir!«
»Au ja, Tessa!«, jubelt Kenny. »Und wo suchen wir?«
»In der ganzen Stadt«, antworte ich. »Wo geht Aurora denn gern spazieren?«
»Überall«, meint Kenny. »Überall, wo es interessant ist.«
»Fein«, sage ich. »Dann brauchen wir uns jetzt nur noch in ein Huhn zu versetzen. Wo würden wir es interessant finden, wenn wir ein Huhn wären?«
Malea
Mann, das ist vielleicht schwer, nie das Falsche zu tun! Kein Wunder, dass James Bond für seine Aufträge immer ganz genaue Anweisungen kriegt!
Wo ist denn eigentlich Livi?«, fragt Tessa, nachdem wir schon zweimal durch die ganze Stadt und hin und zurück getigert sind, aber trotz aller Versuche, uns in ein Huhn hineinzuversetzen, keine Spur von Aurora gefunden haben.
Javier und Ramón stürzten aus dem Haus, als sie uns bei Walter Walbohm vorbeigehen sahen, und wollten natürlich auch mitkommen und suchen helfen. Was gut war, denn so konnten wir uns in der Innenstadt aufteilen und sind wirklich durch jede noch so kleine Gasse gelatscht. Nichts. Nun fehlt nur noch der Stadtpark.
»Livi hat einen geheimen Termin«, murmele ich. Weil ich daran denke, was für eine wunderbare Beschattungsaufgabe mir heute entgangen ist. Und weil ich nun nie mehr herausfinden werde, was Livi so Interessantes (in ihrer besten Jeans!) vorhatte.
Aber dafür werde ich dabei sein, wenn wir Aurora retten! Das ist vielleicht nicht gerade die ganze Welt, aber WICHTIG!
»Was für einen geheimen Termin hat sie denn?«, fragt Tessa und kriegt kugelrunde Augen.
Ich zucke mit den Schultern. Dann grinse ich. »Keine Sorge, Tess. Livi hat keinen heimlichen Liebhaber. Sie hat Gregory dabei.«
Doch da kriegt Tessa noch rundere Augen.
»Oh«, ist alles, was sie sagt.
Ich gucke sie prüfend an. Weiß sie was, was ich nicht weiß?
Und weil Javier ebenfalls prüfend guckt, fängt sie dann doch an zu erzählen. (Mich guckt Javier übrigens zum Glück wieder sehr viel freundlicher an. Was wohl heißt, dass er mir meinen – äh – kleinen Irrtum verziehen hat.) Tessa erzählt, was heute Morgen in der Schule passierte. Und dass Gregory Livi geküsst hat.
Ich kann es nicht glauben! Seit wann küssen sich Freunde?
Doch Tessa nickt heftig. »Ja, doch, doch! Die haben sich richtig geküsst. Das Blöde ist nur, dass Livi jetzt die blöde Wette gewonnen hat und ich mich am Samstag auf diesen blöden Marktplatz stellen muss, um den blöden Leuten in unserer Stadt irgendwas über blöde Hühner zu erzählen!«
Javier, Ramón und ich kichern alle drei.
»Hühner sind nicht blöd«, sagt Kenny böse. » Du bist blöd.«
»Aurora natürlich nicht«, antwortet Tessa besänftigend. »Aber Hühner an sich gehören ja wohl nicht gerade zu den intelligentesten Tieren.«
»Das solltest du den Leuten aber nicht erzählen«, werfe ich ein.
Wir haben inzwischen den Stadtpark erreicht, wo sich trotz fader Novembersonne noch eine Menge Menschen herumtreiben.
Tessa rollt mit den Augen. »Hühner! Eier! Dass Livi keine anderen Sorgen hat!«
»Du findest es doch auch schrecklich, wie diese armen Viecher leiden müssen«, gebe ich zu bedenken.
»Ja, klar«, gibt Tessa zu. Aber dann schaut sie stirnrunzelnd ihre Hände an. »Oh, nee! Ich glaub, ich hab mir gerade einen Nagel abgebrochen.«
»Ambulanz! Rrrrettungswagen! Helikopter!«, ruft Ramón mit gespieltem Entsetzen. Dann fällt ihm etwas ein. »Wo ist eigentlich deine Frrreundin Dodo? Die könnte uns doch auch helfen?«
»Ja, Tessa! Ruf doch Dodo an!«, bettelt Kenny sofort. Kenny ist die Einzige, die nicht kichert. Ihre Stimmung sinkt immer weiter runter, je länger wir Aurora erfolglos suchen. »Wir brauchen alle Leute, alle! Und wenn du mir dein Handy gibst, kann ich noch Bentje und Romy anrufen. Und Sinan. Und …«
»Ich glaube, wir sind genug«, unterbricht sie Tessa. »Aber Livi könnte wirklich mitmachen! Schließlich ist das auch ihr Huhn!«
Ja, das finde ich auch. Und deshalb rufen wir Livi an. Doch die hat ihr Handy
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