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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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dieser Hypnosesitzung halten?«, fragte Marquette.
    »Ich behaupte ja nicht, dass sie es selbst nicht glaubt«, erwiderte Zucker. »Dass sie sich nicht lebhaft daran erinnert. Das ist so, wie wenn man einem Kind sagt, im Garten sei ein Elefant. Nach einer gewissen Zeit glaubt das Kind so fest daran, dass es den Rüssel des Elefanten beschreiben kann, die Strohhalme auf seinem Rücken, den abgebrochenen Stoßzahn. Die Erinnerung wird zur Realität. Selbst wenn es sich in Wirklichkeit nie so zugetragen hat.«
    »Wir können die Erinnerung nicht ganz und gar als Fantasie abtun«, sagte Moore. »Sie glauben vielleicht nicht, dass Cordells Aussagen verlässlich sind, aber sie steht nun einmal im Mittelpunkt des Interesses unseres unbekannten Täters. Was Capra begonnen hat – die Überfälle, die Morde –, ist noch nicht zu Ende. Es ist ihr bis hierher gefolgt.«
    »Ein Nachahmungstäter?«, meinte Marquette.
    »Oder ein Partner«, sagte Moore. »Es gibt Präzedenzfälle.«
    Zucker nickte. »Partnerschaften unter Mördern sind gar nicht so selten. Wir stellen uns Serientäter immer als einsame Wölfe vor, aber bis zu einem Viertel aller Serienmorde werden tatsächlich mit Hilfe von Partnern begangen. Henry Lee Lucas hatte einen. Kenneth Bianchi hatte einen. Das erleichtert den Tätern die Arbeit enorm. Die Entführung, die Bewachung des Opfers. Das ist Jagen im Verbund, um den Erfolg zu garantieren.«
    »Wölfe jagen im Rudel«, bemerkte Moore. »Vielleicht hat Capra das Gleiche getan.«
    Marquette griff nach der Fernbedienung des Videorekorders. Er spulte zurück und drückte dann auf Start. Auf dem Bildschirm war Catherine zu sehen; sie saß mit geschlossenen Augen da, ihre Arme hingen schlaff herab.
    Wer spricht diese Worte, Catherine! Wer sagt: » Ich bin dran, Capra! «
    Ich weiß es nicht. Ich kenne seine Stimme nicht.
    Marquette drückte auf Pause, und Catherines Gesicht erstarrte auf dem Bildschirm. Er sah Moore an. »Es ist über zwei Jahre her, dass sie in Savannah überfallen wurde. Wenn es sich um Capras Partner handelt, warum hat er dann so lange gewartet, bis er sich an sie herangemacht hat? Warum passiert das erst jetzt?«
    Moore nickte. »Das habe ich mich auch gefragt. Ich denke, ich kenne die Antwort.« Er schlug die Mappe auf, die er zu der Besprechung mitgebracht hatte, und entnahm ihr einen Zeitungsausschnitt aus dem Boston Globe. »Dieser Artikel ist siebzehn Tage vor dem Mord an Elena Ortiz erschienen. Darin geht es um Chirurginnen, die in Boston arbeiten. Ein Drittel des Artikels ist Cordell gewidmet. Ihrer Karriere, ihren Erfolgen. Und dazu gibt es noch ein Farbfoto von ihr.« Er reichte das Blatt an Zucker weiter.
    »Das ist ja höchst interessant«, meinte dieser. »Was sehen Sie, wenn Sie sich dieses Foto anschauen, Detective Moore?«
    »Eine attraktive Frau.«
    »Und außerdem? Was sagen Ihnen ihre Körperhaltung und ihr Gesichtsausdruck?«
    »Sie drücken Selbstvertrauen aus.« Moore zögerte. »Distanziertheit.«
    »Genau das sehe ich auch. Eine Frau, die auf ihrem Gebiet unschlagbar ist. Eine Frau, der niemand etwas anhaben kann. Arme verschränkt, Kinn in die Höhe gereckt. Für die meisten Sterblichen unerreichbar.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Marquette.
    »Denken Sie doch einmal darüber nach, was unseren Täter anmacht. Verletzte Frauen; Frauen, die durch eine Vergewaltigung befleckt sind. Frauen, die symbolisch vernichtet wurden. Und hier ist nun Catherine Cordell, die Frau, die seinen Partner Andrew Capra getötet hat. Sie sieht nicht verletzt aus. Sie sieht nicht aus wie ein Opfer. Nein, auf diesem Foto sieht sie aus wie eine Eroberin. Was er wohl empfunden hat, als er das hier erblickte?« Zucker sah Moore an.
    »Wut.«
    »Nicht bloß Wut, Detective. Schiere, unkontrollierbare Rage. Nachdem sie aus Savannah weggegangen ist, folgt er ihr nach Boston, aber er kommt nicht an sie heran, weil sie sich entsprechend schützt. In seinen Augen ist Cordell wahrscheinlich eine traumatisierte Frau. Nur noch ein halber Mensch – ein Wesen, das nur darauf wartet, auf die Schlachtbank geführt zu werden. Und dann schlägt er eines Tages die Zeitung auf und sieht sich Auge in Auge – nicht etwa mit einem Opfer, sondern mit dieser verdammten Überfliegerin.« Zucker gab Moore den Artikel zurück. »Unser Bursche versucht sie von ihrem hohen Ross zu holen. Und deswegen terrorisiert er sie.«
    »Und was wäre letztlich sein Ziel?«, fragte Marquette.
    »Sie auf eine Ebene zu

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