Die Chorknaben
»Es kann nämlich auch sein, daß ein Mädel mal versucht, Sie hereinzulegen.«
»Und wie zum Beispiel?«
»Indem sie zum Beispiel sagt: ›Ich finde, du siehst wie 'n Bulle aus. Wenn du keiner bist, dann wickel dir doch 'nen Zwanzig-Dollar-Schein um den Fimmel und wink mir damit zu.‹ Mit mir hat das zumindest mal eine versucht.«
»Und was haben Sie dann gemacht?«
»Ich hatte nur 'nen Zehner dabei.« Scuz schloß die Auger, und hüllte sich in eine Wolke von Zigarrenrauch, die Harold Bloomguard halb erstickte. »Aber machen Sie sich wegen solchen ausgefuchsten Ludern keine Gedanken; so etwas kommt nicht allzu häufig vor. Die meisten sagen einfach nur …«
»Fickie-fickie, fünf Dollar.«
»Ich mag Sie, mein Junge.« Scuz hieb sich auf die Schenkel.
»Möchten Sie 'ne Zigarre?«
»Nein danke, Scuz.« Harold dachte schon daran, den Sergeant zu den Singstunden einzuladen, als Sam Niles und Baxter Slate durch die Tür kamen.
Scuz schlug die Augen auf, starrte durch die Rauchwolke, die ihn einhüllte, und schüttelte mißbilligend seinen Kopf über die zwei langen Kerle, deren Haar ein gutes Stück über die Ohren reichte, aber doch noch nicht lang genug war, um ihnen eine Rüge von Seiten des Reviercaptain einzutragen. Baxter trug Jeans und Jeansjacke und darunter ein rotes Samthemd. Sam Niles hatte sich ebenfalls mit Jeans, einem Rüschenhemd und einer Hirschlederweste darüber ausstaffiert. Sein ordentlicher brauner Schnurrbart hing seitlich nicht weit genug über die Mundwinkel herab, um besagten Reviercaptain in Rage zu bringen, und auch seine Koteletten befanden sich gerade an der Grenze des Zulässigen. Die Stahlrandbrille trug nichts dazu bei, diesen Eindruck abzuschwächen.
»Scheiße!« platzte Scuz heraus und fächelte sich den Rauch vom Gesicht. »Ihr seht genau aus wie zwei gesunde, kräftige, sechsundzwanzigjährige Kerls, was ihr ja auch seid. Ihr seht genau aus wie zwei junge Bullen. Wieso könnt ihr nicht ein bißchen krank und schwächlich aussehen wie der da?« Dabei deutete Scuz auf Harold Bloomguard, der schleunigst beschloß, Scuz lieber doch nicht zu den Singstunden einzuladen.
»Das ist 'n Sergeant«, teilte Harold Bloomguard Sam und Baxter mit, falls sie es nicht glauben sollten.
»Ihr könnt mich ruhig Scuz nennen«, schaltete sich Scuz ein. »Wieso, was stimmt denn mit uns nicht?« fragte Sam Niles. »Ihr könnt ja nichts dafür«, beruhigte sie Scuz. »Es würde nicht mal was nützen, wenn ich euch richtig heiß ausstaffieren würde. Euch beiden sieht man den Polizisten schon kilometerweit an. Aber macht nichts; ihr könnt ja in der Falle arbeiten.«
»In der Falle?« fragte Baxter Slate.
»Tunten«, erklärte Scuz und ließ seine Füße vom Schreibtisch auf den Boden gleiten. Dann fiel ihm ein, daß er den zwei Neuankömmlingen die Hand noch nicht gereicht hatte, und streckte ihnen eine haarige Pfote entgegen. »Wie heißt ihr mit Vornamen?«
»Sam, Sam Niles.«
»Baxter Slate.«
»Also gut, Jungs; schön, daß ihr für uns arbeitet. Hoffentlich gefallen euch die zwei Wochen bei uns. Heute und vielleicht auch morgen nacht könnt ihr ja mit dem regulären Team auf Tuntenjagd gehen, und am Wochenende dürft ihr euch dann in 'ner Bar am Wilshire Boulevard vergnügen. Wir haben da 'ne Anzeige reinbekommen, daß im Hinterzimmer mächtig was los ist, wenn sie vorne dichtgemacht haben. Das müssen wir mal überprüfen. Vielleicht gebe ich euch sogar ein bißchen Geld mit. Aber geht sorgsam damit um. Wir nennen das Geheimdienstgeld. Was Geld anbelangt, nagen wir hier wirklich am Hungertuch. Möchte sehen, was die anderen Abteilungen machen würden, wenn sie denen auch so wenig Geld bewilligen würden. Das Geld ist natürlich nur zum Vorzeigen. Gebt so wenig wie möglich davon aus, und den Rest bringt ihr schön wieder zurück, ja? Wenn ihr es verliert oder wenn es euch irgend so ein Gauner abluchst, dann kann ich mich wie so 'n Japsen-General erschießen. Und ihr wollt doch hoffentlich nicht zulassen, daß sich euer guter alter Sergeant in sein Schwert stürzt, oder?«
»Aber nein, Sergeant«, erwiderte Sam Niles. »Scuz.«
»Scuz.«
»Und Sie, Baxter?«
»Nein, ganz bestimmt nicht, Scuz.«
»Also gut, Jungs. Wenn dann also eure Partner erscheinen und euch die nötigen Instruktionen erteilen, dann paßt schön auf, was die euch erzählen. Sie können euch das alles nämlich besser erklären als ich. Nur ein paar Dinge solltet ihr immer im Auge behalten. Eines davon ist,
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