Die Chorknaben
Enden seiner Schnürsenkel und kratzte sich an seinen Eiern, über denen seine Gabardinehose schon halb durchsichtig war, so abgewetzt wirkte der Stoff. Dann schlug er seine kleine Taschenlampe auf seinen behaarten Handrücken, paffte eine dicke Rauchwolke in die Abendluft und schlurfte über den Parkplatz; er konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen, um nicht von einem Streifenwagen überfahren zu werden.
Der Fahrer besagten Schwarzweißen war Roscoe Rules und er sagte zu Wasmeinstdu-Dean: »Diese Hausmeister, die sie heutzutage anstellen, sehen aus wie Ziegenscheiße! Ich würde diesem Arschloch ja sagen, er soll sich mal ein bißchen ordentlicher anziehen, wenn er seine Stelle behalten will!« Als Scuz schließlich die drei Chorknaben und seine regulären Teams erreichte, die grinsend in ihren Wagen saßen, sagte er zu Pete Zoony: »Ich hoffe, es macht euch nichts aus, Pete, wenn heute abend ich mich um die Neuen kümmere? Es ist ja nur für heute abend. Außerdem habe ich sowieso nichts zu tun, außer diesem Bericht für diesen Halbirren von Captain.
Anscheinend wollen mir heute abend wieder mal gar keine guten Lügengeschichten einfallen, mit denen ich das Ganze ein bißchen ausfüllen könnte.«
»Nee, macht uns nichts aus, Scuz«, meinte Pete Zoony. »Sag uns nur, wo du mit ihnen hin willst, damit wir nicht alle am gleichen Ort auftauchen.«
»Wir haben da doch diesen Drei-Achtzehner über dieses Scheißhaus in diesem riesigen Kaufhaus.«
»Ja.«
»Und ich werde diesen schnuckeligen kleinen Burschen mal an den Nutten auf der Western ausprobieren. Sieht er nicht großartig aus?« Und Scuz legte seinen kräftigen Arm um den schnuckeligen kleinen Burschen und drückte ihn.
Fünf Minuten später fuhr Sergeant Scuzzi auf der La Brea in Richtung Norden, und zwar in einem viertürigen, fünf Jahre alten Plymouth, der aufs Haar wie ein Polizeiwagen aussah und die Chorknaben sichtlich enttäuschte.
Sam Niles saß zusammen mit Baxter Slate hinten. Harold, auf dem Beifahrersitz, machte eines seiner schönsten Zungenröllchen, so daß die Speichelbläschen nur so auf das Armaturenbrett klatschten. Gleichzeitig schabte er mit einem kleinen Taschenmesser an dem erdbeerfarbenen Ausschlag in seinem Nacken. Und Sam Niles gelangte zu dem Schluß, daß Harold und Scuz die idealen Partner gewesen wären.
»Nicht gerade unauffällig, diese Kiste. Was meint ihr, Jungs?« bemerkte Scuz, während sie über eine Reihe von Schlaglöchern holperten.
»Das würde ich auch sagen«, stimmte Baxter Slate ein. Ungläubig, aber nicht ohne ein gewisses Maß an Sympathie, sah er Scuz ab und zu von schräg hinten an.
»Ich kann euch sagen, meine Abteilung wird ganz schön kurzgehalten. Ihr würdet mir kaum glauben, wenn ich euch erzählen würde, mit wie wenig Geld wir auskommen müssen. Es passiert auch nicht selten, daß ich aus meiner Tasche noch was dazulegen muß. Die bilden sich tatsächlich ein, wir könnten in 'ne Bar reingehen und dort dann drei Stunden lang über einem Drink hocken. Verdammte Scheiße, die riechen den Polizisten auf fünf Meilen Entfernung, wenn die sehen, wie wir rumknausern.«
»Wo soll's denn jetzt eigentlich hingehen, Scuz?« erkundigte sich Harold, der ausgiebig schwitzte, da die Sonne noch nicht untergegangen war und die Luft für Los Angeles sehr schwül war. Außerdem war er ziemlich aufgeregt.
»Also zuerst werde ich euch heute abend zu 'ner Falle bringen. Und dafür muß ich mich entschuldigen, was ich an sich nicht mag, weil ich finde, ein Polizist sollte sich nicht zu entschuldigen brauchen, daß er seine Arbeit tut. Aber ich muß euch doch sagen – und erzählt bitte nicht eurem Lieutenant, wenn ihr wieder auf Streife geht, Scuz hätte euch das gesagt –, na ja, jedenfalls finde ich, daß wir von der Sitte letztlich nichts anderes machen als so 'ne Art Öffentlichkeitsarbeit. Wißt ihr, wir können sagen, wir schützen die Moral in der Stadt, und zum Beweis dafür können wir unsere Statistiken vorweisen; Tatsache ist aber, daß wir eigentlich herzlich wenig ausrichten. Wozu machen wir den ganzen Scheiß also eigentlich, könntet ihr völlig zu Recht fragen. Und ich würde euch darauf antworten, das ist eben Teil des beschissenen Spiels. Jede größere Firma hat ihre Public -Relations-Abteilung, in der der nötige Süßquark produziert wird. Das trifft auf General Motors zu, auf U.S. Steel, auf AT & T und natürlich auf das Weiße Haus und die Stadtverwaltung. Wir machen eben den
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