Die Chorknaben
daß wir hier nur mit geringfügigen Vergehen zu tun haben, und meiner Ansicht nach ist es die Sache nicht wert, daß einer von euch wegen so etwas verletzt wird. Seht also zu, daß keinem von euch was zustößt. Verstanden?« Und obwohl Harold Bloomguard nervös schluckte, nickten alle drei Männer Scuz zu. »Und noch etwas. Tut mir leid, daß ich euch so beschissene Jobs geben muß, aber wenn jemand bei uns Anzeige erstattet, müssen wir der Sache nachgehen, ob wir wollen oder nicht. Mir wäre es auch lieber, ich könnte euch für angenehmere Aufgaben einteilen – zum Beispiel Spielhöllen, Callgirls, Wettbüros und schicke Bars mit exotischen Drinks; aber mit so etwas befassen wir uns nur in den seltensten Fällen. Paßt also gut auf euch auf, damit euch nichts passiert. Das ist das oberste Gebot. Wenn einem von euch was zustößt, breche ich ihm zusätzlich 'nen Arm – eigenhändig!« Im Laufe der nächsten Viertelstunde trudelten noch sechs reguläre Beamte im Bereitschaftsraum ein und begrüßten Scuz, der das Zimmer weiterhin mit seiner billigen Zigarre einräucherte. Die Regulären stellten sich den Neulingen vor und machten sich dann an ihren Papierkram.
Sie sahen aus wie Hollywoodversionen von Tripolis-Freibeutern, türkischen Briganten oder Wikingern. Einer, ein Schwarzer, sah aus wie ein sudanesischer Karawanenführer. Alle waren jung, trugen auffällige Schnurrbärte und waren ausnahmslos mit einem Haarwuchs gesegnet, daß man damit eine Matratze hätte füllen können. Sie trugen ausgefallene modische Kleidung wie die meisten jungen Leute. Darunter waren sie jedoch sorgfältig gewaschen und eingesprüht und gepudert. Sie wirkten so bizarr und theatralisch, daß sie einfach Polizisten sein mußten. Nur Dominic Scuzzi hätte die Leute von der Straße täuschen können.
»Das hier ist Harold Bloomguard«, stellte Scuz den kleinen Polizisten seinen Männern vor. »Seht euch den Burschen mal an. Das ist es, was ich euch die ganze Zeit schon zu erklären versuche, wie ihr aussehen sollt. Bei dem käme doch niemand auf die Idee, daß er von der Polizei sein könnte, oder?«
»Da haben Sie allerdings recht«, bestätigte der Wikinger. »Wieso nehmt ihr euch also nicht ein Beispiel an ihm? Warum müßt ihr immer aussehen, als ginget ihr für Attila, den Hunnenkönig, auf Streife?«
»Jetzt hören Sie aber mal, Scuz«, warf der türkische Brigant ein. »So habe ich schon mit zwölf nicht mehr ausgesehen.« Das daraufhin ausbrechende Gelächter ließ Harold Bloomguard sichtlich erröten.
Die drei Neuzugänge erhielten weitere Anweisungen, und eine Stunde später gingen sie zu ihren Wagen nach draußen. »Eines hätte ich fast vergessen«, erinnerte sich Sergeant Scuzzi plötzlich, als seine Leute schon aus der Tür wollten. Er setzte sich wieder und steckte sich eine frische Zigarre an. »Das gilt für die drei Neuen. Wenn ihr in irgendwelchen Hinterhöfen herumschleicht, dann paßt immer auf die Hundescheiße auf, und vor allem auch darauf, wie groß die Haufen sind. Habt ihr mich verstanden?« Dann hievte Scuz seine Tennisschuhe wieder auf den Schreibtisch, lehnte sich zurück und paffte vor sich hin, während eine hartnäckige Fliege, die sich unbedingt auf dem Kopf des Sergeants von der Sitte niederlassen wollte, schließlich doch frustriert das Weite suchte, um nicht an Rauchvergiftung einzugehen.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit standen also die drei Neuen auf dem Parkplatz. Die anderen hatten ihnen ein paar kleinere, handlichere Taschenlampen geliehen, da ihre Taschenlampen für die Arbeit bei der Sitte eindeutig zu unhandlich und auffällig waren. Sie warteten darauf, da jedes der drei Teams einen von ihnen auswählen würde, mußten jedoch zu ihrer Verwirrung feststellen, daß diese nicht die geringsten Anstalten in dieser Richtung machten.
Den Grund hierfür sollte ihnen jedoch dann Pete Zoony erklären, ein schlaksiger Polizist mit einer staubfreien Krausfrisur und einem Fu-Manchu-Schnurrbart. »Nichts für ungut, Jungs. Aber wir nehmen euch gar nicht erst mit, weil nämlich gleich Scuz angerast kommen wird. Er hat einfach keine ruhige Minute, wenn ein paar Neue da sind. Er glaubt, ihr würdet gekillt werden, wenn er euch nicht persönlich einweist. Morgen abend könnt ihr dann ja mit uns kommen; dann können wir uns näher kennenlernen. Aha, da kommt er ja schon.« Und als sich die drei Chorknaben umdrehten, sahen sie Scuz durch die Tür schlurfen. Er trat ständig auf die ausgefransten
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