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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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gar nicht erst die Mühe, eine Wette abzuschließen. Ich bin Jude.«
    »Wie lange müssen wir denn noch hierbleiben?« erkundigte sich Sam Niles. Seine Stimme dröhnte durch das Guckloch und hallte von den Fliesen des Klos wider.
    »Scuz hat uns über Funk verständigt«, sagte Pete Zoony, während er im Spiegel seine Zähne betrachtete. »Er hat meinem Partner gesagt, mich hierher zu bringen, damit ich euch ein bißchen Gesellschaft leiste. Mehr als eine Stunde sollen wir auf keinen Fall mehr hierbleiben, hat er gemeint. Langsam wird es Zeit, daß wir diese Anzeige abschließen. Schade, daß wir nicht so 'nen Wagen haben wie die von der Central, mit dem sie die ganzen Besoffenen aufsammeln. Dann könnten wir uns einfach zwei Säufer rauftragen lassen und sie im selben Abteil ihren Rausch ausschlafen lassen. Und dann brauchten wir nur noch den Geschäftsführer zu holen, damit er Zeuge der Orgie wird, die wir entdeckt haben. Damit wäre der Fall dann erledigt.«
    »Na ja, seit wir hier sind, ist jedenfalls nichts passiert«, erklärte Baxter Slate. »Vielleicht kommen die Schwulen gar nicht mehr hierher.«
    »Schon möglich. Ich glaube, ich verdrück' mich mal ein bißchen nach draußen und seh' nach, ob sich ein paar neue Weiber rumtreiben, die ich noch nicht kenne. Wenn ihr mal auf 'ne kleine Pause rauskommt, dann seht euch mal das Paar Titten an, das hinter der Theke steht, wo sie die Duftwässerchen verkaufen; direkt gegenüber von der Abteilung für Kinderkleider. Ich hab' gehört, ein Polizist von der North Hollywood schiebt hin und wieder 'ne Nummer mit ihr. Wirklich sehenswert! Also dann, bis später.« Und damit war Pete Zoony auch schon durch die Tür, um nach willigen jungen Verkäuferinnen Ausschau zu halten. Zufällig fiel sein Blick jedoch auf zwei uniformierte Polizisten, die das Detektivbüro des Kaufhauses betraten. Aus purer Neugier schlenderte er auf das Büro zu und schnappte sich einen der drei Sicherheitsbeamten der Nachtschicht, als dieser gerade durch die Tür nach draußen kam.
    »Na, was gibt's?« wandte sich Pete Zoony an den in Zivil gekleideten Mann, der alle Männer von der Sitte kannte, die hin und wieder die Toilette überwachten.
    »Ein Ladendiebstahl. Nichts Besonderes. Das zweite Mal, daß wir die Frau erwischt haben. Diesmal werden wir sie allerdings einlochen. Vielleicht überlegt sie es sich dann das nächste Mal besser. Aber wahrscheinlich klaut sie dann eben anstatt bei uns bei Sears.« Pete Zoony nickte und beschloß, sich nach dem Mädchen umzusehen, das zwar mit einem North-Hollywood-Polizisten ins Bett ging, aber Zoonys hartnäckigem Werben kein Gehör schenkte.
    Dann kam einer der uniformierten Polizisten aus dem Sicherheitsbüro und strebte auf die Toilette zu. Da Pete Zoony in der Regel für die Tagesschicht eingeteilt war, kannten ihn nicht allzu viele Streifenpolizisten der Nachtschicht. Ihm sollte jedoch nun ein bedauerlicher Irrtum unterlaufen, als er nämlich beschloß, sich einen kleinen Scherz zu erlauben, um die zwei Neuen ein bißchen zu unterhalten. Er folgte dem uniformierten Polizisten in die Toilette.
    »Roscoe Rules!« flüsterten Sam und Baxter gleichzeitig, als die Tür zur Toilette aufging.
    Und dann konnten sie nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken, als Roscoe, ein Helm, sich am Pissoir erleichterte und danach, einen Stevie-Wonder-Song auf den Lippen, ans Waschbecken trat.
    Er nahm vorsichtig seine Mütze ab und strich sein schütteres Haar zurück, so daß es gerade so weit über seine Ohren fiel, daß der Lieutenant nichts dagegen hätte einwenden können. Dann quetschte er an einem wäßrigen Pickel auf seiner Nase herum, rückte seine Krawatte zurecht und grinste zufrieden sein Spiegelbild an, während Sam und Baxter sich gegenseitig in die Rippen stießen und sich vor Lachen kaum mehr halten konnten. Schließlich trat ihr Chorknabenkollege vom Spiegel zurück, setzte sich die Mütze wieder auf und warf sich in Positur, Beine gespreizt, Fäuste in die Hüften gestemmt. Roscoe Rules schien auch mit seiner Gesamterscheinung sichtlich zufrieden. Und während Sam Niles in dem verzweifelten Versuch, nicht lauthals zu lachen, fast von ihrer Beobachtungsplattform gefallen wäre, flog die Tür neuerlich auf, und herein kam Pete Zoony.
    »Sam! Sam!« flüsterte Baxter und zerrte seinen Freund an das Guckloch zurück, während Pete an Roscoe Rules vorbeitänzelte und dabei sang: »Du machst mich ganz verrückt, mein Schnuckelchen!« Er trat ans Pissoir,

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