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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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oder ein Ameisenbär.«
    »Was soll denn das bedeuten?« wollte Baxter Slate wissen. »Beschnitten oder nicht beschnitten«, erklärte Scuz, während er sich eine Zigarre zwischen die Zähne schob. Dann warf er Sam Niles seine rosa Wasserpistole zu und sagte: »Vorsicht! Das Ding ist geladen.« Der erste Mann, der in die Toilette kam, trat ans Pissoir und entleerte seine Blase. Die zwei Chorknaben sahen einander an und fragten sich, wie sie eigentlich hierher gekommen waren. Es war ein Ameisenbär.
    Der zweite Mann war ebenfalls ein Ameisenbär. Nummer drei, vier und fünf waren jedoch Helme. Der sechste war ein Ameisenbär und kostete Baxter Slate fünfundzwanzig Cents. Der siebente war wieder ein Helm und verhalf Baxter wieder zu seinem Geld. Was der achte Mann war, war den beiden egal. Der neunte war ein Ameisenbär, entpuppte sich dann aber als Helm; er setzte sich nämlich auf die Kloschüssel und spielte an sich herum, nachdem er zuvor seiner Fantasie mit einem Foto von Raquel Welch in einer Illustrierten etwas auf die Sprünge geholfen hatte. Als sein Blick dann auf ein Bild von Warren Beatty fiel, schien ihn das nicht weniger zu stimulieren.
    Sam Niles verpaßte ihm vier Schüsse aus der Wasserpistole, woraufhin der Mann fluchend aus der Toilette rannte und sich die naßgespritzten Seiten der Illustrierten an seinem Hemd abwischte.
    »Zwei Wochen lang halte ich das nicht aus«, stöhnte Baxter Slate.
    Sam Niles bot ihm darauf eine Zigarette an, öffnete die Tür, damit etwas frische Luft in den engen Raum kam, und nickte. Währenddessen erteilte Sergeant Dominic Scuzzi auf dem Parkplatz eines Supermarktes in der Nähe von Pico und Western einem extrem aufgeregten Harold Bloomguard die letzten Anweisungen.
    »Ich werde also hier auf diesem Parkplatz sein«, erklärte Scuz, während Harold nickte und zwanghaft seine Spuckebläschen produzierte. Nachdem er dann die Gläser seiner Fensterglasbrille zum drittenmal geputzt hatte, machte er sich bereit, in einen eigenen Wagen zu steigen, einen drei Jahre alten Dodge Charger, den sie sich auf dem Parkplatz der Wache geholt hatten, nachdem sie Sam und Baxter in dem Kaufhaus zurückgelassen hatten.
    »Ich möchte nicht, daß Sie sich zu weit von hier entfernen, Harold, haben Sie mich verstanden? Fahren Sie nur einen Block oder so die Western runter und auf der Pico höchstens ein paar Blocks in Richtung Osten. Sehen Sie zu, daß Sie ein Mädel in Ihren Wagen kriegen, daß sie Ihnen ein Angebot macht, und dann sacken Sie sie ein und bringen sie hierher. Und zwar schnell. Falls das Miststück versuchen sollte, aus dem Wagen zu springen, dann lassen Sie sie ruhig. Sie kommen trotzdem hierher, und dann fahren wir ihr nach und lesen sie von der Straße auf. Entfernen Sie sich aber auf keinen Fall mehr als ein paar Blocks von hier, ja?«
    »In Ordnung«, antwortete Harold.
    »Sind Sie nervös, Harold?«
    »Nee, nur ein bißchen«, log er.
    »Haben Sie 'nen Kamm?«
    »Ja.«
    »Kämmen Sie sich das Haar etwas aus der Stirn. Ihr jungen Burschen müßt ja immer aussehen wie 'n Rocksänger. Kämmen Sie sich's zurück. Zeigen Sie Ihre hohe Stirn. Damit sehen Sie sogar noch spießiger aus.« Scuz richtete Harold den Rückspiegel, worauf dieser sein rötliches Haar scheitelte und nach hinten kämmte.
    »Noch besser war's natürlich, wenn Sie sich ein bißchen Pomade reinklatschen würden«, meinte Scuz und setzte Harold seine Brille auf, als dieser mit dem Kämmen fertig war.
    »Wie sehe ich aus?«
    »Eines kann ich Ihnen sagen, Harold. Bei Ihnen kommt keiner auf die Idee, daß Sie von der Polizei sein könnten. Aber wirklich keiner.«
    »Na, dann mache ich mich auf den Weg, oder?«
    »Okay, fahren Sie auf die Pico nach Osten, dann nach Süden zur Oxford, und dann wieder zurück zur Western. Ich möchte auf jeden Fall, daß Sie in meiner Nähe bleiben.« Während Harold den Charger anließ, steckte Scuz sich eine neue Zigarre an und schlug nach einem Schwarm Mücken, der sich eben auf ihn stürzen wollte.
    Und während nun Harold Bloomguard seine Jungfernfahrt in das Reich von Zucht und Ordnung antrat, tat sich auch auf dem Beobachtungsposten in besagtem Kaufhaus einiges, wo zwei angewiderte Chorknaben gelangweilt in einem dunklen, muffigen Raum herumsaßen und den Geruch menschlicher Ausscheidungen einatmeten.
    Zuerst schlenderte Pete Zoony, der Sittenpolizist mit dem Kraushaar und dem Fu-Manchu-Schnurrbart in die Toilette und grinste zu dem Guckloch in der Wand hoch. »Macht euch

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