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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Vergewaltigungen, darunter zwölf, die der Polizei nie gemeldet worden waren, sich jedoch infolge der durch die Detektive angestellten Ermittlungen bestätigten.
    Ungeachtet all dessen sollte Spermwhale wieder einmal wie so viele Male zuvor durch die Prüfung rasseln, der er sich vor dem Beförderungsausschuß unterzog. Über Jahre hinweg hatte er seine Freizeit dafür geopfert, Tonnen von menschlicher und maschineller Fracht für sein Land zu fliegen, anstatt an der Polizeiakademie Abendkurse zu belegen.
    Wie Captain Drobeck es einmal während eines privaten Belegschaftstreffens ausdrückte; wer zum Teufel wollte schon Kontrollund leitende Beamte, die nur etwas taugten, wenn es galt, Flugzeuge zu fliegen oder gefährliche Ganoven zu fassen wie den ›Reuigen Vergewaltiger‹? Abgesehen davon hatte Spermwhale Whalen keine Umgangsformen und abnorme Füße; er brauchte Schuhe mit der enormen Weite von E plus, während er gleichzeitig nur Schuhgröße 7½ hatte. Das sah aus, als ginge er auf Riesenwaffeln.

 

    9
    Tommy Rivers
    I ch bitte um Applaus für Roscoe Rules!« verkündete Sergeant Nick Yanov an dem Abend, an dem Baxter Slate den ganz gewöhnlichen Typen erschoß, während des Appells. »Roscoe hatte gerade seine jährliche ärztliche Untersuchung, und das Ergebnis besagt, daß in diesem Jahr sein Phthirius pubis-Befall sehr niedrig war. Ich habe das in einem medizinischen Handbuch nachgeschlagen und festgestellt, daß das Filzläuse sind.« Nachdem der Applaus für den finster dreinblickenden Roscoe Rules verebbt war, gab sich Lieutenant Finque alle Mühe, die allgemeine Stimmung zu heben, indem er die Fotos zeigte, die er sich von den Beamten der Mordabteilung geliehen hatte. Auf ihnen war die entsetzlich entstellte Leiche von Nathan Zelinski zu sehen, einem zweiundsiebzigjährigen Türsteher, der vor drei Jahren bei einem Einbruch in eine Junior High-School von zwei sechzehnjährigen Burschen zu Tode getrampelt worden war. »Die haben ihm das Nasenbein regelrecht in die Kehle hinuntergeprügelt«, erklärte Lieutenant Finque. »Der alte Mann ist buchstäblich an seinem eigenen Blut erstickt. Sein Todeskampf hat fast fünfundvierzig Minuten gedauert. Die beiden haben in ihrem Geständnis zugegeben, daß sie noch ein paarmal vorbeigekommen sind, um nach ihm zu sehen.«
    »So etwas übt eben seinen besonderen Reiz auf sie aus«, flüsterte Baxter Slate zu niemandem speziell.
    »Auf wen?« wollte Spermwhale wissen.
    »Na, auf so junge Burschen eben.«
    »Der Grund, weshalb ich euch diese Aufnahmen zeige, ist folgender«, fuhr Lieutenant Finque fort. »Der zweite Junge ist eben aus dem Jugendgefängnis entlassen worden und treibt sich wieder in unserem Revier herum. Der erste ist schon vor vier Monaten rausgekommen.«
    Und während die Männer der Nachtschicht die Fotos durch die Reihen reichten und auf die Gerichte und die Rechtsprechung im allgemeinen fluchten, fragte Sergeant Nick Yanov leise:
    »Muß denn das sein, Lieutenant?«
    »Natürlich«, antwortete der Lieutenant. »Sie sollen doch schließlich wissen, mit welchen Idioten wir es hier zu tun haben.«
    »Glauben Sie denn nicht, daß sie das schon zur Genüge wissen? Wieso erinnern Sie sie denn immer wieder von neuem daran, was für eine Scheiße das ist? Warum?«
    »Darüber können wir uns ja später noch ausführlicher unterhalten«, brach Lieutenant Finque die Diskussion ab.
    Allerdings sollte es zu diesem Gespräch nie kommen. Statt dessen schrieb Lieutenant Finque in Sergeant Yanovs nächste Beurteilung: »Sergeant Yanov muß noch einiges lernen, bevor er hoffen kann, als Kontrollbeamter seinen Mann zu stehen. Es fehlt ihm eindeutig noch an der nötigen Reife.« Und um Sergeant Yanov zusätzlich zu zeigen, wer hier der Boß war, wandte sich Lieutenant Finque wieder an die Männer: »Ach, habt ihr übrigens schon diese Geschichte von den anderen jungen Burschen gehört, die das Jugendamt den Sommer über ins General Hospital geschickt hat. Sie hatten alle schon reichlich Drogenerfahrungen, und deshalb haben sie sie in die Medikamentenausgabe gesteckt und sie Flaschen auswaschen lassen. Den Rest könnt ihr euch ja denken. Und dann noch ein paar Dinge, über die wir während des Treffens der Kontrollbeamten gesprochen haben«, fuhr der Lieutenant fort, der langsam in Fahrt kam. »Es gibt da verschiedene Geschäftsleute in der Umgebung, die uns häufig Diebstähle und Einbrüche melden; und sie wollen nicht, daß uniformierte Polizisten durch den

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