Die Chorknaben
deinen Colt und siehst zu, daß du zweimal zum Abdrücken kommst, während du an seinem Lauf herumkaust. Ich will mich einfach nicht wie so viele andere Polizisten selbst über die Leine springen lassen. Und deshalb mache ich ab und zu etwas, das vielleicht so aussieht, als würde ich mich wenigstens einen Fatz um einen von diesen Idioten scheren. Aber ich kann dir sagen, es gibt nichts Verdorbeneres und Kaputteres als Menschen.« Und der nächste Auftrag dieses Abends sollte nicht das geringste dazu beitragen, Spermwhale eines Besseren zu belehren. »Wahrscheinlich werde ich morgen mal meine Ehemalige besuchen«, sagte Spermwhale zu Baxter, der gerade vorgeschlagen hatte, vor dem Restaurant in der Western, in dem sie immer zum halben Preis etwas zu essen bekamen, auf Code sieben zu schalten.
»Welche denn?« wollte Baxter genauer wissen.
»Die zweite«, klärte Spermwhale ihn auf. »Irgendwie mag ich sie noch am ehesten. Sie hatte den meisten Mumm. Hat mir den letzten Pfennig abgeluchst. Ab und zu besuche ich sie mal, um meinen Ex-Hund und meinen alten Wagen wieder mal zu sehen.«
»Und läuft ab und zu noch was mit ihr?«
»Selbst wenn, hätte ich keinen Bock. Ihr Arsch ist so fett, daß sie sich auf Raten setzen muß. Und außerdem ist sie schon ein bißchen alt. Mir sind diese jungen Dinger wie Carolina Moon schon lieber. Ihr Fett ist noch überall glatt und straff. Ich mag's, wenn sie noch genügend Kraft haben, um selbst noch einen Zahn zuzulegen.«
»Demnächst werde ich wohl wieder mal 'ne Singstunde einberufen müssen«, meinte Baxter Slate, als zwei Blocks weiter der ›Reuige Vergewaltiger‹ gerade eine schwarze Frau aus ihrem Ford zerrte und sie hinter einem großen Müllcontainer ins Dunkel zu schleppen versuchte.
Sie schrie verzweifelt zwei vorbeikommenden Männern zu, die jedoch einfach weitergingen und die goldene Regel aller Stadtbewohner befolgten: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
»Langsam kriege ich schrecklichen Hunger«, meinte Baxter Slate, als der ›Reuige Vergewaltiger‹ gerade feststellen mußte, daß die schwarze Frau fast genauso kräftig wie er war und nicht so einfach klein beigab, ob er ihr nun mit dem Messer drohte oder nicht. Verzweifelt suchte der Mann nach dem Dolch, den ihm die Frau aus der Hand geschlagen hatte, als er versuchte, damit auf sie einzustechen.
»Weißt du, irgend etwas an Nick Yanov erinnert mich ganz stark an meinen jüngsten Sohn«, sagte Spermwhale, während er sich eine frische Zigarre ansteckte und Baxter langsam an den Autos vorbeifuhr, die vor den Restaurants in der La Cienaga nach einem Parkplatz suchten.
»Aber dein Sohn ist doch noch gar nicht so alt.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Spermwhale. »Aber er sieht Yanov irgendwie ähnlich. Aber, weißt du, ich habe Angst, daß er wie die anderen in Schwierigkeiten kommt. Das letzte Mal, als er mich besuchen kam, hat er nicht einmal die Kleider angenommen, die ich ihm gekauft habe. Alles was ihn interessiert, ist, am Vencice Beach mit diesen Hippies herumzuhängen. Nicht einmal saubere Unterwäsche will er. Weißt du, er will einfach partout nichts besitzen. Außer den Kleidern auf seiner Haut will er absolut nichts haben. Schon allein die Entscheidung, seine Unterhosen zu wechseln, ist ihm zuviel. Ich fürchte fast, daß es ihm sogar gefallen könnte, wenn er in den Knast kommt und ihm alle Entscheidungen abgenommen werden.« Baxter Slate dachte angestrengt nach, wie er das Thema wechseln könnte, weil er nicht wollte, daß Spermwhale zu viel an seinen ältesten Sohn dachte.
Und währenddessen packte der ›Reuige Vergewaltiger‹, der jedoch in diesem Augenblick noch keinerlei Reue zeigte, die schwarze Frau am Hals und hatte ihr schon fast das Lebenslicht ausgeblasen, bis sie es schließlich doch noch schaffte, ihre Zähne in seinen Bizeps zu schlagen und einen markerschütternden, schrillen Schrei auszustoßen, der um ein Haar ihr letzter geworden wäre.
»Meine Fresse, was war denn das?« schnellte Spermwhale in seinem Sitz hoch und griff nach der Taschenlampe, während Baxter den Wagen herumriß und in den dunklen Parkplatz einbog, so daß die kreischende Frau und der tobende Vergewaltiger plötzlich im Lichtkegel der Scheinwerfer auftauchten, wie sie auf dem Boden miteinander rangen.
Spermwhale, der sich plötzlich bewegte wie ein junger, schlanker Mann, war aus dem Wagen gesprungen, bevor er zum Stehen kam, und verfolgte den fliehenden Mann über den Parkplatz. Er schrie ihm
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