Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
mitbringen.«
»Lord Verminaard informieren?« fragte der Drakonier entsetzt.
»Dann nicht«, antwortete Khisanth sarkastisch. »Wenn du auf dieser Farce bestehst, dann bitte meinen Lord um Erlaubnis. Vermutlich hast du die meisten Soldaten in den oberen Teil geschickt.«
»Ja, Hoheit.« Der Drakonier verbeugte sich.
Khisanth überdachte noch einmal die Angelegenheit. »Vielleicht
bist du doch nicht so ein Idiot«, sinnierte er. »Hier unten habe ich alles unter Kontrolle. Konzentriere dich auf die Suche im oberen Teil der Stadt. Wenn du die Eindringlinge findest, bringe sie unverzüglich zu mir. Verletzt sie nicht mehr als notwendig, wenn ihr sie überwältigt. Und geh mit dem Stab vorsichtig um!«
Der Drakonier fiel vor dem Drachen auf die Knie, der höhnisch aufschnaubte und sich dann in die dunklen Schatten zurückzog, aus denen er gekommen war.
Der Drakonier rannte die Treppe hinunter, wo er auf weitere Kreaturen traf, die aus dem Nebel auftauchten. Nach einem kurzen gedämpften Austausch in ihrer Sprache marschierten die Drakonier in die nördliche Straße. Sie gingen lässig, lachten über irgendeinen Witz und waren bald im Nebel verschwunden.
»Sie wirken nicht gerade besorgt«, sagte Sturm.
»Nein«, stimmte Tanis bitter zu. »Sie glauben, sie haben uns.«
»Machen wir uns doch nichts vor, Tanis. Sie haben recht«, sagte Sturm. »Unser Plan hat einen gewaltigen Haken. Wenn wir uns einschleichen, ohne daß der Drache das mitbekommt, und wenn wir die Scheiben finden – müssen wir immer noch aus dieser verfluchten Stadt hinaus, in der Drakonier auf allen oberen Ebenen herumkriechen.«
»Ich habe dich zuvor gefragt, und ich frage dich jetzt noch einmal«, antworteteTanis. »Hast du einen besseren Plan?«
»Ich habe einen besseren Plan«, meldete sich Caramon schroff zu Wort. »Faß das nicht als Respektlosigkeit auf, Tanis, denn wir alle wissen, wie Elfen über das Kämpfen denken.« Der große Mann zeigte auf den Palast. »Offensichtlich lebt dort der Drache. Laßt uns ihn hervorlocken, so wie wir es geplant haben, nur daß wir ihn bekämpfen, anstatt uns wie Diebe einzuschleichen. Wenn der Drache erledigt ist, kommen wir an die Scheiben.«
»Mein lieber Bruder«, flüsterte Raistlin, »deine Stärke liegt in deinem Schwertarm, aber nicht in deinem Kopf. Tanis ist
weise, so wie der Ritter sagte, als wir dieses kleine Abenteuer begannen. Du würdest gut daran tun, auf ihn zu hören. Was weißt du über den Drachen, mein Bruder? Du hast doch die Wirkung seines tödlichen Atems gesehen.« Raistlin wurde von einem Hustenanfall überwältigt. Er zog einTuch aus seinem Ärmel. Tanis sah, daß dasTuch blutbefleckt war.
Nach einem Moment fuhr Raistlin fort. »Du könntest dich vielleicht verteidigen und vielleicht auch gegen die scharfen Krallen und Fänge und den aufpeitschenden Schwanz angehen, der diese Säulen umreißen kann. Aber wie willst du dich, lieber Bruder, gegen seine Magie verteidigen? Er könnte dich verzaubern, so wie ich meine kleine Freundin verzaubert habe. Er könnte dich mit einem einzigen Wort in Schlaf versetzen und dich dann töten, während du süß träumst.«
»Ist ja schon gut«, murrte Caramon verdrossen. »Ich wußte nichts darüber. Verdammt, wer weiß denn schon etwas über diese Ungeheuer!«
»In Solamnia kennt man viele Legenden über Drachen«, sagte Sturm leise.
Er will auch den Drachen bekämpfen, stellte Tanis fest. Er denkt an Huma, den vollkommenen Ritter, genannt Drachentöter.
Bupu zog an Raistlins Robe. »Komm. Du gehst. Keine Herren mehr. Kein Drache mehr.« Sie und die anderen Gossenzwerge patschten wieder über den Platz.
»Und?« fragte Tanis und sah auf die beiden Krieger.
»Anscheinend haben wir keine Wahl«, sagte Sturm steif. »Wir stellen uns nicht dem Feind, sondern verstecken uns hinter Gossenzwergen! Früher oder später aber wird die Zeit kommen, und dann werden wir diesen Ungeheuern gegenübertreten!« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging erhobenen Hauptes los. Die Gefährten folgten.
»Vielleicht machen wir uns unnötige Sorgen.« Tanis kratzte sich den Bart und sah zum Palast zurück, der nun wieder im Nebel verborgen lag. »Vielleicht ist er der einzige Drache auf Krynn – einer, der das Zeitalter der Träume überlebt hat.«
»Erinnere dich an die Sterne,Tanis«, murmelte Raistlin. »Die Königin der Finsternis ist zurückgekehrt. Und vergiß ihre Kriegsheere nicht. Und ihre Kriegsheere waren nach dem Hohelied unserer Vorfahren
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