Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
gemacht.
»Wir müssen verschwinden!« schrie Sturm. »Es kommen immer
mehr! Wo ist denn dein Elfenfreund?« fragte er Tanis argwöhnisch.
»Er ist in die Wälder vorausgelaufen«, antwortete Tanis. »Vergiß nicht, er und seine Leute haben uns gerettet.«
»Haben sie?« fragte Sturm, seine Augen verengten sich. »Davon habe ich nichts gemerkt!«
In diesem Moment traten sechs Drakonier aus dem Rauch hervor und hielten beim Anblick der Krieger inne.
»Lauft in die Wälder!« schrie Tanis und bückte sich, um Flußwind beim Tragen von Theros zu helfen. Sie trugen den Schmied, während Caramon und Sturm Seite an Seite ihren Rückzug sicherten. Beide bemerkten sofort, daß die ihnen gegenüberstehenden Kreaturen mit den Drakoniern, gegen die sie zuvor gekämpft hatten, nichts gemeinsam hatten. Ihre Rüstungen und ihre Gesichtsfarbe waren anders, und sie trugen Pfeile und Langschwerter, von denen eine merkwürdige Flüssigkeit tröpfelte. Beide dachten sofort an Geschichten über Drakonier, die sich in Säure verwandelten und deren Knochen explodierten.
Caramon stürmte nach vorn, sein Schwert schwingend und wie ein aufgebrachtes Tier bellend. Zwei der Kreaturen stürzten, bevor sie überhaupt begriffen, wer sie angriff. Sturm begrüßte die anderen vier mit seinem Schwert und schlug einer den Kopf ab. Er sprang auf die anderen zu, aber die hielten sich grinsend zurück; anscheinend warteten sie auf etwas.
Sturm und Caramon sahen sich unbehaglich an. Dann wußten sie Bescheid. Die Körper der erschlagenen Drakonier neben ihnen auf der Straße begannen zu schmelzen. Das Fleisch kochte und zerlief wie Schweinefett in einer Pfanne. Ein gelblicher Dampf bildete sich über ihnen und vermischte sich mit dem Qualm des brennenden Käfigs. Beide Männer würgten, als der gelbe Dampf zu ihnen hochstieg. Ihnen wurde schwindelig, und sie wußten, sie wurden vergiftet.
»Kommt schon! Schnell!« schrie Tanis aus dem Wald.
Die zwei stolperten zurück, flüchteten vor einem Pfeilsturm, als vierzig oder fünfzig Drakonier kreischend vor Zorn um den
Käfig herumstürmten. Die Drakonier machten Anstalten, die Verfolgung aufzunehmen, wichen aber zurück, als eine klare Stimme ertönte: »Hai! Ulsain!« und zehn von Gilthanas geführte Elfen aus dem Wald rannten.
»Quen talas uvenelei!« schrie Gilthanas. Caramon und Sturm stolperten an ihm vorbei, und die Elfen deckten ihren Rückzug; dann ergriffen auch sie die Flucht.
»Folgt mir«, sagte Gilthanas den Gefährten in der Umgangssprache. Auf ein Zeichen von Gilthanas hoben vier Elfenkrieger Theros hoch und trugen ihn in den Wald.
Tanis sah zum Käfig zurück. Die Drakonier waren nicht weitergegangen und beäugten argwöhnisch den Wald.
»Beeilt euch!« drängte Gilthanas. »Meine Männer decken euch.«
Elfenstimmen ertönten im Wald, verhöhnten die Drakonier und versuchten, sie in Reichweite der Pfeile zu locken. Die Gefährten sahen sich zögernd an.
»Ich werde den Elfenwald nicht betreten«, sagte Flußwind barsch.
»Es ist schon in Ordnung«, sagte Tanis und legte seine Hand auf Flußwinds Arm. »Du hast mein Versprechen.« Flußwind sah ihn einen Moment lang an, dann tauchte er in den Wald ein, die anderen gingen hinterher. Zuletzt kamen Caramon und Raistlin, die Fizban halfen. Der alte Mann blickte zum Käfig zurück, von dem nur noch ein Haufen Asche und verbogene Eisenstäbe übriggeblieben waren.
»Wunderbarer Zauber. Und hat irgendeiner ein Dankeschön gesagt?« fragte er wehmütig.
Die Elfen führten sie geschwind durch die Wildnis. Ohne ihre Führung wären die Gefährten hoffnungslos verloren gewesen.
»Die Drakonier wissen genau, daß sie uns nicht in die Wälder folgen sollten«, sagte Gilthanas und lächelte grimmig.Tanis, der bewaffnete Elfenkrieger hinter den Bäumen verborgen sah, fürchtete kaum eine Verfolgung. Bald verloren sich alle Geräusche des Kampfes.
Ein dicker Laubteppich bedeckte den Boden. Kahle Baumäste knisterten im kalten Morgenwind. Nach der tagelangen Fahrt im Käfig bewegten sich die Gefährten langsam und steif. Gilthanas führte sie zu einer weiten Lichtung, als die Morgensonne den Wald mit ihrem blassen Licht durchbrach.
Auf der Lichtung hatten sich die befreiten Gefangenen versammelt. Tolpan blickte sich eifrig um, dann schüttelte er traurig den Kopf.
»Ich frage mich, was mit Sestun passiert ist«, sagte er zu Tanis. »Ich dachte, ich hätte ihn weglaufen gesehen.«
»Mach dir keine Sorgen.« Der Halb-Elf klopfte ihm
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