Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
merkwürdigen, bezaubernden Lächeln hielt, so daß ihre Seele schmerzliche Qualen litt.
Ihre Freunde konnten ihr nur wenig Trost geben. Einer von ihnen, Elistan, verließ das Schloß, als ein Bote der Elfen erschien, die den Kleriker zu sich baten und um einen Abgesandten der Ritter als seine Begleitung nachfragten. Es blieb wenig Zeit für den Abschied. Noch am Tag der Ankunft des Elfenboten machten sich Elistan und Fürst Alfreds Sohn, ein ernster junger Mann namens Douglas, auf ihre Reise ins südliche Ergod. Laurana hatte sich noch nie so einsam gefühlt, als sie sich von ihrem Lehrmeister verabschiedete.
Auch Tolpan stand vor einem traurigen Abschied.
Bei all der Aufregung wegen der Drachenlanze hatten alle Gnosch und seine Lebensaufgabe vergessen, die in tausend funkelnden Stücken auf dem Gras lag. Alle, außer Fizban. Der alte Magier erhob sich vom Boden, wo er zusammengekauert vor dem gespaltenen Weißstein gelegen hatte, und ging zu dem schwergeprüften Gnomen, der jammervoll auf die zerstörte Kugel der Drachen starrte.
»Nun, nun, mein Junge«, sagte Fizban, »das ist nicht das Ende von allem!«
»Nein?« fragte Gnosch, dem so elend zumute war, daß er einen Satz zu Ende sprach.
»Nein, natürlich nicht! Du mußt das aus der richtigen Perspektive sehen. Nun, jetzt hast du die Chance, die Kugel der Drachen von innen nach außen zu untersuchen!«
Gnoschs Augen strahlten auf. »Du hast recht«, sagte er nach einer kurzen Pause, »und ich wette, ich könnte sie zusammenkleben...«
»Ja, ja«, sagte Fizban schnell, aber Gnosch stürzte nach vorn, und sein Redestrom wurde immer schneller.
»Wir können die Teile markieren, verstehstdu, unddannzeichnenwirein Diagramm, wojedes Teilaufdem Bodengelegenhat, was...«
»Recht, recht«, murmelte Fizban.
»Tretet zur Seite, tretet zur Seite«, sagte Gnosch wichtigtuerisch und schob die Leute von der Kugel weg. »Paßt auf, wohin Ihr geht, Fürst Gunther, und ja, wir werden sie nun von innen nach außen studieren, und in einigen Wochen werde ich meinen Bericht fertiggestellt haben.«
Gnosch und Fizban riegelten den Platz ab und machten sich an die Arbeit. Für die nächsten zwei Tage stand Fizban am zerbrochenen Weißstein und fertigte Zeichnungen an, in denen er angeblich den genauen Standort jedes einzelnen Teils markierte, bevor es eingesammelt wurde. (Eine von Fizbans Zeichnungen landete zufällig im Beutel des Kenders. Tolpan entdeckte später, daß es in Wirklichkeit ein Spiel war, das der Magier gegen sich selbst gespielt und – offenbar – verloren hatte.)
Gnosch kroch derweil glücklich im Gras herum und steckte kleine Pergamentfetzen mit Nummern an Glasteile, die kleiner waren als die Pergamentfetzen. Er und Fizban sammelten schließlich 2687 Stücke der Kugel der Drachen in einen Korb und transportierten sie zurück zum Berg Machtnichts.
Tolpan stand vor der Wahl, bei Fizban zu bleiben oder mit Laurana und Flint nach Palanthas zu reisen. Die Entscheidung war einfach. Der Kender wußte, daß solch unschuldige Wesen wie das Elfenmädchen und der Zwerg ohne ihn nicht überleben
konnten. Aber es war hart, seinen alten Freund zu verlassen. Zwei Tage, bevor das Schiff in See stechen sollte, stattete er den Gnomen und Fizban einen letzten Besuch ab.
Nach einer erheiternden Fahrt mit dem Katapult fand er Gnosch im Untersuchungszimmer. Die Teile der zerbrochenen Kugel der Drachen lagen mit Zetteln und Nummern versehen, auf zwei Tischen ausgebreitet.
»Absolutfaszinierend«, Gnosch sprach so schnell, daß er stotterte, »weil wirddas Glasanalysierthaben, merkwürdiges-Material, soetwashabenwirnochniegesehen, diegrößteEntdeckung, indiesem Jahrhundert...«
»Dann ist deine Lebensaufgabe erfüllt?« unterbrach Tolpan. »Und die Seele deines Vaters...«
»Ruhtgemütlich!« Gnosch strahlte, dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. »Undsoglücklichdaßduvorbeikommenkonntest, undwenndujeinder Nachbarschaftbistkommvorbeiundbesuchmich...«
»Das werde ich«, sagte Tolpan lächelnd.
Tolpan fand Fizban zwei Ebenen tiefer. (Eine faszinierende Reise – er schrie einfach nur den Namen seiner Ebene, dann sprang er ins Nichts. Netze flatterten hervor, Glocken und Gongs ertönten und Pfeifen bliesen. Tolpan wurde schließlich eine Ebene über dem Boden festgehalten, gerade als der ganze Platz mit Schwämmen überflutet wurde.)
Fizban war in der Waffenentwicklung, umgeben von Gnomen, die ihn mit unverhohlener Bewunderung anstarrten.
»Ah, mein
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