Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
Junge!« sagte er und beäugte Tolpan geistesabwesend. »Du kommst gerade recht, um beim Testen unserer neuen Waffe zuzusehen. Revolutioniert die Kriegsführung. Macht die Drachenlanze altmodisch.«
»Wirklich?« fragte Tolpan aufgeregt.
»Tatsache!« bestätigte Fizban. »Nun, stell dich dort drüben hin...« Er winkte einem Gnomen zu, der zu der Stelle sprang, auf die Fizban gezeigt hatte.
Fizban hob etwas auf, was für den verwirrten Kender wie eine Armbrust aussah, an der sich ein wütender Fischer zu
schaffen gemacht hatte. Es war wirklich eine Armbrust. Aber statt eines Pfeils hing ein riesiges Netz am Haken. Fizban befahl den Gnomen, sich hinter ihn zu stellen und Platz zu machen.
»Nun, du bist der Feind«, sagte Fizban zum Gnomen mitten im Zimmer. Der Gnom setzte sofort eine wilde, kriegerische Miene auf. Die anderen Gnomen nickten zustimmend.
Fizban zielte, dann ließ er los. Das Netz segelte durch die Luft, verhedderte sich am Haken der Armbrust und schnappte zurück wie ein einfallendes Segel, um sich um den Magier zu schlingen.
»Verdammter Haken!« murrte Fizban.
Die Gnomen und Tolpan befreiten ihn aus dem Netz.
»Ich glaube, es heißt Abschied nehmen«, sagte Tolpan und streckte langsam seine kleine Hand aus.
»Wirklich?« Fizban sah verwirrt aus. »Soll ich irgendwo hingehen? Niemand hat mir Bescheid gesagt! Ich habe noch nicht gepackt...«
»Ich gehe weg«, sagte Tolpan geduldig, »mit Laurana. Wir nehmen die Lanzen und... oh, ich glaube, ich darf das niemandem sagen«, fügte er verlegen hinzu.
»Mach dir keine Sorgen. Kein Wort darüber«, wisperte Fizban heiser, was deutlich im überfüllten Raum zu hören war. »Du wirst Palanthas lieben. Wunderschöne Stadt. Grüß Sturm von mir. Oh, und Tolpan«, der alte Magier sah ihn scharf an, »du hast das Richtige getan, mein Junge!«
»Ja?« fragte Tolpan erleichtert. »Da bin ich aber froh.« Er zögerte. »Ich frage mich... was du mir gesagt hast... der dunkle Weg. Habe ich...«
Fizbans Gesicht wurde ernst, als er Tolpan fest an die Schulter griff. »Ich befürchte ja. Aber du hast den Mut, ihn zu begehen.«
»Hoffentlich«, sagte Tolpan mit einem kleinen Seufzer. »Nun, leb wohl. Ich komme zurück. Sobald der Krieg vorbei ist.«
»Oh, dann bin ich wahrscheinlich nicht mehr hier«, sagte Fizban und schüttelte dabei so heftig den Kopf, daß sein Hut herunterfiel.
»Sobald die neue Waffe fertig ist, werde ich nach...«, er hielt inne. »Wohin sollte ich gehen? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Aber mach dir keine Sorgen.Wir werden uns wiedersehen. Zumindest läßt du mich nicht vergraben unter einem Haufen von Hühnerfedern zurück!« murmelte er und suchte nach seinem Hut.
Tolpan hob ihn auf und gab ihn Fizban.
»Auf Wiedersehen«, sagte der Kender mit einem Würgen in der Stimme.
»Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen!« Fizban winkte fröhlich. Dann, nachdem er den Gnomen einen gehetzten Blick zugeworfen hatte, zog er Tolpan zu sich. »Ah, ich habe etwas vergessen. Wie war noch einmal mein Name?«
Noch eine andere Person verabschiedete sich von dem alten Magier, aber unter anderen Umständen.
Elistan lief zum Strand von Sankrist, um auf das Boot zu warten, das ihn zurück ins südliche Ergod bringen würde. Der junge Mann, Douglas, ging neben ihm. Die zwei waren in eine Unterhaltung vertieft. Elistan erklärte einem hingerissenen und aufmerksamen Zuhörer die Wege der uralten Götter.
Plötzlich sah Elistan hoch und erkannte den alten verwirrten Magier, den er auf dem Treffen von Weißstein gesehen hatte. Elistan hatte tagelang versucht, den alten Magier zu treffen, aber Fizban war ihm immer aus dem Weg gegangen. Darum war er sehr erstaunt, den alten Mann auf sich zukommen zu sehen. Sein Kopf war gebeugt, und er murmelte etwas vor sich hin. Einen Moment lang dachte Elistan, daß er vorbeigehen würde, ohne sie zu bemerken, als der alte Magier plötzlich den Kopf hob.
»Oh! Sind wir uns nicht schon einmal begegnet?« fragte er blinzelnd.
Einen Moment lang konnte Elistan nicht sprechen. Das Gesicht des Klerikers wurde leichenblaß unter seiner gebräunten Haut. Als er schließlich dem alten Magier antworten konnte, war seine Stimme heiser. »Das sind wir, in der Tat. Mir ist das
erst jetzt bewußt geworden. Und obwohl wir erst kürzlich miteinander bekannt gemacht wurden, habe ich das Gefühl, daß ich dich seit sehr langer Zeit kenne.«
»Wirklich?« Der alte Mann blickte argwöhnisch. »Du willst doch wohl nichts über mein
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