Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
Vom Netzwerk:
und vom Wissen verfolgt, daß sie in einigen Sekunden auf die Todesstraßen zurückkehren mußten.

    Alhana lehnte ihren Kopf an Sturms Brust. Die uralte Rüstung fühlte sich kühl und beruhigend an, und darunter konnte sie sein Herz schlagen hören, schnell, beständig und tröstend. Die Arme, die sie hielten, waren stark. Seine Hand streichelte ihr schwarzes Haar.
    Alhana, keusche Tochter eines strengen und rigiden Volkes, wußte seit langer Zeit, wen sie wann und wo heiraten würde. Es war ein Elfenlord, und sie hatten sich in gegenseitigem Einvernehmen in all den Jahren nie berührt, seitdem diese Verbindung geplant war. Er war bei den anderen geblieben, während Alhana zurückgekehrt war, um ihren Vater zu suchen. Sie war in diese Welt der Menschen gestolpert und von dem Schock völlig benommen. Sie verabscheute sie und war gleichzeitig fasziniert von ihnen. Sie waren so mächtig, ihre Gefühle so roh und ungezähmt. Und gerade als Alhana dachte, sie würde diese Menschen für immer hassen und verachten, mußte das hier passieren.
    Alhana sah in Sturms betrübtes Gesicht, sah Stolz, Würde, Strenge, den Wunsch nach Vollkommenheit – einer unerreichbaren Vollkommenheit. Das Mädchen fühlte sich zu diesem Mann hingezogen – zu diesem Menschen. Sich seiner Stärke hingebend, von seiner Anwesenheit beruhigt, empfand sie eine süße, verzehrende Wärme, und plötzlich erkannte sie, daß dieses Feuer für sie eine größere Gefahr bedeutete als die Feuer von tausend und abertausend Drachen.
    »Wir gehen besser«, flüsterte Sturm leise, aber zu seiner Verwunderung stießAlhana ihn von sich.
    »Wir trennen uns hier«, sagte sie, ihre Stimme war kalt wie der Nachtwind. »Ich muß zu meiner Herberge zurück. Vielen Dank für deine Begleitung.«
    »Was?« fragte Sturm. »Du willst allein gehen? Das ist Wahnsinn.« Er ergriff ihren Arm. »Ich kann nicht zulassen...« Das war, wie ihm klarwurde, ein Fehler, denn sie versteifte sich. Sie bewegte sich nicht, sondern starrte ihn einfach gebieterisch an, bis er sie freigab.
    »Ich habe meine Freunde hier«, sagte sie, »so wie du. Deine
Loyalität gilt ihnen. Meine Loyalität gilt den meinen. Unsere Wege trennen sich hier.« Ihr versagte die Stimme, als sie den tiefen Schmerz in Sturms Gesicht sah. Einen Moment lang konnte Alhana es kaum ertragen, und sie fragte sich, ob sie die Kraft haben würde, weiterzumachen. Dann dachte sie an ihr Volk, das auf sie angewiesen war, und faßte sich wieder. »Ich danke Euch für Eure Freundlichkeit und Eure Hilfe, Ritter, aber ich muß jetzt gehen, solange es noch ruhig ist.«
    Sturm starrte sie an, verletzt und verwirrt. Dann verhärtete sich sein Gesicht. »Es war mir eine Ehre, Euch zu Diensten gewesen zu sein, Lady Alhana. Aber Ihr seid immer noch in Gefahr. Erlaubt mir, Euch zu Eurer Herberge zu bringen, dann werde ich Euch nicht länger belästigen.«
    »Das ist unmöglich«, antwortete Alhana. »Meine Herberge ist nicht weit entfernt, und meine Freunde warten auf mich.Wir kennen einen Weg aus der Stadt.Vergebt mir, daß ich Euch nicht mitnehme, aber ich kann Menschen nicht vertrauen.«
    Sturms braune Augen blitzten auf. Alhana, die neben ihm stand, spürte, wie sein Körper erzitterte. Noch einmal verlor sie fast ihre Entschlossenheit.
    »Ich weiß, wo Ihr seid«, sagte sie und schluckte. »Das Wirtshaus zum Roten Drachen. Vielleicht...wenn ich meine Freunde finde...können wir Euch Hilfe anbieten...«
    »Macht Euch darüber keine Gedanken.« Sturms Stimme war jetzt genauso kalt wie die ihre. »Und dankt mir nicht. Ich habe nur das getan, was meine Ehre verlangt. Lebt wohl«, sagte er und schritt davon.
    Dann fiel ihm etwas ein, und er kehrte um. Er zog die funkelnde Diamantnadel aus seinem Gürtel und legte sie in Alhanas Hand. »Hier«, sagte er.Als er in ihre Augen sah, sah er plötzlich den Schmerz, den sie zu verbergen suchte. Seine Stimme wurde weicher, obwohl er nichts verstand. »Es ehrt mich, daß Ihr mir diesen Edelstein anvertraut habt«, sagte er sanft, »auch wenn es nur für wenige Augenblicke war.«
    Die Elfe starrte einen Augenblick den Juwel an, dann begann sie zu zittern. Ihre Augen trafen Sturms Augen, und er sah in ihnen
keine Verachtung, wie er erwartet hatte, sondern Mitgefühl. Wieder einmal wunderte sie sich über die Menschen. Alhana neigte ihren Kopf, unfähig, seinen Blick zu ertragen, ergriff seine Hände, legte den Juwel hinein und schloß seine Finger um ihn.
    »Behalte ihn«, sagte sie leise.

Weitere Kostenlose Bücher