Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
Fenster und erfaßte das Schwert, das sich gegen die verderbte grüne Luft abhob.
Wieder erscholl die Trompete, und wieder antwortete Sturm, aber dieses Mal versagte seine Stimme, denn dieses Mal war es ein anderer Klang. Nicht länger süß und rein, sondern grob und schrill.
Nein, dachte Sturm entsetzt, als er sich dem Drachen näherte. Das waren die Hörner des Feinds! Er war in eine Falle gegangen! Um sich herum konnte er jetzt Drakoniersoldaten sehen, die hinter dem Drachen hervorgekrochen waren und grausam über seine Leichtgläubigkeit lachten.
Sturm hielt inne, faßte sein Schwert fester mit schweißnasser Hand. Der Drache lauerte, eine unbesiegbare Kreatur, umgeben von Massen von Soldatenkreaturen, die ihre gebogenen Zungen an ihren Klingen wetzten.
Furcht verknotete Sturms Magen; seine Haut wurde kalt und feucht. Das Hornsignal erscholl ein drittes Mal, grausam und böse. Es war vorbei. Es war umsonst gewesen. Verzweiflung senkte sich über ihn, er sah sich voller Angst um.Wo war Tanis?
Er brauchte Tanis, konnte ihn aber nicht finden. Verzweifelt wiederholte er den Kodex der Ritter: Die Ehre ist mein Leben, aber die Worte klangen in seinen Ohren hohl und sinnlos. Er war kein Ritter.Was bedeutete ihm der Kodex? Er hatte in Lüge gelebt! Sturms Schwertarm sank, fiel herab; sein Schwert fiel aus seiner Hand, und er sank auf die Knie, zitternd und weinend wie ein Kind, den Kopf verbergend vor dem Entsetzen.
Mit einem Schlag seiner glänzenden Klaue beendete Cyan Blutgeißel Sturms Leben, spießte den Körper des Ritters an seinen Krallen auf, warf den erbärmlichen Menschen verächtlich auf den Boden, während die Drakonier auf den noch warmen Körper des Ritters losstürzten, um ihn in Stücke zu reißen.
Aber sie fanden ihren Weg blockiert. Eine strahlende Gestalt, die im Mondschein silbern glänzte, lief auf Sturms Körper zu. Schnell nach unten greifend, hob Laurana Sturms Schwert auf. Dann, wieder aufrecht stehend, sah sie den Drakoniern in die Fratzen. »Berührt ihn, und ihr werdet sterben«, sagte sie unter Tränen.
»Laurana!« schrie Tanis und eilte ihr zur Hilfe. Aber Drakonier sprangen ihn an. Er schlug verzweifelt auf sie ein, versuchte das Elfenmädchen zu erreichen. Gerade als er sich durchgekämpft hatte, hört er Kitiara seinen Namen rufen. Er wirbelte herum und sah sie von vier Drakoniern umzingelt. Der Halb-Elf hielt verzweifelt inne, zögernd, und in diesem Moment fiel Laurana über Sturms Körper, ihr Körper von Drakonierschwertern durchbohrt.
»Nein! Laurana!« gellte Tanis. Er wollte zu ihr laufen, hörte dann aber wieder Kitiara schreien. Wieder hielt er inne und wandte sich um. Er faßte sich an den Kopf, stand unentschlossen und hilflos da, gezwungen mit anzusehen, wie Kitiara niedergeschlagen wurde.
Der Halb-Elf schluchzte auf, spürte Wahnsinn in sich aufsteigen, sehnte sich nach dem Tod, nach dem Ende dieser Qual. Er umklammerte das magische Schwert von Kith-Kanan und stürzte auf den Drachen zu, sein einziger Gedanke war, zu töten und getötet zu werden.
Aber Raistlin versperrte ihm den Weg, stand vor dem Drachen wie ein schwarzer Obelisk.
Tanis stürzte auf den Boden, wußte, sein Schicksal war besiegelt. Er hielt den kleinen goldenen Ring fest in seiner Hand und wartete auf das Ende.
Dann hörte er den Magier seltsame und mächtige Worte singen. Er hörte den Drachen vor Wut aufheulen. Die zwei kämpften miteinander, aber es war Tanis einerlei. Mit fest geschlossenen Augen löschte er die Geräusche um sich aus, löschte er sein Leben aus. Nur eine Sache blieb real – der goldene Ring in seiner Hand.
Plötzlich wurde sich Tanis heftig des Ringes bewußt, den er in seiner Handfläche hielt: Das Metall war kühl, seine Ränder rauh. Er spürte die goldenen, miteinander verbundenen Efeublätter in sein Fleisch dringen.
Tanis schloß die Hand und drückte den Ring. Das Gold stach in sein Fleisch, stach tief. Schmerz . . . wirklicher Schmerz . . .
Ich träume!
Tanis öffnete die Augen. Solinaris silbriges Licht überflutete den Turm, vermischte sich mit Lunitaris roten Strahlen. Er lag auf dem kalten Marmorboden. Seine Hand hielt etwas fest umklammert, so fest, daß der Schmerz ihn geweckt hatte! Der Ring. Der Traum! Sich an den Traum erinnernd, setzte sich Tanis entsetzt auf und sah sich um. Aber der Korridor war leer. Nur Raistlin lehnte hustend an einer Wand.
Der Halb-Elf erhob sich und taumelte auf Raistlin zu. Als er näher kam, konnte er Blut auf den
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