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Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition)

Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Steinklaue in seiner Vorderpfote, zum Schlag erhoben.
    Fauchend schnellte Wolf über das Harte Weiße Kalt.
     
    Etwas prallte gegen Torak und riss ihn zu Boden.
    Er erhaschte einen Blick in funkelnde Dämonenaugen, eine Klinge blitzte auf, dann stürzte Wolf – tatsächlich, Wolf  – mit einem großen Satz auf das Tokoroth zu, das rasch wieder den Stamm hinaufkrabbelte und in der Dunkelheit verschwand.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, rief Renn und kam auf ihn zugelaufen.
    Benommen richtete er sich auf. Äste knackten, als das fliehende Tokoroth von Ast zu Ast sprang und Wolf wie ein silberner Pfeil im Mondschein hinterherflog.
    Torak wollte ihm folgen, aber seine Knie gaben nach.
    »Komm wieder in den Unterschlupf«, sagte Renn.
    »Ich muss Wolf helfen.«
    »Du hast keine Jacke an. Rein mit dir, ehe du erfrierst!«
    Im Unterschlupf stellte Torak fest, dass er am ganzen Körper zitterte, allerdings nicht vor Kälte. »Wa-was ist denn passiert?«
    »Du bist geschlafwandelt.« Renns Gesicht im Feuerschein war aschfahl. »Als ich aufwachte, warst du nicht mehr da. Draußen habe ich dich hinter den Schutzlinien stehen sehen. Du hast einfach durch mich hindurchgeblickt, es war entsetzlich. Das Tokoroth war über dir im Baum, es hat auf deinen Kopf gezielt. Dann ist Wolf plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht. Er hat dich gerettet.«
    Torak stellte sich vor, wie Wolf den Dämon jagte, und versuchte aufzustehen.
    »Vermutlich hat Eostra dich zum Schlafwandeln gebracht«, sagte Renn und zog ihn energisch zurück.
    »Wie denn?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube, sie hat es schon einmal versucht, damals, im Großen Wald. Erinnerst du dich?«
    Torak schloss die Augen, aber das brachte die Schwärze zurück. Er öffnete sie rasch wieder. »Warum sollte sie das tun?«, murmelte er.
    »Ich glaube, sie wollte dich hinter das Erdblut locken, dass ich auf dem Boden verteilt habe, damit ihr Tokoroth dich angreifen kann. Aber warum nur?«, fragte sie leise, wie im Selbstgespräch. »Für sie ist es sinnlos, dich zu töten. Damit wäre deine Macht für sie verloren. Das passt alles überhaupt nicht zusammen.«
    Torak legte die Stirn auf die Knie. Renn strich ihm sanft über die Wange und fragte, wie es ihm ginge, und er antwortete, gut. Dann wollte sie wissen, wie er sich beim Schlafwandeln gefühlt habe, und er sagte: »Leer. Ich war im Nichts. Ich war verloren.«
    Renn hielt erschrocken die Luft an. Als er sie fragte, was das zu bedeuten habe, schwieg sie. Er wusste, dass sie manches vor ihm geheim hielt. Es war ihm egal. Wolf hatte ihn gerettet und nun war er dort draußen. Allein, im Kampf gegen das Tokoroth.
     
    Der Dämon war im Gebüsch verschwunden. Wolf hatte seine Fährte verloren. Er schüttelte sich voller Abscheu und trottete zum Bau zurück.
    Das Harte Weiße Kalt biss ihn in die Pfoten und er war schrecklich hungrig und schwach; dennoch fühlte er sich besser; besser als je seit dem Angriff der Eule. Er hatte seinen Rudelgefährten vor dem Dämon gerettet. Dafür war er da.
    Kurz vor der Höhle stießen die Raben krächzend zu ihm herab, und er machte einen schwachen Versuch, sie mit einem Hüpfer zu vertreiben. Obwohl die Raben stets beim Rudel waren, gehörten sie nicht dazu; von Zeit zu Zeit musste man ihnen das deutlich zeigen.
    Die Rudelgefährtin kam aus der Höhle gelaufen und sagte etwas Überraschtes in der Schwanzlossprache. Sie duckte sich, ging wieder hinein. Als sie kurz darauf herauskam, hielt sie in den Vorderpfoten lauter kleine flache Lachse, die keine Augen hatten. Wolf schluckte sie alle auf einmal herunter und fühlte sich gleich viel besser. Er leckte gerade die letzten Krümel von ihren Pfoten, als Groß Schwanzlos aus der Höhle kam. Groß Schwanzlos sah Wolf und wurde ganz still. Wolf wimmerte leise und warf sich auf seinen Rudelgefährten, und sie rollten auf dem Boden herum, jaulten und tauchten ihre Nasen in den herrlichen Geruch des anderen.
    Im Oben stieg das Heiße Helle auf und besprenkelte den Wald mit Licht. Wolf spürte, dass das gut war. Dunkelfell und die Welpen waren fort und er würde sie immer vermissen, aber er begriff jetzt, dass er nicht bei ihnen sein konnte. Auch Groß Schwanzlos und seine Rudelgefährtin gehörten zum Rudel und sie brauchten ihn.
    Ein Wolf lässt sein Rudel nicht im Stich.

Kapitel 13

    Der kleine Wolfswelpe verstand überhaupt nichts mehr.
    Wieso war er plötzlich auf diesem kahlen Hügel, weit entfernt vom Lagerplatz? Und wo war das Rudel?
    Er

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