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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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ihm Übelkeit. Er stellte sich vor, was passieren würde, falls es tatsächlich zu einem Kampf zwischen ihnen und den Waldbewohnern käme. Der Halken würde ohne Zweifel noch einige der Männer mit seinem Messer in Stücke schlagen, bevor ihn die Speere stoppen würden wie einen kämpfenden Bären. Nur Sirr mochte vielleicht eine kleine Chance haben nicht gleich getötet zu werden, wenn sie floh. Vielleicht wären sie aber auch alle schon tot, bevor sie auch nur einen einzigen Schritt machen könnten, denn als Erich aufblickte, entdeckte er weitere Bewaffnete in den Bäumen. An dieser Stelle schienen die Äste unauffällig aber wirkungsvoll von kleineren Zweigen gesäubert worden zu sein, um einen sicheren Stand und ein freies Schussfeld zu haben. Obwohl die Männer in den Bäumen kaum zu erkennen waren, hatten sie freie Sicht auf Erich und die anderen. Mit der Schneise mussten wir ohne unser Wissen die Grenze ins Land dieser Männer überschritten zu haben und nun waren wir ihnen wohl oder übel ausgeliefert. Vielleicht hätten wir doch auf den Halken und seinen Aberglauben hören sollen.
    „ Der Zwerg hat zu laut geatmet. Man könnte ihn im Dunkeln erschießen.“, murrte Kern aber niemand hatte einen Nerv dafür sich zu fragen, wen er damit meinte.
    „ Was wollt ihr hier? Kehrt um. Wisst ihr nicht, dass jener Weg zum Sommerfeld führt? Kein Hürnin ist auf jenem Feld willkommen.“, sagte einer der Männer, dessen Brustpanzer aus dem Geweih von Hirschen und kleinen Metallschuppen gefertigt war. Er war gut zu verstehen, selbst wenn er mit einem seltsamen Akzent sprach, den ich nicht einzuordnen vermochte. Wie seine Kleidung war er altertümlich und fremd.
    Sarn trat langsam mit sichtbar erhobenen Handflächen vor und erklärte dem Mann, dass sie sehr wohl wussten, was vor ihnen lag, dass sie aber diesen Weg dennoch einschlagen wollten und bat darum das Gebiet der Krieger passieren zu dürfen. Der Mann nickte.
    „Ihr seid mutig. Wir respektieren das, auch wenn wir es nicht gutheißen. Sind alle Hornhuser so wie ihr?“
    Sarn zögerte und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Wir sind seit vielen Jahren die ersten, die Hornhus zu einem anderen Zweck verlassen, als die Kinder in die Obhut ihrer Zieheltern zu geben. Wer seid ihr? Ich wusste nicht, dass es noch Hürnin außerhalb von Hornhus gibt. Warum seid ihr nicht nach Hornhus zurückgekehrt? Wie ist das möglich? Wer seid ihr?“
    Der Mann lachte bitter auf und spuckte auf den Boden. Sarns Fragen ignorierend sagte er: „Wenn Hornhus früher zu uns gekommen wäre, so hättet ihr davon erfahren. Aber wie es scheint versuchen jene Hürnin von Hornhus immer noch in einer neuen Welt nach der alten Weise zu leben. Warum habt ihr jene Stadt verlassen, wenn ihr nicht gekommen seid, um uns einen Besuch abzustatten? Hat man euch verstoßen?“
    Sarn war nicht bereit alles über sie und ihre Reise Preis zu geben und wählte deshalb eine ausweichende Antwort. „Wir haben unsere Gründe. Wir wollen keinen Ärger. Wir wollen nur das Sommerfeld auf dem Weg nach Süden überqueren.“
    „Wenn ihr keinen Ärger wollt, solltet ihr euch sowohl von jenem Schlachtfeld, als auch von Sunterak fern halten. Das Sommerfeld ist schlimm genug, aber danach wird es nicht besser.“
    „ Warum?“
    Der Mann lachte und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr zurück. Auch seine Männer waren über diese Frage amüsiert. Erich bemerkte, wie sie sich entspannten und auch der Halken sein Haumesser ein wenig sinken ließ. Aber noch waren zu viele Waffen um uns herum, als dass wir uns sicher fühlen konnten.
    „Ihr seid doch so stolz auf eure Lebensweise und das Wissen, das eure Kinder aus jenen Reichen außerhalb von Hornhus zu euch zurückbringen, oder etwa nicht? Wie lange ist es her, dass ihr jene nicht nur in kleinen unbedeutenden Dörfern ausgesetzt habt, welche von den Unzufriedenen und Verfolgten gegründet wurden, die aus jenem Sunterak geflohen sind? Hornhus hat lange schon den Kontakt zur Welt verloren wie es scheint.“
    Erich stand mit offenem Mund da und wartete, was Sarn darauf erwidern würde. Aber er sagte gar nichts. Der Mann hatte Recht. Er musste gar nicht lange darüber nachdenken. Alle Hürnin, die Erich kennen gelernt hatte, waren höchstens ein paar Tagesreisen von Hornhus entfernt aufgewachsen. Und das bedeutete am Rand des Sumpfs, in dem Hornhus lag. Sirr bildete die einzige Ausnahme. Viel von der Welt wussten sie also nicht und Sarn war der letzte, der Nachrichten

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