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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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und der anderen Dämonen nahm seinen Anfang. Man hat nie erfahren, was mit der Flamme geschehen ist und es gibt einige, die immer noch darauf hoffen, dass er am Leben ist und eines Tages zurückkehren wird, um Sunterak vom Scharif und den anderen zu erlösen. Aber darüber müssen wir uns keine Gedanken mehr machen, das werden wir sicher nicht mehr erleben.“
    Eine ganze Weile war es still und Erich driftete erneut hinüber in den Schlaf, als die fremde Stimme in der Dunkelheit erneut sprach.
    „Bitte versprecht mir etwas. Wenn es so weit ist, dann lasst nicht zu, dass sie mich dem Baum überlassen. Dreht mir den Hals um oder erwürgt mich, aber nicht der Baum.“
    „ Wir haben nicht vor, uns wie Lämmer zur Schlachtbank führen zu lassen.“, hörte Erich den Halken grollen. „Wenn du mit uns kommst, wirst du kämpfend sterben.“
    „ Das ist gut.“, sagte der Fremde und Erich könnte hören, wie er dabei lächelte. Erich hingegen fand, dass es alles andere als gut war zu sterben, egal ob im Kampf oder nicht.
    „ Warum bist du hier?“, wollte Sarn wissen.
    Der andere lachte bitter.
    „Weil man mich für einen Peregrin gehalten hat. Ausgerechnet mich, der nie aus Lazara raus gekommen ist.“
    „ Was ist ein Peregrin?“
    Aus der Antwort des Mannes war Erstaunen herauszuhören.
    „Das ist kein Ort für Scherze. Die Peregrin müsst Ihr doch kennen. Man nennt sie auch die Wanderfalken. Sie sind die einzigen, die hin und wieder etwas gegen die Dämonen ausrichten konnten. Es wird inzwischen nicht mehr viele von ihnen geben. Der Scharif hat sie alle getötet.“
    Man ließ uns einen weiteren Tag in dem feuchten nach Tod und Verzweiflung stinkenden Verlies. Erich hatte es für eine Redewendung gehalten, aber der Kerker von Lazara lehrte ihn, dass die Verzweiflung in der Tat einen säuerlichen, noch Tage später in der Nase hängen bleibenden Geruch hatte, der sich von Körper zu Körper ausbreitete, bis er schließlich alles beherrschte.
    Irgendwann warf man den Gefangenen welkes Gemüse und Küchenabfälle in ihr Gefängnis, aber selbst als der Halken Erich ein paar Knollen anbot, die noch einigermaßen genießbar aussahen, konnte er nichts essen. Er brachte einfach keinen Bissen hinunter.
    Die Hürnin sahen inzwischen nicht viel besser aus als die anderen Gefangenen: zerlumpt, voller Schürfwunden und mit geweiteten Augen, die jedes Mal angstvoll nach oben starrten, wenn ein Schatten zu uns herunter fiel. Selbst der Halken begann seine Kraft zu verlieren. Erich bemerkte es, als am Nachmittag des zweiten Tages eine der bunten Zecken, die in seinem Gesicht hingen, plötzlich zu Boden fiel und tot dort liegen blieb. Auch die anderen Tiere an seinem Körper schienen eine schwere Zeit durchzumachen. Mehr und mehr schienen die Hürnin an Substanz zu verlieren und bald schon würden sie keine Kraft mehr haben irgend etwas dagegen zu unternehmen, wenn sie die Chance dazu bekommen würden.
    Der Mann, mit dem Sarn in der vergangenen Nacht gesprochen hatte, gesellte sich wieder zu den Hürnin und wartete gemeinsam mit ihnen schicksalsergeben darauf was passieren würde.
    Nach einer zweiten Nacht voller wirklicher und eingebildeter Alpträume war es so weit und das Seil wurde wieder zu ihnen heruntergelassen. Erich hatte sich schon gefragt, wie man sie dazu zwingen wollte, erneut das Seil zu ergreifen, um zu ihrem sicheren Tod hinaufgezogen zu werden, aber als die ersten Männer sich weigerten, sah Erich, dass man durchaus Mittel und Wege hatte um sie dazu zu zwingen. Zuerst war nur ein leises Geräusch zu hören, wie das Flüstern des Windes, dann begann aus Löchern in den Wänden schmutziges Wasser zu laufen, das sich schäumend in ihrem Kerker ausbreitete. Das Wasser war nicht nur kalt, sondern stank so erbärmlich, dass Erich fast keine Luft mehr bekam. Wie die anderen Männer auch ließ er sich bereitwillig nach oben ziehen, bevor die widerliche Brühe höher als bis zu seinen Knien steigen konnte.
    Im Innenhof angekommen erwartete sie eine Abordnung von Soldaten mit Ziegenhelmen und langen Stäben mit Schlingen an beiden Enden.
    Der Gefangene, der mit Sarn gesprochen hatte, warf diesem einen fragenden Blick zu, aber Sarn schüttelte den Kopf. So lange wir von Mauern umgeben waren, hätte es keinen Sinn einen Angriff zu wagen. Hier würde man die Hürnin ohne Zweifel einfach nur außer Gefecht setzen und nicht auf den Gedanken kommen sie zu töten, da sie ohnehin nicht entkommen konnten. Sarn schien darauf zu

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