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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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hatten und sich umschauten, erstreckte sich um uns so weit wir sehen konnten eine erstarrte glitzernde Welt. Der Wind hatte Geraden und Spiralen in die Oberfläche des Schnees gefeilt und den Bäume mit durchscheinende Kleidern übergezogen. Noch war die Sonne nur als schwacher Schimmer am Horizont zu erahnen, aber schon war sie stark genug, um die Spitzen der Baumwipfel zu erreichen und mit sanften Fingern den Schnee von den dunklen Zweigen abzulösen. In immer größer werdenden Klumpen prasselte das Eis durch die Äste auf die Hürnin herab. Sie hatten inzwischen ihre verstreute Ausrüstung zusammengesucht und die Schneeschuhe unter Anleitung des Halken an ihre Füße gebunden. Obwohl es um einiges kälter war als an den vergangenen Tagen, fühlte sich Erich schnell wohler, sobald sie erst einmal auf dem Schnee unterwegs waren. Kein Lüftchen regte sich und als auch noch das Sonnenlicht schräg durch die Baumstämme brach, wurde ihm sein Umhang zu warm und er schlug ihn über die Schultern zurück.
    Auch die anderen beiden hatten bessere Laune. Sarn war zwar anzusehen, dass er sich immer noch Sorgen um Kern und die Elfe machte und der Halken musste sich wegen seiner Brustverletzung schonen, aber zum ersten Mal seit längerer Zeit hörte ich die beiden lachen. Es hörte sich in der Weite des Waldes schwach und verloren an.
    Nachdem sie stundenlang ohne besondere Vorkommnisse auf ihren Schneeschuhen durch den schweigenden Wald gegangen waren, machten sie an einer mächtigen Eiche halt und der Halken machte sich einen Spaß daraus zu versuchen einen Elchkopf in den Schnee zu pinkeln. Er scheiterte an der zweiten Geweihschaufel, die dann aber von Sarn vervollständigt wurde. Da seine Blase ziemlich voll war, wurde das Geweih des Elchs dabei ziemlich asymmetrisch. Zum Schluss zog sich der Halken seine Hosen herunter, um dem Elch noch eine ordentliche Nase ins Gesicht zu setzen, aber Sarn und Erich verzichteten darauf sich das Ergebnis anzusehen.
    Erichs Magen knurrte vernehmlich als sie darauf warteten, dass der Halken sein Geschäft beendete.
    „Wie lange glaubst du werden wir noch bis Drachall brauchen?“, wollte Erich wissen.
    Sarn zuckte mit den Schultern.
    „Schwierig zu sagen. Wir müssten den weitesten Weg hinter uns haben, aber es ist schwer abzuschätzen, wie weit wir von unserer eigentlichen Strecke abgekommen sind und wo wir uns jetzt befinden. Ich würde sagen sobald wir die Ausläufer des Gebirges erreichen ist es nicht weiter als eine Woche, höchstens zwei.“
    Erich stöhnte. „Bis dahin bin ich schon längst verhungert!“
    Sarn lachte. „Beim nächsten Elch wird alles anders und bis uns wieder einer über den Weg läuft, finden wir was kleineres zu essen.“
    „ Was kann man bei diesem Wetter hier denn schon finden?“
    „ Eicheln.“, antwortete der Halken, der mit zwei Händen voll verschrumpelten Eicheln zu ihnen zurückkehrte.
    „ Wo hast du die so schnell her bekommen?“, wollte Erich verblüfft wissen.
    „ Unvorsichtiges Eichhörnchen.“, sagte der Halken. „Ist dem Halken entwischt. Seine Vorratskammer hat er aber gefunden.“
    Sie teilten die Eicheln unter sich auf. Der Halken hatte auch noch einige Beeren in der Vorratshöhle des Eichhörnchens entdeckt, aber sie waren von einem dichten Pelz aus Schimmel bedeckt, so dass Erich und Sarn die Früchte ohne zu zögern dem Halken überließen.
    „Guter Schimmel.“, meinte der Halken schulterzuckend, während er sich die ersten Beeren in den Mund schob. „Wie Käse.“
    Erich verzog bei dem Gedanken daran angewidert das Gesicht. Aber auch an den Eicheln hatte er nicht besonders viel Freude. Mit einiger Mühe schaffte er es die Schale aufzubeißen und den weichen Kern herauszuholen, aber was wie Nüsse aussah, schmeckte einfach nur bitter und Erich hatte das Gefühl, dass schon nach der zweiten Eichel sein gesamtes Zahnfleisch wund und durchlöchert war. Dennoch trieb ihn der Hunger dazu im Verlauf des Tages seinen gesamten Vorrat an Eicheln aufzuessen.
    Das Resultat waren Kopfschmerzen und leichte Übelkeit, aber zumindest wurde er nun nicht mehr von Hungergefühlen geplagt.
    Der vierte Tag im Wald bewies uns, dass wir in die richtige Richtung unterwegs waren. Nachdem die Hürnin einen zugefrorenen Bach überquert hatten, begann das Gelände hügelig zu werden und nach wenigen Stunden legten sie ihre Schneeschuhe ab, weil sie immer öfter größere Steigungen überwinden mussten, um von einem Hügelkamm zum nächsten zu gelangen. Die

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