Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
glitschige Blutpfütze auf den weißen Marmorplatten, glitt aus und schlug der Länge nach hin. Wenn sie sich danach noch einmal aufrappeln konnte, bekam Erich das nicht mehr mit, denn er verließ ihren Körper. Die Vision war vorbei.
Erich blinzelte stöhnend und es dauerte eine Weile, bis er wieder ganz bei Sinnen war. Sarn wollte genau wissen, was er gesehen hatte, aber er konnte sich keinen rechten Reim darauf machen.
„Der Scharif ist nicht der einzige Dämon, der sich das Verschwinden der Flamme zu Nutze gemacht hat. Wer weiß wie viele es noch von ihnen gibt. Wer weiß, was der Sharif mit diesem Dämon aushandeln wollte.“
Es war zehn Tage nach unserer Ankunft in der Burgruine, als der Magier unvermittelt wieder bei uns auftauchte und Sarn mit sich nahm. Er erklärte nicht wohin und warum, er war einfach in einem Moment im Stall und im nächsten auch schon wieder mit Sarn verschwunden. Als er etwa eine Stunde später wieder auftauchte, hatte Erich keine Gelegenheit ihn zu fragen, was der Magier von Sarn gewollt hatte, denn Erich war der nächste, den der Magier mit sich nahm.
Auch dieses Mal spürte ich den Schock der plötzlichen Trennung von meinem Herrn, aber weniger heftig als beim ersten Mal. Vielleicht lag es daran, dass man sich auch daran mit der Zeit gewöhnte, vielleicht daran, dass Erich nicht weit weg war. Ich wusste auf der Stelle, dass ihn der Magier in den Bergfried gebracht hatte und folgte ihm dort hin.
Das Innere des von außen so abweisenden Turms war überraschend wohnlich. Dicke Teppiche bedeckten den Boden, an der Decke brannten Feuer, die sich aus sich selbst zu speisen schienen und die Wände wurden von Gobelins verdeckt, die hügelige Landschaften voller Wild und fröhlicher Jäger zeigten.
Ich fand die beiden in einem kreisrunden Raum oben in der Turmspitze, dessen Holzdecke mit komplizierten geometrischen Intarsien verziert war. Wie Kometen drehten sich Wirbel und Haken umeinander, vereinigten sich und lösten sich wieder. Auch wenn das Ganze still stand, war es schwierig den Blick auf einer Stelle ruhen zu lassen. Zierliche Säulen stützen die zentralen Balken und von der Mitte des Raums hing ein in Kristall gefasstes Feuerbecken herab, das dem Thronsaal eines Königs würdig gewesen wäre.
Der Magier stand unter diesem Feuerbecken, während Erich ein paar Schritte von ihm entfernt auf einem Schemel hockte. Mund und Augen waren weit aufgerissen und er blickte sich staunend um. Im Raum gab es mehrere Schränke, die mit Kristallen und Stapeln von Schriftrollen gefüllt waren. Ein Blick darauf genügte um zu erkennen, dass sie sehr alt sein mussten. Ansonsten standen vor den Schränken nur verschiedene Töpfe und Karaffen, die diverse Flüssigkeiten und Sand enthielten. Das, was für das bloße Auge erkennbar war, passte aber nicht mit dem zusammen, was ich im Kristallgefüge sehen konnte.
Für eine Weile genügte es dem Magier meinen Herrn eingehend zu mustern, dann begann er zu sprechen.
„ Du kommst also aus dem Reich der Dämonen. Du bist in unsere Welt gelangt als die Flamme verschwand und hast es innerhalb von ein paar Tagen geschafft dich mit mehreren Malen zeichnen zu lassen.“ Er lächelte säuerlich. „Dadurch ist nicht mehr zu erkennen, wer du bist oder wer dich hier hergeschickt hat.“
Erich schüttelte verwirrt den Kopf.
„Ich verstehe das nicht. Ich weiß, dass ich nicht von hier komme. In den Höhlen der Peregrin habe ich es gefühlt, aber …“
Der Magier brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Sprich nicht weiter. Ich weiß, was du sagen willst. Du bist ein Wanderer zwischen den Welten für den es keine Heimat geben kann, selbst wenn du jemals deine Wiege oder das Lächeln deiner Eltern wiederfinden solltest. Du bist der Pfeil, der nicht weiß, welches Ziel er treffen wird.“
Der Magier hob seinen Blick, um die Feuerschale über ihm zu betrachten und die Flammen in ihr veränderten ihre Farbe zu einem intensiven Violett.
Raunend fuhr er fort: „Der Scharif wollte dich töten ohne zu wissen, wie gefährlich du ihm werden kannst und hat es dir somit erst ermöglicht bis zu seinem verdorbenen Herzen vorzudringen. Die Schwestern haben dein Leben gerettet und versucht dich von deinem Schicksal zu lösen. Der Dämon Coelacanth hat fortgeführt, was die Schwestern begonnen haben und auch Chon hat dazu beigetragen, dass dein Weg dich geradewegs zu mir geführt hat.“ Er lachte. „Und mein Schutzzauber, der dich fast getötet hätte, hat
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