Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

wäre alles normal und blickten immer wieder verstohlen zu mir hoch.
    Kaum einer der Dämonen glich dem anderen. Sie waren so verschieden wie die Horndämonen, die ich aus Hornhus kannte, mit dem Unterschied, dass sie hier eine Gestalt aus Fleisch und Knochen hatten und keiner von ihnen fliegen konnte. Es dauerte nicht lange, bis sie Sudra und die Hürnin entdeckten.
    Ihre Reaktion verblüffte mich. Nachdem einer der Dämonen, der auf dem Bock seiner Kutsche am weitesten sehen konnte, einen gellenden Schrei ausgestoßen und zu den Hürnin hinüber gedeutet hatte, brach Panik aus. Wer sein Gefährt oder Reittier schnell wenden konnte, machte sich aus dem Staub, während die Dämonen auf den langsameren Karren ihre Waren und Tiere einfach im Stich ließen und entweder rannten was ihre Beine hergaben oder von anderen in ihren Karren mitgenommen wurden. Die Nachricht breitete sich wie ein Lauffeuer aus und innerhalb kürzester Zeit war die Straße bis auf ein paar schwere Fuhrwerke mit dröge vor sich hin stierende Zugtiere leer. Ich landete auf einem dieser Fuhrwerke und betrachtete die Ladung, bis Gilcris und die anderen bei mir eintrafen. Auf der Ladefläche lagen rostrote Steine, die sorgsam behauen waren. Diese Art von Stein hatte ich noch nie zuvor gesehen und als ich einen von ihnen hoch hob, stellte ich überrascht fest, dass das Material federleicht war, so als wäre es hohl. Dabei war es hart wie Granit.
    „Hast du sie vertrieben?“, wollte Drigg wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. „Sie sind erst geflohen, als sie euch gesehen haben.“
    „ Was sind das für Steine? “, fragte Gilcris, der mit steifen Gliedern von Sudras Gefährt abgesprungen war und einen der Ziegel aufgehoben hatte. Auch er war von ihrem Gewicht überrascht. „Ich weiß es nicht. Aber so wie es aussieht schaffen sie Unmengen davon nach Süden.“
    Gilcris brummte etwas und kehrte dann zu Sudra und den anderen zurück. „ Lasst uns weiterfahren. Diese Steine können uns nichts erzählen. “
    Wir verließen die Straße und folgten weiter der Draach. Aus der Luft konnte ich sehen, dass sie ihr schwebendes Delta weit ins Meer vorgeschoben hatte. Das letzte Stück bestand am Boden aus sumpfigen Marschen, in die sich knotige Bäume mit ihren Stelzenwurzeln krallten, aber der Himmel darüber wurde durchzogen von einem Netz von kleineren und größeren Wasserläufen. Wenn wir dem Flusslauf weiter folgten, würden wir direkt auf die Insel mit der Festung zulaufen. Darüber wie die Hürnin das Wasser überqueren sollten machte ich mir noch nicht viele Gedanken. Im Notfall könnte ich sie vielleicht einzeln fliegend hinübertragen.
    Bei einer kurzen Pause, in der Sudra von seinem Wasser trank und ein paar getrocknete Früchte aß, hatte ich Gelegenheit Gilcris zu fragen, ob es nicht besser wäre ich würde voraus fliegen, um die Insel auszukundschaften. Vielleicht würde es sich ja gar nicht lohnen so weit zu laufen und warum sollten sich die anderen in Gefahr begeben, wenn ich schon am Himmel Gefahren ausmachen konnte, die vielleicht auf der Insel lauerten?
    Gilcris hielt nichts von dem Vorschlag. „ Wir bleiben zusammen. “, sagte er bestimmt. „ Wir werden hier nicht untätig herumsitzen und warten. Und ich muss auf diese Insel. Egal was sich darauf befindet. “
    Ich verstand, wie er sich fühlte, aber ich wusste auch, dass das keine weise Entscheidung war. Nach allem, was wir bisher gehört und gesehen hatten, wussten wir, dass die Hürnin sich hier auf feindlichem Terrain bewegten und inzwischen musste die Neuigkeit von unserer Ankunft eine weite Strecke zurückgelegt haben. Wenn ich zurückblickte, konnte ich sehen, dass die Straße unter der Draach noch immer verlassen dalag und es würde nicht lange dauern, bis jemand kommen würde, um sich um die Angelegenheit zu kümmern. Jemand mit Waffen.
    Eine Gesellschaft, die es schaffte große Straßen in Stand zu halten, würde auch auf Fälle vorbereitet sein, in denen etwas oder jemand den reibungslosen Warentransport störte. Man würde uns wahrscheinlich nicht gleich ein ganzes Heer auf den Hals hetzen und selbst dann war ich mir sicher, dass die Soldaten es nicht leicht mit den Hürnin haben würden, aber noch wussten wir zu wenig über dieses Land und seine Bewohner. Bei den Reisenden hatte es sich nicht um Horndämonen gehandelt auch wenn sie wussten, wer wir waren.
    Beängstigende Gedanken plagten mich. Was, wenn inzwischen nicht mehr viele Horndämonen übrig waren? Was wenn auch