Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
ihrer Dämonen ahnten es. Und selbst wenn sie es nicht wagten ihre Herrn zu verraten, brachten sie auch nicht den Mut auf sich gegen das begangene Unrecht aufzulehnen. Nicht einmal Nuur oder Karak.
Mehr als all das interessierte Gilcris aber seine Familie. Er wollte von Sudra genau wissen, wer außer seinen Eltern noch dazu gehörte und welche Leute sein Vater und seine Mutter überhaupt waren. Aber Sudra konnte nicht viel dazu sagen. Er wusste dass der Vater von Gilcris den Namen Chilles trug und seine Mutter Banisasch genannt wurde. Chilles war ein angesehener Mann unter den Flüchtlingen, eine Art Anführer, aber Sudra hatte kein Interesse an den Hürnin. Er wollte nur seine Aufgabe erfüllen und dann weiterreisen.
Erich war ein wenig enttäuscht, aber während der kommenden Tage sagte er immer wiede leise die Namen seiner Eltern vor sich hin.
Wir reisten schnell und bis zum Rand des Tals von Drachall ohne Zwischenfälle. Hier in den Hügeln wurden die Spuren einstiger Bebauung deutlicher und an einer in Stein gefassten Quelle, die der Zerstörung entgangen war machten wir Halt. Sudra füllte Wasser in einen verborgenen Tank in seiner Maschine, während Hund gierig mit dampfender Zunge soff, dann ging es weiter. Die Hügel waren hier niedriger als im Westen von Drachall und die Draach hatte sich in ein verzweigtes Netz aus Nebenarmen, Totwassern und kleinen Seen verwandelt, das sich zwischen den felsigen Erhebungen ausbreitete. An manchen Stellen lag schillernder Dampf über dem Wasser, während an anderen kleine Flammen über den Wellen züngelten und auch sonst verhielt sich der Fluss mehr als ungewöhnlich. Fast eine Stunde lang folgten ihm die vier Männer in Sichtweite, während ich über ihnen schwebte und der Fluss bäumte sich dabei immer mehr auf, bis er schließlich sein Bett vollends verließ und wie aus dem Hals einer Flasche gegossen durch die Luft strömte. Ich landete bei den anderen, um ihnen davon zu berichten, dass nicht weit vor uns eine Straße unter dem Fluss hindurchführte und unseren Weg kreuzte. Allerhand Reisende waren auf dieser Straße unterwegs und wir würden bis zum Einbruch der Dunkelheit warten müssen, wenn wir eine Chance haben wollten unentdeckt zu bleiben. Doch Gilcris entschied sich dagegen. Ihm war es egal, ob wir entdeckt wurden, denn er wollte nur so schnell wie möglich die Insel mit der Festung erreichen.
So folgten wir weiter unbeirrt der fliegenden Draach.
Ich konnte nicht feststellen, was den Fluss in der Luft hielt. In meine Welt zurückgekehrt war mein Gespür für das Kristallgefüge verschwunden und ich war auf Vermutungen angewiesen wie die anderen auch. Doch zumindest hatte ich ihnen voraus, dass ich das Land im weiten Umkreis überblicken konnte und so sah, dass die Draach nicht das einzige war, was den gewohnten Naturgesetzen widersprach. Weit im Norden entdeckte ich einen dunklen Klumpen Erde, der ebenfalls über dem Boden schwebte und wenn mich nicht alles täuschte, war das Meer nicht an allen Stellen flach, wie es eigentlich sein müsste, sondern von Gräben durchzogen, die so aussahen, als wären sie nach einem Plan angelegt worden.
Doch mein Hauptaugenmerk galt der Straße, die vor uns lag. In der Welt der Menschen hätte ich sie für eine Handelsstraße gehalten, doch hier war das schwer zu sagen. Ich sah allerhand schwer beladene Wägen und die verschiedensten Reittiere, die vor allem in südlicher Richtung unterwegs waren. Die Reisenden, die sich nach Norden bewegten reisten überwiegend mit leichterem Gepäck.
Als ich näher kam bemerkte ich außerdem, dass mich die Reisenden schon seit einiger Zeit gesehen hatten und mich unruhig im Blick behielten, sich aber offenbar Mühe gaben das nicht zu offensichtlich zu zeigen. Die schnellen Blicke, die sie mir immer wieder zuwarfen, um sich dann wieder der Straße vor ihnen zuzuwenden, ließen nicht auf Desinteresse schließen, sondern auf Scheu oder sogar Angst. Wie viele Horndämonen mochte es geben, die wie ich fliegen konnten? Wenn die Reisenden auf der Straße sonst nur die Wächter kannten war es kein Wunder, dass sie nicht unbedingt meine Aufmerksamkeit erregen wollten. Oder konnten alle Horndämonen fliegen und die Reisenden hatten Angst davor von mir Befehle zu bekommen?
Ich ließ mich tiefer herabsinken, um einige Kreise über der Straße zu ziehen und tatsächlich verhielten sich die Dämonen unter mir so wie sich jemand verhält, der keinen Ärger mit Obrigkeiten will. Sie taten so als
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