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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Driggs Hilfe schaffte ich es die Böschung oberhalb des Strands hinauf, wo zähes Gras mit messerscharfen Blattkanten die Dünen zusammenhielt. Der Halken hatte aus dem Boot, das er vom Strand heraufgetragen hatte, und einigem Strandgut einen Unterstand zusammengezimmert, der gerade groß genug war, um uns drei und Hund darin unterzubringen. Der Sturm hatte ihm nicht viel Zeit dafür gelassen und als der Wind den Unterstand traf, hielt er wahrscheinlich nur, weil der Halken ihn mit beiden Armen von innen abstützte. Ich sah wenig, was um uns herum passierte. Grelle Blitze zuckten, aber nur selten war Donner zu hören. Der Wind kam in Böen und schien manchmal direkt von oben auf das Boot zu drücken, um uns darunter zu begraben. Er fuhr in den Sand, hob ihn schaufelweise hoch und ließ ihn auf uns niederprasseln. Ein Blitz schlug ganz in unserer Nähe ein und obwohl seine Gewalt uns den Atem raubte und meine Gliedmaßen für einen Moment taub werden ließ, konnte ich nicht anders als seine Schönheit zu bewundern. Blitze in dieser Welt glichen denen in der Welt der Menschen, aber sie waren mehr als nur kurzlebige Entladungen von Elektrizität. Die Blitze hier führten ein eigenes Leben. Im Bruchteil eines Augenblicks erreichten sie das Meer oder das Land und standen dann dort wie ein im Wind zerrissener Faden eines Spinnennetzes. Sie verblassten und verwehten dann vom Wind in unzählige Teile zuerbrochen. Einer dieser Splitter fiel auch direkt vor den Eingang unseres Unterstandes. Dampfend wie Eis in der Wärme eines Backofens und scharf wie zersplittertes Glas lag er einige Sekunden vor uns, bevor er sich knisternd auflöste.
    Den Blitzen folgte der Donner. Die beiden waren nicht aneinander gebunden. Sie schienen sich noch nicht einmal besonders gut zu kennen. Noch Stunden nachdem der letzte Blitz seine Spur durch den Himmel gezogen hatte, krachten einzelne Donnerschläge über uns oder grollten in weiter Ferne.
    Und während all dessen fiel kein einziger Tropfen Regen. Es rieselte auch keine Asche oder Feuer auf uns herab. Die Luft blieb leer und drückend schwül.
    Dennoch war sie danach klarer als zuvor und die Sonne stand gleißend hell am feuerroten Himmel.
    Ich war noch immer wie betäubt und wahrscheinlich wäre ich einfach an Ort und Stelle sitzen geblieben, wenn die anderen mich nicht aus dem Unterstand geschleift hätten. Während meiner Abwesenheit schienen sie sich darüber unterhalten zu haben, was sie als nächstes tun sollten und so schlugen wir ohne weitere Worte darüber zu verlieren den Weg nach Nordwesten ein, um zurück zur Straße zu gelangen, die ohne Zweifel auch das erste Ziel von Gilcris war. Sicherlich würde er ihr nach Norden folgen, bis er auf die Quelle der Hämolithen stieß.
    „ Die Flamme hat dieses Wort ein paar mal erwähnt. Er hat gesagt die Hämolithen sind Steine, die aus dem Blut der Hürnin entstehen, das beim Ritual in diese Welt geschickt wird.“, sagte Drigg.
    „ Das würde bedeuten, dass wir nach Hornhus zurückkehren.“, vermutete ich. „Schließlich findet dort das Ritual jedes Jahr statt. Hornhus muss also die Quelle der Hämolithen sein.“
    Drigg schüttelte den Kopf und erwiderte: „Dorthin oder auf das Sommerfeld. Bei der Schlacht ist bestimmt genug Blut geflossen um daraus eine ganze Stadt zu errichten. Ich frage mich, warum mir die Flamme davon erzählt hat. Es ist fast so, als hätte er damit gerechnet, dass ich ihn eines Tages hier suchen würde.“
    Die Flamme musste ihm noch einiges mehr über das Land der Dämonen erzählt haben und in den kommenden Tagen übernahm Drigg die Führung unserer auf Drigg, den Halken, Hund und mich zusammengeschrumpften Truppe. Ich konnte ihm keine große Hilfe sein, denn ich erinnerte mich plötzlich wieder daran, dass ich irgendwo im Westen aufgewachsen war, dort wo sich in der Menschenwelt die endlosen Wälder ausbreiteten. Dort war das Machtzentrum der Horndämonen, ein gewaltiger Canyon in dessen steile Felswände die Stadt der Horndämonen hineingebaut war.
    „ Dalres.“, rutschte es mir heraus, als ich mich wieder an den Namen den Stadt erinnerte.
    „ Was hast du gesagt?“, fragte Drigg.
    „ Ich erinnere mich wieder an die Stadt in der ich groß geworden bin. Sie heißt Dalres. Weißt du etwas darüber?“
    Drigg dachte eine Weile nach. „Nein, ich glaube nicht. Mein Meister hat nicht viel darüber gesagt, wie die Dämonen leben. Aber er wusste alles darüber, wie sie sterben.“
    Ich schluckte trocken. Als

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