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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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weiter unbeeindruckt in seiner Nase. Anscheinend hielt er es für unter seiner Würde das Sommerfeld zu kommentieren.
    Sirr lachte. „Dieser Plan klingt als hätte ihn irgendein betrunkener Prophet vor tausenden Jahren aus Langeweile vorausgesagt.“
    „ Wenn du einen besseren Plan hast, dann nur heraus damit.“, gab Sarn gekränkt zurück.
    Sirr schüttelte hämisch lachend den Kopf. „Nein, nein, lass es gut sein, alter Mann. Machen wir ruhig einen Spaziergang über das Sommerfeld. Lasst uns herausfinden, ob die Geschichten wahr sind. Das könnte sogar interessant werden.“
    „Was denn für Geschichten?“, wollte Erich wissen, der zwar viel über das Sommerfeld in den Archiven gelesen hatte, aber nichts, was als 'Geschichte' durchgehen könnte.
    Kern, der inzwischen aufgehört hatte in der Nase zu bohren, fasste die Antwort auf seine eigene, unvergleichliche Art zusammen: Er verdrehte die Augen, streckte die Hände in einer verkrampften Haltung nach vorn und murmelte sabbernd „Menschenfleisch!“
    „Menschenfresser?!“, fragte Erich entsetzt.
    „ Viel besser.“, säuselte Sirr genüsslich. „Untote Menschenfresser. Sie werden so saftigen Brocken wie euch nicht widerstehen können.“
    Es machte ihr sichtlich Spaß, das genauer zu erläutern. „Die Schlacht auf dem Sommerfeld wurde mit allem geführt, was als Waffe in Frage kam. Die Allianz der Verräter wusste, dass sie diese Schlacht nicht verlieren durfte und entsprechend entschlossen waren die Truppen. Ich habe von Magiern gehört, die ihre Soldaten in lebendige Fackeln verwandelt haben, die mitten in die Reihen der Hürnin gelaufen sind. Und von anderen, die auch dann noch weiterkämpften, als man bereits ihren Kopf abgeschlagen hatte. Gedärme sollen sich wie Schlangen um die Glieder der Gegner gewickelt haben und Zähne sausten wie Armbrustbolzen durch die Luft. Bei der Schlacht auf dem Sommerfeld war eine Menge Magie mit im Spiel und wenn seitdem nicht jemand mutig und mächtig genug gewesen war, um das Kristallgefüge wieder in Ordnung zu bringen, ist das Schlachtfeld noch immer ein gefährlicher und unberechenbarer Ort.“
    „Könnten wir dann nicht außen herum laufen?“, wollte Erich kleinlaut wissen.
    „ Könnten wir. Wollen wir aber nicht. Zumindest jetzt noch nicht. Wenn wir einmal über das Sommerfeld sind, müssen wir uns keine Sorgen mehr darüber machen, ob man uns verfolgt – auf die eine Art oder die andere. Und so viel ich weiß, gibt es auch gar keinen einfachen Weg nach Süden, der um das Sommerfeld herumführt. Nicht, wenn man einmal den östlichsten Pass überquert hat.“
    „ Warum heißt es eigentlich das Sommerfeld?“, wollte Erich wissen. „Es klingt gar nicht recht nach einem Schlachtfeld.“
    „ Es liegt im Süden.“, antwortete der Halken. „Süden Sommer, Westen Herbst, Norden Winter, Osten Frühling.“
    „ Es gibt also auch ein Frühlingsfeld und so weiter?“, vergewisserte sich Erich, ob er richtig verstanden hatte. Er hatte in den Archiven darüber gelesen, wusste aber nicht mehr, ob das eine erfundene Erzählung oder eine Chronik war.
    „ Ja. Sie trugen diesen Namen bereits lange bevor die Hürnin nach Hornhus gekommen sind. Kelra Ke hat mir einmal erzählt, dass die Felder der Sitz des Königs waren, bevor er einen Thron hatte und sein Reich statt dessen beständig im Verlauf eines Jahres umrundete. In alten Geschichten wird das Frühlingsfeld als ein Land beschrieben, dessen vier Ecken vollständig von Wasser umgeben sind wie eine Burg von einem Graben. Dort soll die Sonne niemals untergehen, Bäume das ganze Jahr über Frucht tragen und Rettung auf all jene warten, die nirgends mehr auf Rettung hoffen können.“
    „ Klingt nach einem guten Ziel.“, sagte Erich.
    „ Pah! Märchen und Wunschträume!“, spottete Sirr. „Viele Hürnin sind auf der Suche nach dem Frühlingsfeld gestorben oder verschollen. Und das in einer Zeit, als man sie am dringendsten gebraucht hätte.“
    „ Die Geschichten mögen übertrieben sein, aber den Ort selbst muss es geben.“, setzte ihr Sarn entgegen. „Im Nordosten ist das Land schwierig zu bereisen. Bevor man zum Meer kommt, ziehen sich viele Spalten, Klüfte und Risse durch die Erde. Dort gibt es noch viel, was lange niemand mehr zu Gesicht bekommen hat. Eine verlassene und seltsame Gegend.“
    „ Und die anderen beiden Felder?“, fragte Erich.
    „ Es gibt ein paar wenige Anspielungen auf das Herbstfeld. Dort sollen sich die Gräber der alten Könige

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