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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwenkte nach links und der letzte nach rechts, um Abu Dun und ihn in die Zange zu nehmen. Anscheinend wussten die Machdiji genau, wer sie waren. »Soll ich das jetzt als Kompliment ansehen?«, knurrte Abu Dun, indem er seinen Säbel hob und ihn den heransprengenden Kamelreitern wie zur Begrüßung entgegenstreckte.
    Andrej sparte sich eine Antwort und griff unter den Mantel, ertastete aber nichts als die leere Schwertscheide und erinnerte sich erst dann wieder daran, dass er den kostbaren Saif auf dem Achterdeck der Elisa verloren hatte. Abu Dun war mit zwei Schritten bei dem Machdiji, den das Krokodil überrollt hatte, versetzte ihm vorsorglich eine Kopfnuss, damit er auch weiter liegen blieb, und zog das Schwert aus seinem Gürtel, um es Andrej mit dem Griff voran zuzuwerfen.

Kapitel 15
    Der Kampf dauerte noch fast eine Stunde, und obwohl ihn Sharifs Männer am Schluss gewannen, war die Bilanz doch verheerend. Die Hälfte von Fernandes’ Schiffsbesatzung und ein gutes Viertel der Janitscharen waren tot oder verschwunden, und von den Überlebenden war kaum einer ohne Verletzungen davongekommen. Noch bis lange nach Sonnenuntergang hatten Sharifs Soldaten und die überlebenden Besatzungsmitglieder der Elisa das Ufer und den breiten Schilfstreifen abgesucht und auch tatsächlich noch einige wenige Überlebende gefunden. Aber die meisten der Männer, die es nicht an Land geschafft hatten, blieben verschwunden, ertrunken und von der Strömung davongetragen, eingeklemmt im immer noch brennenden Wrack des Schiffes oder von den Krokodilen gefressen, die in immer größerer Zahl aufgetaucht waren, als hätte sich die Nachricht von dem unerwarteten Festmahl am Ufer des Nil herumgesprochen. Schließlich waren es so viele geworden, dass Sharif seinen Männern befohlen hatte, ihre Musketen zu nehmen und auf die gefräßigen Krokodile zu schießen.
    Natürlich prallten die meisten Kugeln einfach vom Schuppenpanzer der Ungeheuer ab, ohne mehr anzurichten, als sie zu erschrecken oder allerhöchstens ein bisschen zu ärgern. Aber vielleicht tat es wenigstens den Männern gut, dachte Andrej, die auf diese Weise zumindest das Gefühl hatten, jemanden für das bezahlen zu lassen, was ihnen widerfahren war.
    Noch in Sichtweite des Ufers und des brennenden Schiffes, aber an einem Platz, dessen Umgebung sie in alle Richtungen überblicken konnten, um sicher zu sein, nicht noch einmal aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden, ließ Sharif die überlebenden Männer ein provisorisches Nachtlager aufschlagen. Ihre gesamte Ausrüstung war verloren, aber es gelang ihnen zumindest, einige kleine Feuer zu entzünden, die weder der Dunkelheit oder der Kälte noch der hereinbrechenden Nacht Einhalt gebieten konnten, ihnen aber wenigstens die Illusion von Sicherheit gaben.
    Andrej hatte eine Zeit lang geholfen, die am schwersten Verwundeten zu versorgen, bei denen es sich fast ausschließlich um Männer handelte, die an Land verletzt worden waren, wo der Kampf mit unerbittlicher Härte weitergetobt hatte. Es waren nicht einmal besonders viele – nicht, wenn er bedachte, dass praktisch zwei kleine Armeen aufeinandergeprallt waren. Die Machdiji hatten ihre Verwundeten und – soweit ihnen die Zeit dafür geblieben war selbst ihre Toten mitgenommen.
    Nachdem die Janitscharen den ersten Schock über die selbstmörderischen Angriffe der Machdiji einmal überwunden und sich wieder zu einer koordinierten Verteidigung zusammengefunden hatten, war es beinahe leichtgefallen, die schlecht bewaffneten und noch schlechter ausgebildeten Angreifer zurückzuschlagen. Dennoch war der Blutzoll gewaltig, den dieser Abend von Sharif und Fernandes gefordert hatte. Es sollte Andrej nicht wundern, wenn der Hauptmann am nächsten Morgen das Ende dieses so katastrophal fehlgeschlagenen Unternehmens verkündete und sie den Rückmarsch antraten.
    Sie hatten keinen Arzt dabei, doch zur Ausbildung der Janitscharen musste es wohl auch gehören, die typischen Verletzungen zu behandeln, die sich Männer auf dem Schlachtfeld zuzogen. Andrejs Hilfe wurde nur selten benötigt, und wenn man es genau nahm, sogar nur ein einziges Mal, als er in einen Mann hineinlauschte und feststellte, dass sein Leben nicht mehr zu retten war, obwohl er nur ein paar oberflächliche Wunden aufzuweisen schien. Nachdem er kurz mit ihm gesprochen und sein Einverständnis eingeholt hatte, erlöste er ihn von seinen Qualen.
    »Das wäre nicht nötig gewesen, Andrej«, sagte eine Stimme hinter ihm, als

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