Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
konnte sie das nicht mehr. Vielmehr musste sie davon ausgehen, dass ich, da ich der MORRIGAN begegnet und noch am Leben war, eine Todesgöttin auf meiner Seite hatte. Und dass es möglicherweise an ihr und nicht an mir lag, dass BRES gestern Nacht nicht »nach Hause gekommen« war. Diese Schlussfolgerung hätte jedoch vorausgesetzt, dass sie von BRES ’ gestrigem Besuch bei mir wusste.
»Wie viele aus Ihrem Zirkel helfen AENGHUS ÓG dabei, mir das Schwert abzujagen?«
Ihre Züge wurden undurchdringlich. »Tut mir leid, aber darauf kann ich nicht antworten.«
Bingo, wie man in den Gemeindesälen mittwochabends immer sagt. »Das ist aber bedauerlich. Wo wir doch gerade so offen und ehrlich miteinander gesprochen haben.«
»Wir können gerne offen und ehrlich über andere Themen reden.«
»Das bezweifle ich. Für mich klingt es ganz so, als seien Sie mit AENGHUS ÓG verbündet.«
»Ich bitte Sie.« Die Hexe verdrehte die Augen. »Wie ich gestern schon am Telefon sagte: Wenn das zuträfe, warum sollten wir ihn dann demütigen wollen?«
»Verraten Sie es mir, Malina Sokolowski.«
»Also gut. Wir wollen nichts mit den TUATHA DÉ DANANN zu schaffen haben. Sterbliche, die sich auf einen Handel mit ihnen einlassen, finden nur selten ein glückliches Ende. Und wenngleich wir wohl kaum zu den Durchschnittssterblichen zählen, kämpfen wir trotzdem nicht in der derselben Gewichtsklasse wie sie, wenn ich mir diese Metapher aus dem Boxsport erlauben darf.«
»Sie sei Ihnen ausnahmsweise gestattet. Allerdings fände ich es amüsanter, sich von nun an des Internetslangs zu bedienen und es etwa folgendermaßen auszudrücken: ›Wenn wir gegen die TUATHA DÉ DANANN antreten würden, wären wir ziemlich schnell pwned ‹.«
Sie lächelte mich an, denn ihr war klar, dass ich einen Scherz gemacht hatte, auch wenn sie ganz offensichtlich keinen blassen Schimmer hatte, was pwned bedeutete.
»Wir würden Ihnen gerne helfen, Mr. O’Sullivan. Wir glauben, dass AENGHUS ÓG sehr ungehalten reagieren wird, wenn er den wahren Grund für seine Impotenz erfährt, und sein Zorn wird sich vermutlich ebenso gegen uns richten wie gegen sie. Sollten Sie also gegen ihn kämpfen, möchten wir gerne sicherstellen, dass Sie am Ende der Sieger sind. Es stellt sich nur die Frage, wie wir Ihnen dabei behilflich sein können.«
Nie und nimmer würde ich mir von ihnen »helfen« lassen. Ich war mir sicher, dass dieser Schuss nach hinten losgehen würde. Dennoch war es die perfekte Gelegenheit, sie ein wenig auszuhorchen.
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, erwiderte ich. »Erzählen Sie mir von den Zoryas, die Sie erwähnt haben. Sind sie die Quelle Ihrer Kraft?«
»Wann habe ich die Zoryas erwähnt?«
»Sie haben bei ihnen geschworen, als sie Emily gedroht haben.«
»Ah. Also, die Zoryas sind Sternengöttinnen, die in der gesamten slawischen Welt bekannt sind. Der Mitternachtsstern, Zorya Polunotschnaja, ist die Göttin des Todes und der Wiedergeburt, und wie zu erwarten, hat sie als solche einiges mit Magie und Weisheit zu tun. Sie verleiht uns viel von unserem Wissen und unserer Kraft, aber die beiden anderen Zoryas sind ebenfalls sehr hilfreich.«
»Faszinierend«, sagte ich und meinte es durchaus ernst. Ich hatte bisher kaum etwas über die Zoryas gehört – alte slawische Gottheiten waren während meiner Reisen nur selten Gegenstand von Unterhaltungen gewesen. Ich musste bei Gelegenheit etwas Recherche betreiben. »Mit Ritualen, die den Mond betreffen, haben Sie also nichts am Hut?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist eine andere Form der Magie.«
»Dann habe ich keine Ahnung, wie Sie mich unterstützen können. Was hatten Sie denn so im Sinn?«
»Nun, da Sie selbst sehr bewandert in puncto Verteidigungseinrichtungen zu sein scheinen …« Sie deutete auf die Stellen im Raum, wo sie die Bannzauber spürte. »… könnten wir Ihnen vielleicht beim Ausbau Ihrer Offensivkräfte helfen. Auf welche Art wollen Sie AENGHUS ÓG angreifen?«
Glaubte sie ernsthaft, dass ich ihr darauf antworten würde? »Ich denke, ich werde einfach improvisieren.«
»Nun, wir könnten Ihre Geschwindigkeit erhöhen.«
»Nicht nötig, aber trotzdem vielen Dank.«
Malina runzelte die Stirn. »Ich bekomme langsam das Gefühl, Sie wollen unsere Hilfe gar nicht.«
»Das ist korrekt. Ich bin Ihnen jedoch sehr dankbar für das Angebot. Das ist wirklich nett von Ihnen.«
»Warum lehnen Sie unsere Hilfe ab?«
»Hören Sie, ich verstehe, dass Sie die
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