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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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wieder fort. Es ist nicht meine Schuld, wütete sie innerlich und stumm. Keiner kann sagen, daß ich schuld bin!
    Doch die bohrende Stimme ließ sich nicht zum Schweigen bringen, auch nicht, als sie auf dem Hügel zurück war.
    Sie trat ins Haus. Arré schrieb irgend etwas. Die Statue des Wächters im Korridor zog ihren Blick auf sich, und sie trat zu ihr hin. Die schwarze Vase auf dem Tisch unter dem Bildnis war mit den weißen und purpurnen Blüten des Gartenspitzkrauts und der Herbstrosen gefüllt.
    Sie starrte in das strengmodellierte Gesicht. Sprichst du zu mir? dachte sie. Sie wartete auf eine Antwort. Doch die leeren Augen sahen sie nicht unter den schweren Lidern, und die steinernen Lippen taten sich nicht auf.
    Schließlich stieg sie die Treppe hinauf und holte ihre Karten unter dem Kopfkissen hervor. Die gehören mir, dachte sie. Die Hexer können sie nicht bekommen, die sind mein, sie sind mein Erbteil. Das hat Arré so gesagt. Meine Mutter hat sie mir gegeben, und davor ihre Mutter ihr, und deren Mutter wieder ... sie stellte sich eine lange Reihe von Frauen vor, manche hochgewachsen, manche klein, einige blond, andere dunkel, die die Karten an Töchter und Söhne weitergaben. Sie hätte gern gewußt, wie weit ihre Linie in die Vergangenheit reichte. Sie umklammerte das Kästchen so fest, daß die Kanten ihr in die Handflächen schnitten. Vielleicht redeten jetzt die Geister jener Frauen zu ihr, Sorren? Wenn du sie nicht benutzen kannst, dann dürftest du sie auch nicht besitzen, die Karten, sagte die innere Stimme. Du hast kein Recht auf sie. Du mußt sie entweder hergeben oder lernen, wie man sie benützt.
    Einen Fuß zögernd vor den anderen setzend, wanderte sie aus dem Haus und auf den Tanjo zu.
    Der Wachtposten am Tor zum Tanjo stellte ihr überhaupt keine Fragen. »Dorthin«, sagte er und wies auf die dichtgedrängte wartende Menge. Sie ging über das weiße Pflaster zu der Stelle, wo die Akolythen die Menschen zurückhielten, und dachte dabei an das, was Marti Hok gesagt hatte: daß die Hexen sie zu nichts zwingen könnten, was sie nicht tun wollte. Sie flüsterte Entschuldigungen, während sie sich durch die Wartenden drängte. Ein Akolyth mit so dunkler Haut, daß sie wie aufgemalt aussah, schob die Hand vor, damit sie nicht weitergehen könne.
    »Name der Person!« sagte er.
    »Was?«
    »Name der Person, über die du Erkundigungen einziehen willst«, sagte er.
    »Ich will keine Erkundigungen über irgendwen«, sagte Sorren. »Eine Wahrheitsfinderin hat mir gesagt, ich soll zu ihr kommen.«
    »Ach wirklich?« sagte er gedehnt. »Welche denn?«
    »Ich weiß ihren Namen nicht. Sie hat lange schwarze Haare und eine wunderschöne Stimme.«
    Die Augenbrauen des Akolythen kletterten seine Stirn hinauf. »Und was sollte die Wahrheitsfinderin des L'hel mit sowas wie dir wollen?«
    Seine Ungläubigkeit ließ Sorrens Temperament aufflammen. »Warum gehst du nicht und fragst sie?«
    Er schnaubte. »Schön dumm würde ich dann dastehen. Sie heilt gerade!«
    »Und noch dümmer wirst du dastehen, wenn du mich nicht reinläßt«, sagte Sorren. »Sag ihr, daß Sorren aus dem Haus der Arré Med gekommen ist.« Sie wandte sich so, daß er das Armband der Leibeigenen an ihrem linken Arm sehen konnte. »Oder denkst du, es ist ihr gleich, wenn sie herausfindet, daß du mich hast warten lassen?«
    Er kratzte sich am Kinn. »Warte hier!« sagte er unfreundlich. »Ich bin gleich wieder da.« Mit um die Waden flatterndem Talar eilte er auf den Tempel zu. Sorren wiegte das Kartenkästchen mit beiden Armen. Ihre Kehle war trocken. Die Leute ringsum starrten sie an, ein paar unterhielten sich flüsternd. Rascher, als sie erwartet hatte, war der Akolyth zurück. Er winkte ihr zu. »Komm mit!«
    »Wieso darf die rein?« rief eine große dicke Frau mit einem zerfledderten Strohhut auf dem Kopf. »Ich warte hier seit Sonnenaufgang.«
    Der Akolyth antwortete: »Eine lehi wünscht sie zu sehen.«
    Sie folgte ihm in der Annahme, sie würde durch den Tanjobau gehen müssen. Sie war in ihrem Leben nur dreimal im Innern gewesen, und die Vorstellung, in dieses dunkle, weihrauchgeschwängerte Gebäude treten zu müssen, ließ sie erschauern. Aber der Akolyth steuerte sie außen um den Kuppelbau herum. Sie traten in eine Tür, durchquerten eine Halle mit blauen Fliesen und gelangten mitten in einen Garten. »Hier sind die Privatgemächer«, erklärte der Mann. »Alle Hexer, sogar der L'hel, wohnen hier.«
    Der Garten war bezaubernd: es

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