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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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geschlossen (damit hatte sie gerechnet), doch die Tür stand unerwarteterweise weit offen, und sämtliche Bodenmatten lagen vor dem Häuschen im Schmutz.
    Das war ein Brauch im Galbareth, wenn einer gestorben war, wurden sämtliche Matten hinausgetragen und alle Häuser des Dorfes wurden ausgefegt und gesäubert ... Dobrin stammte aus dem Galbareth ... Schneckenlangsam kroch der Gedanke in Paxes Hirn herum. Sie keuchte, als habe jemand sie heftig in den Rücken gestoßen, und begann zu laufen.
    Sie glitt in Dobrins Kate, ohne sich die Stiefel auszuziehen. Der Tisch war hochkant aufgestellt; die Statue des Wächters lag auf der Seite, und die Blütenzweige lagen zertreten auf den Bodenbrettern. Das Gemach war nicht leer. Gavriénna, der Zweite Wachhauptmann, stand in der Mitte des Raumes, und Tränen liefen ihr die Wangen herab.
    Sie sagte: »Er hat gesagt, du wirst kommen. Da!« Sie reichte Paxe etwas hin – einen Brief, und Paxe nahm ihn.
    »Ist er tot?« fragte sie.
    Gavriénna schüttelte den Kopf. »Er ist fort. Aus dem Brief wirst du alles erfahren.« Sie ging aus dem Haus. Paxe riß den Brief auf.
    Paxe – stand da –, du behältst recht, ich habe mich geirrt. Ich habe meine Pflicht gegenüber dem Hause erfüllt, dem ich diente, und nun gehe ich fort. Ich werde in den Galbareth heimkehren und werde ein Bauer sein und lege meine Waffen nieder. Ich habe Gavriénna gebeten, meinen Platz als Meister im Hof zu übernehmen, bitte hilf ihr, wenn du dich dazu überwinden kannst. Sie ist schuldlos und hat mit den Absichten der Ismeninas ebensowenig zu schaffen gehabt wie ich. Laß es dir gutgehen, Freundin. – Dobrin.
     
    Arré saß in ihrem Arbeitszimmer. Sie hatte die Nacht zuvor nicht gut geschlafen. Und als Sorren ihr das warme Waschwasser aufs Zimmer brachte, war sie hellwach und saß aufrecht in ihrem Bett. Und nun bemühte sie sich (mit recht geringem Erfolg), die Pläne zu studieren, die ihr ihre Stadtinspektoren am frühen Morgen durch fliegenden Boten hatten zustellen lassen – ganz als hätte sie nicht über wichtigere Dinge nachzudenken! Sie schubste die Rollen von sich fort, und sie landeten auf dem Boden und schrumpften zusammen wie altes Laub. Lalith trat mit einer Schüssel voll Fischküchlein ins Zimmer und starrte auf die Papiere, zitternd, als könnten die sie beißen.
    »Soll ich das aufheben, Herrin?« fragte sie.
    »Nein. Laß es liegen!« Lalith zuckte die Achseln, reichte ihr die Schüssel und verschwand. Arré knabberte an einem Fischplätzchen und starrte finster auf den Boden. Sie wollte mit Paxe reden – nicht, daß sie irgendwas zu sagen hätte, denn was konnte sie schon sagen? – nein, nur um sicherzugehen, daß mit ihr alles in Ordnung war.
    Sorren pochte an den Türpfosten.
    »Komm rein!« befahl Arré. »Und heb mir die Zeichnungen auf. Bitte!«
    Sorren fischte die Rollen auf und legte sie auf den Tisch. »Ich geh einkaufen«, erklärte sie.
    Arré machte eine Handbewegung zu ihrer Truhe hin. »Du weißt doch, wo die Geldschnüre liegen. Nimm dir selber was!«
    Sorren trat an die Truhe, nahm sich eine Schnur heraus und schloß den Deckel wieder. Sie blieb dort stehen und ließ die Schnur durch die Finger gleiten. Die Bontas klirrten.
    »Hast du Paxe heut morgen schon gesehen?« fragte Arré. Das Mädchen schüttelte den Kopf. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und auf ihrem hellen Teint wirkten sie wie Prellungen. Sie findet ebenfalls keinen ruhigen Schlaf, dachte Arré. Keiner von uns schläft gut.
    »Wo kaufst du heut ein?« fragte sie.
    »Wo ich meistens hingehe«, antwortete das Mädchen. »Zum Flußmarkt.«
    »Im Hok-Bezirk. Gut. Ich möchte, daß du dich gut umschaust und mir dann berichtest, wie groß der Schaden ist. Du kannst auch ins Isara-Viertel und in das der Jalaras gehen.«
    Sorren nickte. Sie befeuchtete sich die Lippen mit der Zungenspitze. »Hätten die Hexer gestern diese Kämpfe verhindern können?« fragte sie.
    »Ich sehe nicht, wie«, sagte Arré. »Außer wenn sie sich den Aufrührern entgegengeworfen hätten, und auch das würde vielleicht nichts genutzt haben.«
    »Wenn sie aber vorher was davon gewußt hätten?«
    »Dann, nehme ich an, hätten sie was sagen können – aber wie hätten sie vorher etwas wissen können, wenn es dann nicht geschehen wäre?« Arré erinnerte sich an die Geschichte, die ihr der L'hel im Tanjo erzählt hatte, die von den verschiedenen Zukunftsmöglichkeiten, die die Seher des Tanjo erblickt hatten. Sie überlegte, ob das

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