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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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wie toll, weil meine Mutter mir gerade gesagt hatte daß wir nach Shanan zu meinem Vater gehen würden. Ich lief und lief, bis ich umfiel. Ich hatte damals diese Kette um. Heiliger Wächter! Senta, kein Wunder, daß ich ihr nicht folgen kann! Das Mädchen macht keine Gedankenreisen, sie sieht! Aber sie sieht nicht die Zukunft, sie sieht die Vergangenheit. Nicht ich sollte hier sein, um zu helfen, sondern Tukath!«
    Von der Tanjokuppel herab kam ein roter Vogel geflogen und ließ sich auf Sentas Schulter nieder. »Nicht jetzt, Leeka«, sagte sie, und der Vogel flog mit einem traurigen Gurren fort. »Davon habe ich noch nie etwas gehört«, sagte Senta. »Ein Fernreisender, der in die Vergangenheit reist ...«
    »Sie ist keine Fernreisende. Wenn sie das wäre, dann würde ich ja mit ihr gehen können. Sie ist eine Seherin.«
    Sorren runzelte die Stirn. Sie haßte es, wenn man über ihren Kopf hinweg über sie sprach. Senta sagte: »Sorren, vergib uns! Aber du bist – oder vielmehr deine Gabe ist – wie nichts, von dem wir je gehört haben. Hattest du jemals das Gefühl zu wissen, was geschehen wird? Und es ist dann eingetroffen?«
    »Nein«, sagte Sorren.
    »Keine Vorahnung von Freude oder Unheil?«
    »Nein.«
    »Wir sollten ganz bestimmt Tukath fragen, ob er je von so etwas gehört hat«, sagte Senta und stand auf. Auch Rinti rappelte sich aus dem Gras auf. »Komm mit!« sagte er.
    Sorren faltete die Arme über der Brust. »Wohin gehen wir?« Sie war keiner der Tempelzöglinge, und sie würde sich nicht herumschubsen und herumkommandieren und irgendwohin bringen lassen. »Wer ist Tukath?« fragte sie.
    Senta gab ihr Antwort. »Tukath-no-Amani ist unser Seher, und er ist sehr weise. Und wenn du auch eine Seherin bist, dann weiß er das bestimmt. Willst du mitgehen und ihn kennenlernen?« Sie streckte Sorren beide Hände hin. »Du kannst jederzeit fortgehen, Sorren. Aber wenn du lernen willst, wie du deine Karten benutzen kannst, dann solltest du hierbleiben.«

19. Kapitel
     
    Tukath-no-Amani bewohnte ein Zimmer hinter dem Tanjo. Die blaugekachelte Halle war still und sauber und erinnerte Sorren ein bißchen an das Haus der Ismeninas. Sie konnte sich zwar nicht vorstellen, daß sie sich hier je zu Hause fühlen würde, doch sie hatte jetzt keine Furcht mehr; eigentlich war sie vorwiegend neugierig, und sie hätte gern gewußt, wie viele Menschen hier lebten. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Hexen es in Kendra-im-Delta gab.
    Die Gänge dufteten nach irgendeinem schwachen Parfüm, das sie nicht einzuordnen vermochte. Senta schritt mit weiten Schritten vor ihr her, während Rinti an ihrer Seite trabte. »Wie alt bist du?« fragte er.
    »Siebzehn.«
    »Und wie lange lebst du schon hier in der Stadt?«
    »Sieben Jahre.«
    »Ist deine Begabung in dir wachgeworden so etwa zu der Zeit, als deine Regelblutungen einsetzten?«
    Sorren blickte auf ihn hinab; sie war erstaunt. Sie hatte bisher gedacht, daß über die Blutungen nur Frauen sprächen. »Ja«, sagte sie.
    »Und warum bist du dann nicht früher zu uns gekommen?« Er schrie sie fast an.
    Senta drehte sich um, und ihr langes Haar flog wie eine schwarze Wolke um ihren Kopf. »Rinti, laß das Mädchen in Ruhe! Ihre Gründe sind ihre eigene Angelegenheit.«
    Rinti blickte mürrisch drein über die Zurechtweisung, und Sorren fragte: »Was für einen Unterschied würde das gemacht haben?«
    Zwischen seinen Brauen bildete sich eine tiefe Falte. »Was soll das heißen, was für ein Unterschied? Du besitzt eine Gabe, von der keiner von uns je zuvor etwas gehört hat. Du kannst in die Vergangenheit schauen. Bedenke doch nur, wie wertvoll solch eine Begabung sein könnte, wenn man sie entwickelt. Du könntest durch die ganze Geschichte Aruns zurückwandern und uns sagen, was geschehen ist, was wirklich war, und du könntest uns die Geheimnisse und Rätsel enthüllen, von denen wir nichts wissen oder die uns verschlossen bleiben. Wir könnten von dir erfahren, wie der Ur-Lehrmeister gestorben ist. Darüber wurden niemals Berichte angefertigt!«
    »Wer war das, und was hat er gelehrt?« fragte Sorren.
    »Er errichtete den ersten Tanjo in Elath«, sagte Rinti voller Ehrfurcht, »und sein Name lautete Sefer. Du könntest die alten Kriege schauen, erkennen, wie sie passiert sind, auf daß wir Krieg mit Sicherheit vermeiden lernen. Du könntest deine Familie schauen – würde dir das nicht gefallen?«
    Sorren mußte schlucken. »Könnte ich den Roten Clan sehen?«
    »Gewiß doch.

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