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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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sich hoch. »Kaleb ...«
    Stumm schüttelte er den Kopf. Isak entging dies nicht, und er kicherte leise in sich hinein. Imrath, der Posten der Spätwache, blickte betont in die andere Richtung.
    Paxe merkte, wie sich ihre Fäuste ballten. Der Schmerz lief ihr wie eine Flamme den lädierten Arm hinauf. Sie fluchte und entspannte die Hände. Der Schmerz nahm etwas ab. Sie packte Isak mit der rechten Hand am Arm. »Geh!« befahl sie. Gehorsam setzte er sich in Bewegung. Sie schritten nach Norden, Arm in Arm, dicht beieinander wie zwei Liebende; Paxe konnte den Zellengestank an Isaks Kleidern riechen. Geräuschlos wie stets schritt Kaleb an Isaks rechter Seite dahin. Nach einiger Zeit grinste Paxe ihm zu.
    »Ich könnte dir Prügel verordnen für deine Insubordination«, sagte sie.
    Er lächelte. »Du wirst aber nicht«, sagte er. »Ich bin Wachoffizier. Außerdem – wen würdest du denn dazu bringen, es zu tun?«
    Ein Kastanienverkäufer schlurfte an ihnen vorbei, und der Duft der gerösteten Kastanien erfüllte die Luft. Isak sog die Luft durch die Nase. »Das wird mir fehlen«, sagte er.
    Paxe runzelte die Stirn. Sie hätte ihm am liebsten gesagt, er solle schweigen. Doch das erschien ihr als unnötig grausam.
    Der Verkehr wurde dichter; sie näherten sich dem Stadttor. Es war Paxe nie zuvor aufgefallen, wie kurz die Strecke war. Ein Läufer fädelte sich zwischen den Karren hindurch, seine Arme waren voll Papierrollen, und sie fragte sich, ob dies die Verbannungsverkündigung war. Hinter ihnen hing die noch zögernde Sonne am Himmelsrand, doch der Himmel vor ihnen war zu Blau gedunkelt. Der Verkehr floß stadteinwärts, und die Leute drängten sich, um noch vor Torschluß in die Mauern zu gelangen.
    Paxe konnte fühlen, wie verkrampft Isak war, sie spürte es im Griff ihrer Hand an seinem Arm. Er spähte von einer Seite zur anderen. Suchte er jemanden? Spähte er nach einem Komplizen, der ihm helfen könnte? Doch während sie seinem sich drehenden Kopf argwöhnisch folgte, kam sie zu dem Schluß, daß er sich nicht nach irgendeiner Person umsah. Er schaute sich nur die Stadt noch einmal an.
    »Hofmeisterin«, sagte er plötzlich, »bitte, können wir anhalten?«
    »Warum?« fragte Kaleb scharf.
    Doch Paxe blieb stehen. »Halt du ihn fest!« sagte sie. Kaleb packte Isaks rechten Arm. Sie streckte die Finger. Isak schaute in die Menschenmenge. Eine hochgewachsene Asechfrau trieb eine Herde Geißen durch das Tor, erblickte Kaleb und rief ihm etwas in der Asechsprache zu.
    Er antwortete in der gleichen Sprache, und die Frau grinste.
    »Du kennst sie?« fragte Isak.
    »Wir sind von einem Stamm«, gab Kaleb zurück.
    Eine Kinderschar spielte an der Flanke des Wachhauses Fangen. Isak straffte die Schultern. »Hofmeisterin«, sagte er gleichfalls sehr knapp, »würdest du für mich eine Nachricht übermitteln? An Sorren?«
    Paxe ergriff seinen Arm wieder, um ihn zum Weitergehen zu veranlassen. »Das kommt darauf an«, sagte sie.
    »Oh, sie wird es gern hören«, sagte der Tänzer. »Sag ihr, es tut mir leid, daß sie in all das hineingezogen worden ist. Und sage ihr, sie ist eine viel bessere Trommlerin als Itaka.«
    Paxe nickte. »Und für deine Schwester?« fragte sie plötzlich.
    Isak lächelte sardonisch. »Ich habe nichts zu Arré Med zu sagen über das hinaus, was bereits in der letzten Nacht gesagt wurde.«
    »Ich verstehe«, sagte Paxe.
    Kaleb murmelte etwas in sich hinein.
    Sie waren fast am Torwächterhaus angelangt. Die Wachen ließen die letzten Fahrensleute durch. Der Torhauptmann sah sie und zeigte auf das kleine Tor. Es stand in geringer Entfernung vom Großen Stadttor und war genaugenommen kein Tor, sondern nur ein Türschlupf, gerade breit genug für eine Person, viel zu schmal für Pferd und Wagen.
    Vor Jahrzehnten hatte die Stadt durch diese kleinen Tore Späher in das von den Asech besetzte Land geschickt. Aber schon vor Paxes Zeit war der Schlupf nicht mehr gebraucht worden, und die Angeln hatte man verrosten lassen. Paxes Vorgänger Kemmeth hatte die Reparatur befohlen, und auf Paxes Befehl hin ölte man die Angeln regelmäßig. Es gab da sogar ein eigenes Fallgatter, das die Wachen hin und wieder herunterließen, um es zu säubern, doch normalerweise blieb es oben.
    »Gute Idee«, sagte Paxe zu Kaleb. »Dein Einfall?« Er hob eine Schulter hoch, was bei den Asech eine Verlegenheitsgeste bedeutete. Ein Posten machte sich vom Haupttor her auf und kam an den kleinen Durchschlupf. Kaleb trat neben ihn,

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